Reedereien im Klimaschutz-Vergleich

Dieses Kreuzfahrt-Urteil des Nabu ist gnadenlos

Naturschutzbund kritisiert Klimaschutz in der Kreuzfahrtbranche. (Archivbild)
Naturschutzbund kritisiert Klimaschutz in der Kreuzfahrtbranche. (Archivbild)
Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB

Kreuzfahrt bleibt eine Klimasünde.
Laut Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gibt es keine deutsche Reederei, die im Jahr 2045 das Klima nicht mehr schädigen will. Somit wären Kreuzfahrtreisen auch in zwanzig Jahren noch schlecht für die Umwelt. Doch die Branche sieht sich auf einem guten Kurs.

Kreuzfahrt-Ranking: Entwicklung zu langsam

Die Kreuzfahrtbranche kommt nach Einschätzung des Naturschutzbunds Deutschland beim Klimaschutz zu langsam voran. Die Entwicklung sei nicht so schnell, wie sie sein müsste, um der Klimakrise zu begegnen, sagte Nabu-Verkehrsreferent Sönke Diesener anlässlich der Vorstellung einer Rangliste in Hamburg.

Der Naturschutzbund stellt seit mehr als einer Dekade ein jährliches Ranking vor, das die Klimaschutzbemühungen der Kreuzfahrtbranche kurz-, mittel- und langfristig bewertet. Aufgeführt sind 14 auf dem deutschen Markt vertretene Reedereien wie Aida Cruises aus Rostock, Tui Cruises (Mein Schiff) aus Hamburg oder MSC Cruises aus Genf in der Schweiz.

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Diesener wies darauf hin, dass Deutschland bis 2045 Klimaneutralität anstrebt. „Das ist schon verwunderlich, dass es deutsche Firmen gibt, die sagen, wir machen erst 2050, um mal ganz frei heraus zu sprechen.” Dem Nabu zufolge gibt es in der Liste keine deutsche Reederei, die bereits 2045 das Klima nicht mehr schädigen will. Die internationale Schifffahrt strebt Netto-Null bis etwa 2050 an. Ihr Anteil an den globalen Treibhausgasemissionen lag 2018 bei annähernd 2,9 Prozent.

Norwegische Reedereien sind innovativer

Die zwei Spitzenplätze in dem Ranking erreichen mit 7,5 von 15 Punkten wie im Vorjahr zwei norwegische Reedereien, die in Deutschland eher kleinere Marktanteile haben: Havila und Hurtigruten. In der Rangliste berücksichtigt sind auch Unternehmen, die deutsche Urlauber transportieren - also auch Reedereien aus dem Ausland.

„Dort, wo die Regulierung strenger ist, werden natürlich auch Innovationen gefördert”, sagte Diesener zu den norwegischen Reedereien. Beispielsweise hat die norwegische Regierung beschlossen, dass von 2026 an allein emissionsfreie Schiffe in die Fjorde des Weltnaturerbes einfahren dürfen. Wichtige Ausnahme: Die Regel gilt erst 2032 für größere Schiffe.

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Auch deutsche Reederei verändern sich

Auf Platz drei landet der Luxusanbieter Ponant aus Frankreich; auch im Fall dieses Unternehmens geht es nicht um einen Massenmarkt. Dann kommen die Deutschen: Tui belegt mit sechs Punkten Platz vier. Die Umweltschützer loben die Reederei, weil sie ein Schiff hat, das mit Methanol fahren kann. Das Tui-Schiff soll auch grünes Methanol nutzen können. Methanol ist ein aussichtsreicher Treibstoff zur Dekarbonisierung der Schifffahrt. Methanol kann auch mit Strom aus erneuerbaren Quellen hergestellt werden, dann ist die Rede von grünem Methanol.

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Platz fünf hat der deutsche Marktführer Aida (5,5 Punkte) inne. „Die haben in der Vergangenheit viele Dinge vorangebracht”, sagte Diesener. Aida habe sich beispielsweise für Landstrom - das ist Strom vom Land, der es Schiffen erlaubt, Hilfsmotoren abzuschalten - eingesetzt und teste Batteriespeichersysteme. Aber der Nabu vermisse einen Zukunftsplan mit einem Bekenntnis zu E-Fuels. E-Fuels sind synthetische Elektrotreibstoffe. Synthetisch heißt, sie kommen nicht in der Natur vor wie etwa Öl (fossil). Auch braucht es für die Herstellung Strom. Kommt dieser aus nachhaltigen Quellen, schädigen E-Fuels das Klima nur geringfügig.

Kreuzfahrtverband: „Branche ist auf Kurs”

Der größte internationale Kreuzfahrtverband ist Clia aus Washington (USA), der auch in Deutschland vertreten ist. Der Verband bewertet die Situation anders als der Nabu. „Die Branche ist auf Kurs”, sagte Clia-Deutschland-Direktor, Georg Ehrmann. „Milliardeninvestitionen fließen in die Umrüstung und den Bau von Schiffen, die mit erneuerbaren Kraftstoffen betankt werden können”, sagte Ehrmann weiter. Annähernd zwei Drittel der Clia-Schiffe seien landstromfähig. Etwa 15 Prozent der neuen Schiffe hätten Batteriespeicher an Bord. „Eine der größten Herausforderungen bleibt die Verfügbarkeit der erneuerbaren Kraftstoffe.” (dpa/mba)

Verwendete Quellen: dpa