Ein Kommentar von RTL-Politik-Chef Nikolaus Blome
Zurück in die Zukunft: G7, Nato und die Rückkehr zum Kalten Krieg - und auch die Mächtigen sind ratlos

Fast eine Woche sind jetzt eine Handvoll der mächtigsten Männer und Frauen der Welt im Dauereinsatz: EU-Gipfel, G-7-Gipfel, Nato-Gipfel. Immer mittendrin oder als Gastgeber sogar in einer echten Hauptrolle: Olaf Scholz, der Bundeskanzler. Und immer ganz oben auf der Tagesordnung und wie ein dunkler Schatten über allen Gesprächen: der Krieg in der Ukraine, die Schuldigen, die Opfer – aber auch die Folgen für die Menschen in Deutschland.
Der Krieg macht alle schrecklich ratlos - und das macht Angst
Nach dieser Gipfel-Strecke kann man sagen: Olaf Scholz hat seine Sache nicht schlecht gemacht. Aber auch er konnte nicht verhindern, dass eines Tag um Tag deutlicher wurde: Mögen die Worte der Mächtigen und die Kritik an Russland noch so kernig sein - der Krieg macht alle schrecklich ratlos. Und das macht Angst.
Niemand weiß, wie und wann dieser Krieg endet. Niemand weiß, was Wladimir Putin wirklich will und wo er Halt machen würde. Niemand weiß, wie viele Opfer in der Ukraine noch zu beklagen sein werden und wie lange das Land durchhält. Und niemand weiß, wie gefährlich und teuer der Krieg oder seine Folgen für uns in Deutschland werden. Nicht nur die Ukraine steckt in einem Wettlauf mit dem Winter, der den Krieg immerhin ein wenig bremsen könnte. Auch für Deutschland ist der Winter plötzlich eine kritische Phase: Reicht das Gas zum Heizen und für die Millionen Jobs in den Unternehmen? Derart existenzielle Fragen kannte man gar nicht mehr. (Sehen Sie im Video, was der Kanzler auf diese Fragen im RTL-Interview antwortet)
Völlig offen, wie die nächsten Monate werden - so unerhört unsicher sind die Zeiten
Nur eines scheinen Kanzler Scholz und die anderen Staats- und Regierungschefs zu wissen: Die Zeit, wie sie vor dem Krieg war, kommt so bald nicht zurück, vermutlich ganz lange nicht. Stattdessen bekommt die EU eine Reihe neuer Mitglieder. Nato und Bundeswehr werden in beispielloser Weise aufgerüstet, um wieder auf Landesverteidigung fixiert zu sein. Die Allianz kehrt zurück in die Zukunft, zum alten Geschäft der militärischen Abschreckung, der Gegner steht im Osten. Auch das hat man ganz lange nicht so deutlich gehört, nur wer die Zeit des „Kalten Krieges“ erinnert, der kennt das noch. Zugleich werden neue Partner in der ganzen Welt gesucht, die Deutschland und Europa Gas und Rohstoffe liefern, die man in Putins Russland nie mehr kaufen will. Nur: Überall, wo die Europäer jetzt anklopfen, in Afrika oder Südamerika, da pflegen China und Russland seit langer Zeit schon ihre Beziehungen. Putin ist bei weitem nicht so geächtet in der Welt, wie wir es für selbstverständlich halten würde.
Immerhin: Die Gipfeltreffen von EU, G7 und Nato haben also eine Vorstellung davon entwickelt, wie die Welt und eine durchaus stabile Ordnung der Zukunft aussehen könnten. Aber völlig offen ist, wie die nächsten Monate werden. So unerhört unsicher sind die Zeiten.
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