Pathologischer Impuls zum StehlenGesundheitslexikon: Kleptomanie

Theft in a supermarket. Foto: PHOTOPQR/LA DEPECHE DU MIDI/JEAN LOUIS PRADELS +++(c) dpa - Report+++
picture-alliance/ dpa, Maxppp Jean Louis Pradels

Wann wird aus einem gewöhnlichen Dieb ein Kleptomane? Was normale Diebe von Kleptomanen unterscheidet, ist der Zwang. Kleptomanie gilt seit 2013 offiziell als Erkrankung aus der Gruppe der Impulskontrollstörungen und zeichnet sich durch wiederholte Diebstähle ohne Motive und Nutzen aus.

Was ist Kleptomanie?

Pathologisches Stehlen ist eine Impulskontrollstörung mit enger Verwandtschaft zu affektiven Störungen sowie Zwangsstörungen. Diebstahlimpulse kennen einige vielleicht aus eigener Erfahrung. Anders als Kleptomanen können sie flüchtigen Impulsen aber widerstehen. Bei Kleptomanen versagt die Impulskontrolle: Sie geben sich dem Diebstahldrang hin. Gestohlen werden in der Regel Dinge, die der Betroffene überhaupt nicht braucht und anschließend oft sogar entsorgt oder verschenkt. Normale Diebstähle dienen der persönlichen Bereicherung. Kleptomanen hingegen wollen sich durch ihr Diebesgut nicht bereichern, sondern stehlen um des Stehlens willen. Die Diebstähle lösen bei den Betroffenen ein Befriedigungsgefühl aus, obgleich sie sich anschließend oft schämen.

Ursachen

Die genauen Ursachen für Kleptomanie sind noch unklar. Das psychodynamische Erklärungsmodell erkennt in ihr eine Entwicklungsstörung der ödipalen Phase. Einige Kleptomanen stehlen zum psychosozialen Stressabbau oder um Aggressionen loszuwerden, für andere stellt das Stehlen eine Ersatzbefriedigung für unterdrückte Wünsche dar. Manche Forscher sehen auch den Reiz, etwas Verbotenes zu tun, als Ursache. Als Impuls- und Affektkontrollstörung kann Kleptomanie aus anderen Erkrankungen der Psyche hervorgehen, so beispielsweise aus

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Symptome

Kleptomanen stehlen zwanghaft. Vor jedem Diebstahl empfinden sie Spannungsgefühle, die sich beim Diebesakt in Erleichterung verwandeln. Doch diese Erleichterung hält nicht lange an, weshalb sie bald wieder stehlen müssen. Ihr Diebesgut bestimmen sie zufällig und abseits aller Motive, ohne Werte oder einen persönlichen Nutzen damit zu verbinden. Trotz Scham können Kleptomanen den Diebeszwang nicht unterdrücken. Dieses zwanghafte Stehlen liegt rund fünf Prozent der deutschen Ladendiebstähle zugrunde und betrifft mehr Frauen als Männer. Von tausend Menschen sind Schätzungen zufolge etwa sechs Kleptomanen.

Diagnose einer Kleptomanie

Die meisten Kleptomanen schweigen aus Scham und Angst vor dem Gesetz über ihren krankhaften Stehlzwang. Die Diagnose erfolgt oft so lange nicht, bis die Betroffenen erwischt werden. Da Stehldrang auch Erkrankungen wie Demenz begleiten kann, sind bei der Diagnostik zunächst körperliche Ursachen auszuschließen. Psychologen schätzen mithilfe von psychologischen Tests mögliche Zusammenhänge mit Zwangs- und Persönlichkeitsstörungen sowie weiteren Erkrankungen der Psyche ein. Falls eine Kleptomanie vorliegt, rechtfertigt diese Diagnose allein vor Gericht keine verminderte Schuldfähigkeit. Die Betroffenen erwartet aus diesem Grund eine reguläre Strafverfolgung im Hinblick auf die Diebstahlsdelikte.

Behandlung/Therapie

In vielen Fällen unterziehen sich Kleptomanen keiner Therapie, bis ein Gericht die Behandlung ihrer Impulskontrollstörung zur Auflage macht. Die Therapie der Kleptomanie entspricht meist einer mehrsäuligen Behandlung. Eine Psychotherapie kann tieferliegende Auslöser des Stehlzwangs ans Tageslicht bringen und kommt daher als Ursachenbehandlung infrage. Noch größere Erfolge hatte in der Vergangenheit die kognitive Verhaltenstherapie. Patienten erhalten im Rahmen der Behandlung die Möglichkeit, ihr eigenes Verhalten und mögliche Beweggründe in neuem Licht zu sehen und neu zu bewerten. Das Ziel ist eine Auflösung der Zwangsgefühle, die Verhaltensanpassungen ermöglicht.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Er enthält nur allgemeine Hinweise und darf daher keinesfalls zu einer Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung herangezogen werden.