Prozessauftakt am Landgericht Bayreuth

Doppelmord von Mistelbach: Hannah (17) nahm Geschwistern Handys ab, damit niemand den Notruf wählen konnte

von Christina Warnat und Michaela Johannsen

"Sie hasste ihre Eltern und wollte sie tot sehen." Ein Satz, der unfassbar erscheint, doch genau das wirft der Staatsanwalt den beiden Angeklagten im Doppelmord-Prozess von Mistelbach vor. Demnach sollen Hannah (damals 16) und ihr Freund Felix (18) gemeinschaftlich den Plan gefasst haben, die Eltern der Teenagerin zu töten. Ihre Geschwister soll die Jugendliche daran gehindert haben, den Notruf zu wählen.

Felix soll mit Skimaske und Stirnmaske ins Schlafzimmer geschlichen sein

Kinderarzt Stephan S.
Kinderarzt Stefan S. und seine Frau Antje hatten keine Chance:. Sie wurden im Schlaf mit einem Messer attackiert und starben am 8. Januar in ihrem Haus in Mistelbach.
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Die beiden Angeklagten lebten zum Tatzeitpunkt gemeinsam im Haus von Hannahs Eltern im fränkischen Mistelbach (Landkreis Bayreuth; Bayern). „Immer wieder soll es zu Streitigkeiten zwischen Hannah und ihren Eltern gekommen sein“, berichtet RTL-Reporterin Michaela Johannsen, die den Doppelmord-Prozess am Landgericht Bayreuth begleitet. „Felix hat sich, so der Staatsanwalt, am Abend schwarz gekleidet, setzte sich eine Stirnlampe auf, um sich zu orientieren, und zog eine Skimaske über. Es sollte wie ein Einbruch aussehen. Dann ging er in das Schlafzimmer der Eltern und hat die beiden brutal getötet.“

Der 51 Jahre alte Kinderarzt Stefan S. und seine 47 Jahre alte Frau Antje sind laut Anklage in der Nacht des 08. Januar diesen Jahres in ihrem Schlafzimmer erstochen worden. „Zuerst stach er brutal auf den Vater ein, die Mutter wurde durch diese Tat geweckt und schrie.“

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Hannah soll Geschwister davon abgehalten haben, Hilfe zu rufen

09.01.2022, Bayern, Mistelbach: Ein Absperrband der Polizei ist vor einem Einfamilienhaus gespannt. Nachbarn hörten Hilferufe - und alarmierten die Polizei: In einem Keller in Mistelbach wurde am Sonntag ein lebloses Paar mit Stichverletzungen gefunden. Foto: News5 / Fricke/NEWS5/dpa-mag +++ dpa-Bildfunk +++
Nachbarn hörten Hilferufe und alarmierten die Polizei. Doch die Einsatzkräfte konnten für das Ehepaar aus Mistelbach nichts mehr tun.
fricke, dpa-mag, Fricke

Während der Tat soll Hannah im Obergeschoss gewesen sein und verhindert haben, dass ihre jüngeren Geschwister Hilfe holten. Die damals 16-Jährige soll ihnen die Handys und das Festnetztelefon weggenommen haben und „hat sogar, als eines der Geschwister den Notruf gewählt hat, einfach aufgelegt“, so die Reporterin.Nachbarn hatten in der Nacht auf Sonntag gegen 1 Uhr den Notruf gewählt, nachdem sie Hilferufe aus dem Haus gehört hatten.

In den Morgenstunden hatte sich Felix selbst der Polizei gestellt, später kam auch seine Freundin in Untersuchungshaft. Nun hat der Prozess gegen die beiden begonnen, die wegen Mordes angeklagt sind. Geplant sind 16 Verhandlungstage, ein Urteil könnte am 16. Dezember verkündet werden.