Ein Drittel der Deutschen stimmt dieser Aussage zu
"Die ,Alten' sollen Platz machen" - Studie liefert erschreckende Ergebnisse!
Man ist so alt, wie man sich fühlt, sagt der Volksmund. Wie alt sich ein Mensch fühlt, ist demnach also eine individuelle Angelegenheit. Doch wie sehen das die Menschen in unserer Gesellschaft wirklich? Eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist dieser Frage nachgegangen. Einige Ergebnisse der Studie sind bedenklich.
Antidiskriminierungsbeauftragte: „Müssen Altersdiskriminierung ernster nehmen als bisher“
Ein großer Anteil der Bevölkerung ist älteren Menschen gegenüber negativ eingestellt. Ferda Ataman, Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung, stellte die Studie am 15.12.2022 in Berlin vor. Sie sagte dort, es habe sie erschreckt, wie verbreitet die Ansicht sei, ältere Menschen sollten sich aus der Gesellschaft zurückziehen.
„Offenbar denkt ein signifikanter Teil der Gesellschaft, ich sag’s mal etwas überspitzt: Ältere Menschen hätten zu viel Macht, seien eher rückschrittlich und vor allem einsam und hilfebedürftig“, sagte Ataman dort. Solche Vorstellungen könnten zum Treibstoff für Diskriminierung werden, so die Expertin. Ihr Rückschluss: „Wir müssen Altersdiskriminierung in Deutschland ernster nehmen als bisher.“
Für die Studie wurden im Januar dieses Jahres 2000 Personen ab 16 Jahren befragt. Demnach sind 41 Prozent davon überzeugt, alte Menschen sollten „sich damit abfinden, dass sie alt sind, anstatt zu versuchen, jung zu wirken“. Fast jeder Dritte stimmte Aussagen zu wie, Ältere sollten „Platz machen für die jüngere Generation, indem sie wichtige berufliche und gesellschaftliche Rollen aufgeben“ und „keine Last für andere und die Gesellschaft werden“.
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Völlig falsches Bild von der Anzahl an Pflegebedürftigen ab 70
Insgesamt zeigt sich ein gemischtes Bild negativer und positiver Wahrnehmungen in Bezug auf das Alter: Einerseits ist die Mehrheit der Ansicht, dass die meisten alten Menschen durch gesundheitliche Probleme im Alltag stark eingeschränkt seien, sich nicht mehr auf Veränderungen einstellen könnten und daher Jüngeren unterlegen seien. Auf der anderen Seite sind aber auch fast alle Befragten der Ansicht, es sei möglich, im Alter geistig und körperlich fit zu bleiben. Gleichzeitig wird alten Menschen mehrheitlich ein gelassener und besonnener Umgang mit wichtigen Fragen des Lebens zugesprochen.
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Die Autorinnen der Studie, Eva-Marie Kessler und Lisa Marie Warner von der Medical School Berlin, sprechen sich unter anderem für eine stärkere Vermittlung von Faktenwissen über das Alter aus. Eine große Mehrheit der Befragten ging zum Beispiel davon aus, dass eine viel höhere Zahl an Menschen über 70 im Pflegeheim versorgt werden würde, als es tatsächlich der Fall ist. Medial verwendete Begriffe wie „Überalterung“ oder „Pflegelast“ könnten dem Eindruck einer zahlenmäßigen „Übermacht“ älterer Menschen Vorschub leisten, heißt es in der Untersuchung.
50? 60? 70? Ab wann ist man denn jetzt alt?
Bestimmte Vorstellungen vom Alter könnten auch altersdiskriminierendes Verhalten begünstigen. In der Corona-Pandemie seien ältere Menschen oft einseitig als besonders schutz- und hilfebedürftig oder sogar pauschal als „Alte und Schwache“ dargestellt worden, und manche Äußerung oder Maßnahme zum Infektionsschutz hatte – obwohl gut gemeint – einen bevormundenden Beigeschmack. Als besonders schwerwiegendes Beispiel sind hier die Besuchs- und Ausgangsbeschränkungen in Alten- und Pflegeheimen zu nennen.“
In der Studie ging es auch darum, ab wann Menschen eigentlich als alt gelten. Die Befragten konnten hier offen eine Alterszahl angeben. Am häufigsten wurde mit 27 Prozent die Schwelle zum Alter bei 60 Jahren gezogen, 14 Prozent gaben aber auch 50 an, für 18 Prozent beginnt das Alter erst bei 70. (dpa/ija)