Seine Frau Irma Garcia wurde beim Schulmassaker in Uvalde erschossen

Ehemann stirbt an Herzinfarkt: Kann man wirklich an gebrochenem Herzen sterben?

von Vera Dünnwald

Es ist einfach nur furchtbar: Am 24. Mai drang ein 18-Jähriger bewaffnet in die Grundschule in Uvalde (US-Bundesstaat Texas) ein und erschoss bei seinem Amoklauf 19 Kinder und zwei Lehrerinnen auf brutale Art und Weise. Eine dieser beiden Lehrerinnen war Irma Garcia (✝46): Schützend warf sie sich vor ihre Schüler, starb letztendlich als Heldin. Zu viel für ihren Mann Joe, der nur zwei Tage später einem Herzinfarkt erliegt. Das Ehepaar, das seit 25 Jahren glücklich verheiratet war, hinterlässt vier Kinder. Familienmitglieder sind sich zudem sicher: Joe muss an einem gebrochenen Herzen gestorben sein. Wir haben Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht gefragt, ob es das wirklich gibt.

„Ich bin mir sicher, Joe starb an einem gebrochenen Herzen"

Wie viel Leid muss eine einzige Familie ertragen? Auch nach wenigen Tagen ist schwer begreiflich, was sich an der Robb Elementary School im US-Bundesstaat Texas zugetragen hat. Dass neben den Opfern, die beim sinnlosen Schulmassaker ihr Leben lassen mussten, auch noch ein direktes Familienmitglied stirbt, obwohl es nicht vor Ort war, sendet Schockwellen durch die Nachrichtenwelt. „Ich bin mir sicher, Joe starb an einem gebrochenen Herzen", bestätigte eine Cousine der Lehrerin in einem Spendenaufruf auf der Crowdfunding-Plattform "Gofundme".

Der Mann von Irma Garcia, eine der Lehrerinnen, die am 24. Mai getötet wurde, sei am Donnerstagmorgen an den Folgen eines medizinischen Notfalls gestorben, so die Verwandte. „Die Liebe seines Lebens zu verlieren, mit der er 25 Jahre zusammen war, war für ihn unerträglich", ist sich Debra Austin sicher. Auch der Neffe des Paares bestätigte bei Twitter, dass sein Onkel „aus Trauer" gestorben sei. „Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie wir uns fühlen", twitterte er. „Der Schmerz hört einfach nicht auf." Die Familie bestätigte dem Sender „Fox26", dass Joe Garcia einen tödlichen Herzinfarkt erlitten habe.

Dass man an einem gebrochenen Herzen sterben kann, bestätigt Dr. Specht im RTL-Interview: „Ja, das Broken-Heart-Syndrom gibt es wirklich. Man versteht darunter, dass der Patient tatsächlich Herzinfarkt-Symptome aufzeigt, die klinisch, also bei den Laborbefunden, genauso aussehen wie bei einem ‘echten’ Herzinfarkt – nur findet man dann organisch nichts.“ Dass Menschen daran erkranken und sogar daran sterben, passiere zwar nicht häufig, aber es komme durchaus vor, so der Mediziner.

"Broken-Heart-Syndrom": Das sind die Auslöser

RTL-Interview mit Dr. Christoph Specht.
Allgemeinmediziner Dr. Specht erklärt: Das Broken-Heart-Syndrom gibt es wirklich!
RTL

Auslöser seien vor allem Stress und der Verlust eines nahen Angehörigen – so wie im tragischen Todesfall von Irma Garcia: „Gerade der Tod von Angehörigen, vor allem, wenn es sehr plötzlich passiert, wird als sehr schockierend erlebt. Jegliche Form von persönlichem Stress kann ein Auslöser für das ‘Broken-Heart-Syndrom’ sein.“

Wenn sich ein Mensch mit Symptomen präsentiert, müsse man das erst mal genauso handhaben wie bei einem „echten“ Herzinfarkt: „Man macht dann alles Diagnostische, schaut beim Röntgen, ob die Herzgefäße durchblutet sind – oder eben nicht. Beim ‘Broken-Heart-Syndrom' findet man dann aber nichts, auch wenn die Symptome vorliegen.“

Lese-Tipp: Wie die Seele das Herz krank macht

Bei Joe Garcia könne es aber durchaus sein, so Dr. Specht, dass er einen richtigen Herzinfarkt hatte, der aufgetreten ist in dem klaren Zusammenhang mit dem Stress-Ereignis: „Vielleicht hatte er zum Beispiel eine Herz-Rhythmus-Störung – das kann man nicht so genau sagen.“

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Vier Kinder plötzlich ohne ihre Eltern

Ob Herzinfarkt oder „Broken-Heart-Syndrom“: Dass vier unschuldige Kinder beide Eltern aufgrund eines unbegreiflichen Ereignisses verloren haben, ist unfassbar. Jetzt muss die Beerdigung für beide Elternteile organisiert werden, weswegen Irmas Cousine im Internet Spenden für die Familie sammelt, damit diese sich zumindest um Geld vorerst keine Sorgen machen muss.

Wie groß die Lücke ist, die die getötete Lehrerin hinterlässt, kann man sich auch vorstellen, wenn man liest, was ihre Cousine über sie schreibt: „Sie hätte immer alles für jeden getan, ohne Fragen zu stellen", schreibt sie in dem Online-Aufruf über Irma. „Sie liebte ihre Schüler und starb, als sie versuchte, sie zu beschützen." (jgr)