Psychologe erklärt Ursachen

„Bestie von Höxter“ hatte Affäre mit Pflegerin: Was reizt Frauen an brutalen Killern?

30.08.2023, Nordrhein-Westfalen, Paderborn: Wilfried W. steht zu Prozessbeginn inmitten seiner Anwälte Carsten Ernst (l) und Detlev Otto Binder. Rund dreieinhalb Jahre nach den Urteilen im Prozess um den Fall des ·Horror-Hauses· in Höxter prüft das Landgericht Paderborn, ob gegen den verurteilten Täter nachträglich eine Sicherungsverwahrung verhängt werden muss. Angesetzt sind fünf Verhandlungstage. Foto: David Inderlied/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Wilfried W. sitzt noch bis April 2027 in Haft - möglich ist, dass er danach in Sicherungsverwahrung kommt.
ind tba, dpa, David Inderlied
von Nina Büchs

Wilfried W. sitzt im Knast, weil er Frauen gequält hat, zwei von ihnen bis zu ihrem Tod!
Eine Krankenpflegerin schreckte dies offenbar nicht ab, sie soll eine Affäre mit ihm gehabt haben.Was aber reizt Frauen an Männern, die schwere Verbrechen wie Tötungs- oder Sexualdelikte begangen haben? Für diese Art der Liebe, auch bekannt unter dem Begriff „Hybristophillie“, gibt es mehrere Theorien. Im RTL-Interview ordnet der forensische Psychologe Martin Zang den Fall ein.

"Bestie von Höxter" hatte Affäre mit Pflegerin - berufliche Konsequenzen

Der norwegische rechtsterroristische und islamfeindliche Massenmörder Andreas Breivik, der U-Boot-Mörder Peter Madsen aus Dänemark, US-Killer-Sektenführer Charles Manson – sie alle erhielten nach ihren Taten Liebesbriefe oder haben teils sogar im Knast geheiratet. Auch an dem verurteilten Straftäter Wilfried W. scheint jemand Gefallen gefunden zu haben: Und zwar angeblich eine leitende Pflegerin der forensischen Klinik in Münster, in der der Verurteilte untergebracht war.

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Zwar sollen er und die Pflegefachkraft keinen Sex gehabt haben, doch nach Angaben von Beobachtern habe es zwischen den beiden gefunkt. Für die Pflegerin hatte dies offenbar ernste Konsequenzen: Sie wurde strafversetzt, die beiden sollen keinen Kontakt mehr zueinander haben.

Video: Kommt Wilfried W. in Sicherungsverwahrung?

Aktuell wird vor Gericht verhandelt, ob Wilfried W. nach Absitzen seiner Haftstrafe, die 2027 endet, in Sicherungsverwahrung muss. Entscheidend ist dafür, ob das Gericht den Verurteilten weiterhin für gefährlich hält.

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Psychologe erklärt Theorien: Was reizt Frauen an gefährlichen Straftätern?

Wie aber kommt es, dass sich Frauen zu Männern hingezogen fühlen, die als gefährlich gelten und schwere Straftaten wie Morde begangen haben? „Die Ursachen der Hybristophilie sind wissenschaftlich nicht gut erforscht, es existieren verschiedene Theorien.

So gibt es die Annahme, dass eine Kombination aus ausgeprägter Einsamkeit und geringes Selbstbewusstsein möglicherweise ursächlich sein könnten“, sagt der forensische Psychologe Martin Zang vom Institut Deutsche Forensik im RTL-Interview.

Martin-Zang
Der forensische Psychologe Martin Zang

Ein evolutionspsychologischer Ansatz gehe außerdem davon aus, dass diese gewalttätigen und gefährlichen Täter in der Perspektive von manchen Frauen als Alphatiere wahrgenommen werden. Sie verstehen demnach die Aggression und das Töten als männliches Attribut, was auf sie in einigen Fällen anziehend wirkt, so Zang weiter.

„Ein anderer Wissenschaftler geht unter anderem davon aus, dass Frauen, die Straftäter lieben, eine Rolle als Quasi-Retterin einnehmen. Sie denken, wenn sie den Tätern nur genug Liebe schenken, würden sie das Böse in ihnen besiegen können“, sagt Zang zu RTL.

Horror-Haus von Höxter: Wollte Pflegerin Wilfried W. mit Affäre „retten“?

Könnte diese Eigenschaft auch in diesem Fall zutreffen? Sie übt ein soziales Amt aus: Wollte sie Wilfried W. mit der Affäre retten? Martin Zang hält diese Theorie für denkbar, aber nicht sehr wahrscheinlich. „Hier müssen wir unterscheiden zwischen Frauen, die tatsächlich Kontakt mit Tätern haben und Frauen, die keinen direkten Kontakt haben, also eine Variante des Groupies darstellen“, erklärt Zang.

Denn: „Es kommt immer mal wieder vor, das sich Justizvollzugsangestellte in Gefangene verlieben. Zu erklären ist das auch mit dem nahen Kontakt von Mensch zu Mensch. Menschen sind soziale Wesen und wenn sie enger miteinander zu tun haben, steigen die Empathie und die Wahrscheinlichkeit für Gefühle. So würde ich das auch einordnen. Wenn es bei der Krankenpflegerin allerdings ein stabiles Verhaltensmuster gibt, sie sich in der Vergangenheit immer wieder in Straftäter verliebt hat, wäre das anders zu bewerten“, so der Psychologe weiter.

Klinik will nichts von Affäre gewusst haben

Wie die leitende Pflegerin, die mit ihrem Klienten eine Affäre gehabt haben soll, damit nun umgeht, ist unklar. Ebenso unklar ist, weshalb sie sich tatsächlich von Wilfried W. angezogen fühlte und ob sie in der Vergangenheit bereits ähnliche Gefühle zu anderen Straftätern hatte.

Wie der WDR berichtet, will die Klinik in Münster, bei der die Frau angestellt war, nichts von der Affäre gewusst haben.