RTL-Reporter-Ehepaar diskutiert mit Betroffenen auf der Nordsee-Insel
Gasplattform vor Borkum: Brauchen wir das wirklich?!
Politiker und Experten suchen fieberhaft nach Lösungen, um schneller aus der Abhängigkeit von russischen Gas zu kommen. Jetzt soll eine Gas-Plattform direkt vor der Nordseeinsel Borkum gebaut werden. Die einen finden, das ist eine gute Idee, die anderen sind entsetzt.
Unser RTL-Reporter-Ehepaar Nadine und Martin to Roxel hat sich für ihre Kolumne „1000 Meter“ auf der Insel umgeschaut und mit vielen Betroffenen gesprochen – das sehen Sie im Video.
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Urlaub mit „Aussicht“ – auf eine Bohrinsel
Der Landtag in Niedersachsen hat bereits sein OK gegen. Die Gasplattform vor Borkum wird nach dem Willen der Politiker gebaut. Jährlich sollen hier ab 2024 fünf Milliarden Kubikmeter aus dem Meeresboden gehoben werden. Das sind etwa drei bis fünf Prozent, des deutschen Gesamtbedarfes. Nicht viel, aber immerhin – jeder Kubikzentimeter zählt.
Das sieht selbst so mancher Tourist hier auf Borkum. Peter Anduschies kommt seit über 40 Jahren nach Borkum: „Eigentlich finde ich das in Ordnung, wir brauchen doch Gas, denn wir sind von Russland abhängig. Das kann ja nicht so weitergehen, wir müssen doch auf eigenen Beinen stehen.“
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Sorgen um Kegelrobbe und Schweinswale
Die Plattform würde mitten in einem Naturschutzgebiet stehen. Umweltbedenken wurden bislang vom Tisch gefegt. Wir treffen den stellvertretenden Bürgermeister von Borkum, Frank Pahl. Die Insel hat Klage gegen das Bauvorhaben eingereicht. Pahl macht sich Sorgen um das Ökosystem: Robben, Vögel, Schweinswale. Auch sorgt er sich um die Trinkwasserversorgung der Insel. Einen Windpark und ein Kohlekraftwerk gibt es schon in der Nähe, jetzt noch eine Gasplattform? Nein danke.
„Was ist mit Absenkungen, was ist mit der Erdbebengefahr, das ist alles nicht absehbar, was da auf uns zu kommt. Abgesehen von der Seeverschmutzung und der Luftverschmutzung.“
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Ohne Touristen würde die Insel nicht mehr existieren
Große Sorgen machen sich die Borkumer aber auch um die vielen Touristen – jährlich kommen 240.000 Besucher. Pia Hosemann ist auf Borkum für den Tourismus zuständig. Sie fürchtet: kommt die Plattform, gehen die Touristen. Borkum steht für Strände und Natur, ist obendrein auch noch Kurort. Bis 2030 will man hier klimaneutral sein, dazu passt keine Gasplattform am Horizont.
Ungetrübter Blick adé
Noch ist nichts entschieden, doch die Klage der Borkumer gegen die Plattform hat wohl nur geringe Chancen auf Erfolg. Und so wird es wohl einen ungetrübten Blick auf den Sonnenuntergang in Zukunft nicht mehr geben.