Vom Diesel zur Elektrofähre: Wie sich die Rheinschifffahrt verändert88 Jahre, aber seine Liebe zur Fähre ist geblieben - warum Josef Kirfel einfach nicht loslassen kann

von Sabrina Stander

Fast 50 Jahre war Josef Kirfel Kapitän auf der Rheinfähre zwischen Bonn-Bad Godesberg und Niederdollendorf. Der Rhein war sein Arbeitsplatz, die Fähre sein Zuhause. Mittlerweile ist er 88 Jahre alt – und wieder an Bord.

Promis, Politiker – und Schafe

Josef Kirfel hat nicht nur Fahrgäste über den Rhein gebracht – sondern auch Geschichte erlebt. Als Bonn noch Hauptstadt war, fuhr er viele bekannte Persönlichkeiten: Gerhard Schröder, Sänger Heino, John F. Kennedy – und vor allem Konrad Adenauer. Sieben Jahre lang war Kirfel der Fährmann des Altkanzlers. „Der wollte keine Reihe frei haben auf der Fähre. Er kam morgens um 8:30 Uhr mit einem Motorrad mit Blaulicht“, erzählt Kirfel. „Der hatte abgetragene Anzüge. Der war einfach – einfach.“ Nicht nur Politiker waren an Bord. Auch Schafherden wurden übergesetzt. Diese Tradition gibt es am Rhein übrigens bis heute.

Von Diesel zu Elektro

Früher tuckerte die Fähre mit Dieselmotor über den Fluss. Jetzt fährt sie elektrisch. Seit Februar 2025 ist die „Konrad Adenauer“ die erste rein elektrische Autofähre auf dem deutschen Rheinabschnitt. Josef Kirfel freut sich über die Entwicklung: „Ich finde es besser, ruhiger und umweltfreundlicher.“ Die Überfahrt dauert nur wenige Minuten. Aber für Kirfel war keine Fahrt wie die andere. Die Gespräche mit Fahrgästen, die kleinen Begegnungen – genau das hat ihm gefallen. „Man muss sich mit den Fahrgästen unterhalten, ein bisschen hilfsbereit sein und ein bisschen lustig. Dann geht die Zeit im Nu rum.“

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Zurück im Steuerhaus

Noch immer wird Josef Kirfel an Bord herzlich empfangen. Viele erkennen ihn, andere staunen über seine Geschichten. „Das gibt mir Herzklopfen. Ich würde noch mal anfangen“, sagt er. Und meint es ernst: „Wenn ich nochmal 40 oder 50 Jahre zurückdrehen könnte, würde ich nochmal 20, 30 Jahre fahren.“ Die Stadt hat entschieden: Josef Kirfel darf bis ans Lebensende kostenlos mitfahren. Für ihn bleibt die Fähre mehr als ein Transportmittel – sie ist sein Zuhause.