"Am liebsten würde ich die ganze Welt anschreien"

Video von Angriff auf Einkaufszentrum: Hier schlägt Putins tödliche Rakete ein

Die grüne Wiese, der blaue Teich – es sind Bilder, die überall in Europa hätten entstehen können. Doch die Überwachungskamera, die diesen Park aufzeichnete, hängt nicht irgendwo – sondern in Krementschuk in der Ukraine. Nur kurz ist Frieden, dann schlagen die Raketen ein, die ein Einkaufszentrum in der mittelukrainischen Stadt in Schutt und Asche legte.

Kein Lebenszeichen von der Tochter

Der Angriff auf Krementschuk am Montag (27. Juni) mit mindestens 20 Toten führte der Welt noch einmal vor Augen: Putin schreckt vor nichts zurück. Die Mutter einer jungen Frau, die im Einkaufszentrum arbeitet, würde „am liebsten die ganze Welt anschreien, dass Russland mein Kind getötet hat“, denn von ihrer Tochter gibt es kein Lebenszeichen mehr. Nicht unter den bereits geräumten Trümmern, nicht im Krankenhaus in dem die zahlreichen Opfer versorgt werden müssen.

Mit solchen Angriffen will Russland nach Ansicht vieler Experten die Angst in der Bevölkerung hochhalten. Die nächste Attacke kann überall kommen. Im Einkaufszentrum, im eigenen Zuhause, im Krankenhaus. Für den Politikwissenschaftler Thomas Jäger sind solche Angriffe wenig verwunderlich: Putin kenne nur eine Strategie: Zeigen, dass er bereit ist zu eskalieren und weiterzugehen als alle anderen.

Russland bestreitet absichtlichen Angriff

Russland bestreitet, das Einkaufszentrum absichtlich angegriffen zu haben – und bekommt unerwartete Rückendeckung von britischen Geheimdiensten. Denn es könnte sich tatsächlich um ein Versehen gehandelt haben. Möglicherweise habe die Attacke einem Infrastrukturziel in der Nähe gegolten, heißt es in einem veröffentlichten Update des britischen Verteidigungsministeriums.

Da die Angriffe mit Langstreckenraketen schon in der Vergangenheit ungenau gewesen seien, sei dies keine unwahrscheinliche Option. Dass Russland bei seinen Angriffen allerdings massive Kollateralschäden in Kauf nimmt, sei ebenfalls bekannt. Da Russland einen Mangel an moderneren Präzisionswaffen und deutliche Schwächen bei der Planung seiner Ziele habe, müsse man mit weiteren Angriffe und weiteren zivilen Opfern rechnen, hieß es weiter. (eon mit dpa)