Mein lieber Schwan!Hamburg baut seinen Schwänen ein Luxusloft für sieben Millionen Euro

Hier werden Steuergelder verbaut!
Ein Winterquartier, das mal mit 3,6 Millionen Euro veranschlagt war, kostet inzwischen fast doppelt so viel. Und das für Tiere, die dort nur wenige Monate leben. Bezahlt wird der Neubau von Steuereinnahmen. Doch dieses Beispiel ist längst kein Einzelfall: Denn auch an anderen Orten im Norden versickern Steuergelder.
Prestigebau für edles Federvieh
Alljährlich erscheint das Schwarzbuch der Steuerzahler. Darin sammelt der Bund der Steuerzahler Beispiele, bei denen Städte, Länder oder der Bund Steuergeld verschwenden – also Projekte, die unnötig teuer, schlecht geplant oder völlig überzogen sind. Und die gibt es auch im Norden.
Lese-Tipp: Schwarzbuch prangert Verschwendungen an, aber bringt das überhaupt etwas?
Eigentlich sollte seit letztem Jahr ein Winterquartier für Schwäne am Eppendorfer Mühlenteich in Hamburg stehen. Stolzer Preis hierfür: 3,6 Millionen Euro. Doch die reichen nicht einmal! Der Fertigstellungstermin verschiebt sich, erst im Frühjahr 2025 beginnen die Arbeiten und die Kosten explodieren: Stand jetzt auf 7,082 Millionen Euro! Sascha Mummenhoff, Chef vom Bund der Steuerzahler Hamburg, sagt auf RTL-Nachfrage: „Es gibt Leute, die sich keine Wohnung mehr leisten können, ins Umland ziehen: Erzählen Sie denen mal, dass sieben Millionen Euro in ein Quartier gesteckt werden und nicht in den Wohnungsbau.”

RTL fragt beim zuständigen Bezirksamt nach
Als Begründung für die Preissteigerung verweist die Stadt auf schwierige Bodenverhältnisse, unerwarteten technischen Aufwand und die allgemeine Preisentwicklung. Das zuständige Bezirksamt Hamburg-Nord teilt auf RTL-Anfrage mit: „Das Gebäude umfasst zahlreiche Funktions-, Behandlungs- und Aufenthaltsräume und ist – neben der saisonalen Versorgung der namensgebenden Schwäne – der zentrale Baustein des städtischen Wildtierschutzes, an dem das ganze Jahr verletzte, geschwächte oder anderweitig in Not geratene Wildtiere aus über rund 1.500 hamburgweiten Einsätzen aufgenommen und behandelt werden.” Übrigens: Noch ist das Quartier nicht fertig. Es könnten also noch Kosten dazukommen!
Video-Tipp: Hier werden unsere Steuergelder verschwendet!
Verschwendung kennt keine Landesgrenzen
Hamburg hat ein weiteres fulminantes Bauwerk zu bieten: Einen Eingangspavillon für die Hamburger Energienetzwerke GmbH aus Kupfer. Kosten: 4,3 Millionen Euro.

Doch auch in Niedersachsen gibt es einen besonders skurrilen Fall: Seit Mai 2022 ist die Dammstraße in Hildesheim gesperrt. Der Grund: Unter der Straße wurde ein ca. 850 Jahre altes Brückenbauwerk gefunden. Nun kamen diverse Denkmalverordnungen ins Spiel, die dazu führten, dass die Stelle versiegelt werden musste. Gleichzeitig musste sie mit einer tonnenschweren Lastenverteilungsplatte aus Stahlbeton vor den Belastungen durch den Verkehr geschützt werden. Bei dem Bau dieser Platte fanden die Bauarbeiter immer wieder neue Teile der Brücke. Jedes einzelne Fundstück musste wieder archäologisch untersucht werden, die Ausmaße der Brücke nahmen nie geahnte Ausmaße an. Kostenpunkt am Ende: 6,1 Millionen Euro.
Lese-Tipp: Steuerverschwendungen in NRW
62 Millionen für eine Ausweichstraße
Mehr als zehnmal so viel soll eine temporäre Ausweichstraße in Schleswig-Holstein kosten: Seit 2021 wird ein Tunnel zwischen der deutschen Ostseeinsel Fehmarn und dem dänischen Lolland gebaut. Die Kosten dafür trägt eine staatliche dänische Projektgesellschaft. Die Anbindung an das deutsche Autobahn- und Schienennetz übernimmt der deutsche Staat. Der agierte viel zu langsam, insbesondere bei dem Fehmarnsund, der die Insel Fehmarn vom deutschen Festland trennt, läuft ihm jetzt die Zeit davon. Gebaut wird hier ein Tunnel, allerdings fiel die Entscheidung dafür viel zu spät. Hier steht nämlich nur eine denkmalgeschützte Brücke, die nun aber die Landanbindung voraussichtlich temporär übernehmen muss, sollte der Tunnel nicht rechtzeitig fertig werden. Sie muss also für den Bahnverkehr vollständig elektrifiziert werden und für höhere Zuglasten ertüchtigt werden. Mehrkosten: 62 Millionen Euro! Besonders hier hätten, laut Bund der Steuerzahler, schnellere Entscheidungen zu erheblichen Einsparungen geführt.
Verwendete Quellen: Schwarzbuch der Steuerzahler, eigene RTL-Recherche