Erschöpft, müde und geplagt von SelbstzweifelnBurn-on-Syndrom: Kennen Sie die Krankheit? Das sind die Anzeichen

von Selina Römer und Laurien Weinbrenner

Das Burn-out-Syndrom ist den meisten Leuten mittlerweile ein Begriff. Doch aktuell erkranken immer mehr Menschen am sogenannten Burn-on – dabei handelt es sich um eine Zwillingsschwester des Burn-outs. Die Betroffenen leugnen dabei oft aktiv, wie gestresst und ausgebrannt sie wirklich sind. Im Video schildert ein Burn-on-Patient, wie er in die Krankheit hineingerutscht ist und wie ein Burn-on-Experte ihm wieder aus der Krankheit hinaushelfen will.
Lese-Tipp: Wegen zu viel Arbeit – Amorelie-Gründerin spricht über Erschöpfung: „Mentale Krankheiten dürfen nicht glorifiziert werden"

Burn-on tritt im beruflichen und im privaten Kontext auf

Frank-Gerald Pajonk ist Arzt und Psychotherapeut, er behandelt Patienten mit dem Burn-on-Syndrom. Es ist ein Syndrom, das erst seit kurzer Zeit benannt werden könne. "Es handelt sich meist um Menschen, die viel arbeiten, einfach immer weiterarbeiten, obwohl sie sehr erschöpft sind", sagt er im Interview mit RTL. "Die aber durch ihre persönliche Art, die Fähigkeit, an Dingen festzuhalten, vielleicht durch einen Perfektionismus, einfach nicht aufhören zu arbeiten, obwohl Sie eben sehr erschöpft sind."

Lese-Tipp: Überstunden, Personalmangel, Zeitdruck – droht uns ein nationaler Burn-out?

Allerdings sei das Syndrom nicht auf den Beruf beschränkt, betont Pajonk. Das könne auch im privaten Bereich auftreten, zum Beispiel, wenn jemand die demenzkranken Eltern pflegen. "Die Corona-Pandemie hat dazu sicherlich auch einiges getan, mit Müttern im Homeoffice, die gleichzeitig ihre Kinder betreuen mussten."

Arzt und Psychotherapeut Prof. Dr. med. Frank-Gerald B. Pajonk behandelt auch Patienten mit Burn-on-Syndrom.
Arzt und Psychotherapeut Prof. Dr. med. Frank-Gerald B. Pajonk behandelt auch Patienten mit Burn-on-Syndrom.
RTL NEWS, RTL, RTL NEWS

Marathonläufer, die nach dem Ziel einfach weiterlaufen

Burn-out und Burn-on sind dabei so etwas wie Zwillingsschwestern, so der Therapeut. Beim Burn-out, ein seit den 1970er-Jahren feststehender Begriff, kommt relativ rasch der Zusammenbruch, nach einer Überforderungssituation beispielsweise. Aber bei Burn-on geht es einfach weiter. „Das ist wie ein Marathonläufer, der auch nach dem Ziel noch weiterläuft, obwohl er bereits ganz erschöpft ist“, so Pajonk. Die Ursachen und die Grundlagen für beide Erkrankungen seien in etwa gleich, es handele sich aber um andere Verlaufsformen.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Wie eine Sucht, die zu Depressionen und Panikstörungen führen kann

Das zentrale Symptom sei dabei die Erschöpfung, die Unfähigkeit abzuschalten, das immer weiter machen wollen und müssen. „Fast wie eine Art Sucht“, sagt der Professor. „Also ein Gefühl, nicht loslassen zu können.“ Und diese Erschöpfung ist verbunden mit Anspannung, die Schmerzzustände, Kopfschmerzen, Nacken- und Rückenschmerzen, erhöhten Blutdruck, Herzstolpern und Druck auf der Brust auslöst. „Und mit dem Gedanken, der bei den meisten im Kopf ist: ‘Ich kann nicht mehr, aber ich kann auch nicht aufhören.’“

Lese-Tipp: Burn Out-Anzeichen – An diesen Symptomen erkennen Sie einen Burn Out

Persönlichen Bedürfnisse, Wünsche, Ziele, die Beziehungen, die Hobbies, das sonstige soziale Leben treten dabei immer mehr in den Hintergrund. Und das habe natürlich gravierende psychische Konsequenzen: „Wenn ein Mensch dadurch seine Persönlichkeit und seine Identität verliert, verliert er sich selbst und ist verloren in diesem Leben. Und das führt dann in der Regel zu Depressionen, zu Panikstörung oder zu anderen psychischen Erkrankungen.“ (mjä/ija)