Seit 25 Jahren ein Langfinger
Drei-Euro-Diebstahl vor Gericht: Kleptomanin hört einfach nicht auf zu klauen
Es geht um nicht einmal drei Euro!
Weil sie in einem Chemnitzer Supermarkt einen Klebestift mitgehen ließ, muss sich Ina L. (52) vor Gericht verantworten. Für ein Bagatelldelikt vor den Kadi gezerrt zu werden, ist ungewöhnlich. Die Strafakte der gelernten Köchin aber auch: Sie klaut und klaut und klaut – und hört einfach nicht damit auf.
Ina L. ließ Sekundenkleber im Supermarkt mitgehen
Das Amtsgericht Döbeln (Sachsen) ist für Ina L. so etwas wie ein zweites Wohnzimmer. Seit über 25 Jahren ist sie hier Dauergast, wird im Laufe der Zeit 14-mal wegen Diebstahls verurteilt und sitzt zweimal im Knast. Dennoch greift sie immer wieder zu.
„Im Supermarkt hab ich einen Sekundenkleber mitgenommen", sagt die 52-Jährige aus Limbach-Oberfrohna zum aktuellen Fall. „Ich war so blöd, da war die Sicherung drauf, und da hat's gepiepst. Das habe ich nicht gesehen." Für 2,99 hätte sie den Kleber auf legalem Weg erwerben können, aber am Geld scheitert es nicht: Ina L. ist Kleptomanin.
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Kleptomanen sind nach dem Diebstahl erleichtert
„Das klingt jetzt krass, aber alle Hilfen haben nicht richtig angeschlagen", erzählt sie RTL-Reporter Frank Vacik. Dass sie jetzt wegen knapp drei Euro vor Gericht steht, findet die 52-Jährige zwar „lächerlich". Der Hintergrund ist ihr allerdings bewusst: „Ich bin vorbestraft. Die wollen ein Zeichen setzen."
Therapeuten haben bestätigt, dass Ina L. unter dem krankhaften Drang zu stehlen leidet. „Auffällig ist meistens, dass vor dem Diebstahl eine ganz hohe Anspannung besteht, die dann durch beziehungsweise kurz nach dem Diebstahl eine Erleichterung findet", erläutert Psychologin Annegret Wolf. „Die Betroffenen wollen sich dadurch wirklich nicht bereichern. Das Diebesgut ist komplett bedeutungslos, sie könnten sich das auch leisten. Das wird dann meistens verschenkt oder weggeschmissen."
Amtsgericht Döbeln: Letzter Warnschuss für Ina L.
Ina L. gesteht den Drei-Euro-Diebstahl im Prozess, zeigt sich einsichtig. Als die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von einem Monat fordert, bricht sie in Tränen aus. „Ich werde nie wieder ein Gefängnis betreten, das ist für mich der absolute Horror", sagt die Kleptomanin.
Und hat am Ende Glück: In den Knast muss Ina L. nicht, die Richterin verurteilt sie zu 1.500 Euro Geldstrafe und spricht von einem letzten Warnschuss.
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Kleptomanin hat exklusive Meinung zum Thema Diebstahl
Zum Thema Diebstahl hat Ina L. aber nach wie vor eine exklusive Meinung: „Eine Ärztin hat zu mir gesagt: ,Solange Sie nicht im Privaten, zum Beispiel in einem Bioladen klauen, die schon so zu rudern haben, dass der Laden nicht überlebt, wird es akzeptiert.'"