Vom Medikament zur Droge

Drei Teenager bewusstlos! Warum das Schmerzmittel Oxycodon so gefährlich ist

Prescription pill bottle containing oxycodone and acetaminophen are shown in this June 20, 2012 photo. THE CANADIAN PRESS/Graeme Roy (Canadian Press via AP Images)
Der Wirkstoff Oxycodon wird zur Therapie starker Schmerzen verschrieben.
Graeme Roy, picture alliance, AP Images

Drogen-Drama in Hamburg: Drei Jugendliche nehmen in einer Kleingartenkolonie ein Schmerzmittel, um sich zu berauschen. Kurze Zeit später werden sie leblos am Boden liegend von einem Spaziergänger aufgefunden. Nach Informationen der Bild-Zeitung soll es sich bei der eingenommenen Substanz um Oxycodon handeln, die Betroffenen sind Schüler, zwei Jungen im Alter von 17 Jahren und ein Mädchen im Alter von 14. Alles drei kamen ins Krankenhaus, einer der beiden Jungen musste offenbar reanimiert werden.

Medikament auf Opium-Basis

Aber was ist Oxycodon eigentlich - und wie kamen die Jugendlichen an die Tabletten? Bei Oxycodon handelt es sich um ein Medikament auf Opium-Basis, das zur Behandlung von starken Schmerzen angewendet wird, informiert der Pharma-Dienst "Gelbe Liste". Der Vorteil gegenüber Morphin: Es hat eine etwa dreimal höhere orale Bioverfügbarkeit.

Das heißt: Von dem Wirkstoff kommt deutlich mehr im Körper an als bei Morphin. Oxycodon kann unter anderem deswegen in eine starke Abhängigkeit führen.

Altenpflegerin Ann-Kristin Karneil kann davon ein Lied singen. Sie bekam Oxycodon wegen Rückenschmerzen verschrieben - und rutschte in die Sucht. Wie sie es schaffte, dem Kreislauf zu entkommen, sehen Sie im Video:

IM VIDEO: Oxycodon - Wenn Medikamente abhängig machen

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Oxycodon-Krise in den USA: Pharma-Firma gab falsches Suchtpotenzial

Die Oxycodon-Welle begann in den 1990er-Jahren in den USA. Damals drängte die berüchtigte, inzwischen insolvente Firma Purdue Pharma mit ihrem Oxycodon-Schmerzmittel Oxycontin auf den Markt - der Urknall für eine regelrechte Sucht-Krise. Denn Purdue gab das Suchtpotenzial von Oxycontin fälschlicherweise als niedrig an, US-Ärzte verschrieben die Mittel daher selbst bei moderaten Schmerzen freizügig.

Lese-Tipp: Hamburg – Tödliche Drogen-Party - Mann (22) leblos in Hotelzimmer gefunden

Die Folge: Patienten wurden massenweise abhängig. Wenn sie Oxycodon nach der Behandlung nicht mehr auf Rezept bekamen, besorgten sie es sich oft auf dem Schwarzmarkt, wo sie mit der Zeit auf eine billigere Alternative auswichen: Heroin. Aber auch hierzulande hat sich inzwischen die Zahl der Verschreibungen von starken Schmerzmitteln wie Opioiden mehr als verdoppelt, wie die Ärztezeitung im Juni dieses Jahres berichtete.

Der Oxycodon-Schwarzmarkt in Deutschland blüht

In Deutschland fällt Oxycodon unter das Betäubungsmittelgesetz - ohne Rezept geht nichts. Doch der Schwarzmarkt blüht: Erst im Mai 2022 hatte der Zoll in Schleswig-Holstein bei einer Kontrolle an der A7 den Schmuggel von 6000 Oxycodon-Tabletten mit einem Schwarzmarktwert von 120 000 Euro gestoppt. Ein 33-Jähriger und eine 26-Jährige waren schon am Samstag mit den Tabletten auf dem Weg nach Dänemark. Die Beamten beschlagnahmten die Opioid-Tabletten. (dpa/ija)