Angst nach tödlicher Attacke auf Jogger
Bär reißt Schafe in Bayern – ist er auch für Menschen eine Gefahr?

Ein Bär reißt im Landkreis Rosenheim (Bayern) zwei Schafe, ein drittes muss getötet werden. Die Angst, dass es auch zu einer Begegnung mit Menschen kommt, ist groß: Anfang April hatte Bärin Gaia (JJ4) im norditalienischen Trentino einen Jogger getötet. Die bayerischen Behörden wollen jetzt genetische Spuren auswerten, die an den toten Schafen genommen wurden. Wie es dann weitergeht, ist noch unklar.
Bär tötet Schafe: Bayerische Behörden wollen genetische Spuren auswerten
Dass es ein Bär war, der die Schafe nahe der Grenze zu Österreich tötete – daran haben Experten keinen Zweifel. Anhand der äußeren Verletzungen der Tiere und der Spuren vor Ort könne der Vorfall keinem anderen Raubtier zugeordnet werden, erklärte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU). Gesichtet wurde das Tier bislang nicht. Die Behörden haben sich noch nicht zu der Frage geäußert, wie man dem Bären auf die Spur kommen will.
"Die genetischen Spuren sollen ausgewertet werden, danach will man die Lage im Blick behalten", berichtet RTL-Reporter Felix Balß aus Bayrischzell. "Möglich ist, dass man wie in Italien Lebendfallen aufstellt." Da der Bär als scheu gilt, erscheint ein Angriff auf Menschen unwahrscheinlich. "Schwieriger könnte es für Nutztiere wie Schafe werden", sagt der Reporter. "Die Behörden raten Besitzern, die Tiere nachts in den Stall zu bringen und das Gelände mit einem Zaun abzusperren. Damit der Bär nicht so leichtes Spiel hat, wie es jetzt der Fall war."
Schwester von "Problembär" Bruno tötet Jogger in Trentino
Vor dem Angriff auf die Schafe waren in den oberbayerischen Landkreisen Rosenheim und Miesbach Bärenspuren entdeckt worden. Spuren von einzelnen durchwandernden Bären werden in Bayern immer wieder gesichtet, eine dauerhafte Ansiedlung der Tiere wird aber nicht erwartet.
In Trentino leben etwa 100 Bären
Die nächste Bärenpopulation befindet sich laut LfU im von Bayern rund 120 Kilometer entfernten Trentino. Dort sollen nach dem Ansiedlungsprojekt "Life Ursus" etwa 100 Bären leben. Darunter Bärin Gaia, die den 26-jährigen Italiener Andrea Papi beim Joggen tötete und in der Nacht zum Dienstag mit einer Lebendfalle eingefangen wurde. Bei dem Tier handelt es sich um die Schwester des "Problembären" Bruno, der 2006 in Bayern erschossenen worden war.
19 tödliche Bärenangriffe auf Menschen zwischen 2000 und 2015

Der tragische Vorfall in Norditalien hat eine neue Debatte über das Zusammenleben von Mensch und Bär ausgelöst. Nach Angaben der "Large Carnivore Initiative for Europe" (LCIE) lebten im Zeitraum 2012 bis 2016 in Europa 17.000 bis 18.000 Braunbären. Die größten Populationen existieren demnach in den Karpaten und in Skandinavien.
Einer 2019 im Fachblatt "Nature" veröffentlichten Studie zufolge zählten Wissenschaftler zwischen 2000 und 2015 in Europa 291 Braunbärenangriffe auf Menschen. 19 davon endeten für die Menschen tödlich.