Übergriffe nehmen zu
Beschimpft, bespuckt, bedrängt - Bahn-Mitarbeiter sprechen über Tabu-Thema: Die Angst vor dem Fahrgast
Die Angst vor dem Fahrgast – sie gehört bei vielen Bahnangestellten mittlerweile dazu. Im Video erzählt Kundenbetreuerin Janina Schmidt, in welchen Situationen es unangenehm wird.
Lokführer: "Mir wurde schon gedroht. Solche Attacken belasten mich“
3.138 körperliche Übergriffe auf ihre Mitarbeiter hat die Deutsche Bahn im Jahr 2022 gezählt. Das sind 21 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (2.582 Fälle).
Auch der Lokführer Fabian Fenner hat bereits erleben müssen, wie es ist, wenn Fahrgäste die Kontrolle verlieren: „Ich wurde schon bespuckt, ich wurde beleidigt. Mir wurde schon gedroht. Solche Attacken belasten mich.“
Fenner ist Mitglied bei der Eisenbahngewerkschaft GDL. Die negativen Seiten seines Berufs trägt er auch ins Privatleben hinein. „Ich versuche, das mit meinen Kollegen und mit meiner Familie zu bewältigen und das nicht so sehr an mich heranzulassen.“
"Da hatte ich das Bild von Silvester in Köln vor Augen"
Dass Fabian Fenner als Bahnangestellter offen mit uns spricht ist ungewöhnlich: Eine andere Bahn-Mitarbeiterin wollte nur anonym mit uns sprechen. Aus Angst, ihren Job zu verlieren.
Sie arbeitet als Kundenbetreuerin im Regionalverkehr der Deutschen Bahn und erzählt von ihrem schlimmsten Erlebnis: „Ich wollte dem einen Herrn nur erklären, wie das mit seinem Ticket funktioniert, ob er da Leute mit drauf mitnehmen kann oder nicht. Dann habe ich aus dem
Augenwinkel gemerkt, wie die anderen Herren aufgestanden sind und fingen an, mich
einzukreisen und zu beleidigen. Da hatte ich das Bild von Silvester in Köln vor Augen
und habe dann nur noch gedacht: Jetzt bleibt dir nur noch um Hilfe brüllen.“
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Und das hat tatsächlich geholfen. Die Gruppe ist auseinandergerannt, hat sich im Zug verteilt, berichtet die Bahn-Mitarbeiterin.
Bahn-Kundenbetreuerin: "Der ist dann völlig ausgerastet"
Von ähnlichen Situationen berichtet die Kundenbetreuerin Janina Schmidt von der Rhein-Ruhr-Bahn. RTL-Reporter Thorsten Schorn hat sie einen ganzen Tag lang begleitet.
Auch sie wurde beschimpft, bespuckt und auch geschubst. Und auch sie kennt die Situation, wenn die Angst im Zug mitfährt.
„Das war dann auch zu später Stunde. Das war eine Truppe junger Männer stark alkoholisiert, keinen Fahrschein. Den hatten meine Kollegin und ich dann auch aufgenommen, der ist dann völlig ausgerastet. Nun hatte schon den Eindruck, der möchte irgendjemanden verletzten. Und das sind dann schon die Momente, in denen man Angst bekommt“, erzählt Janina Schmidt dem RTL-Reporter.
Nach dem Vorfall hat Janina eine Woche Auszeit genommen. (aze)
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