Warnung vor Rundfunkgebühr-ServiceZehntausende erhalten dank Verbraucherzentrale Geld zurück – ihr auch?

Immer mehr Thüringer suchen Hilfe bei der Verbraucherzentrale. (Archivbild)
Die Verbraucherzentrale Bundesverband geht gegen eine Webseite vor, die für einen eigentlich kostenlosen Service fast 30 Euro berechnet.
Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa
von Lioba Kassens und Jessica Bürger

Gute Nachrichten für Verbraucher!
Ein Unternehmen bietet online Serviceleistungen zum Thema Rundfunkbeitrag an – zum Beispiel ein Formular, um eine neue Wohnadresse durchzugeben. Dafür kassiert der Anbieter jedes Mal fast 30 Euro, obwohl die Services eigentlich kostenlos sind. Die Verbraucherzentrale prüft deshalb eine Sammelklage. Betroffene können ihr Geld zurückfordern. Wir wissen, wie das funktioniert.

Anbieter kassiert 29,99 Euro für ein kostenloses Formular

Wer umzieht oder eine neue Kontonummer bekommt, muss das beim Beitragsservice für die Rundfunkgebühr hinterlegen. Die dafür vorgesehenen Formulare sind eigentlich kostenlos.

Doch wer in den letzten Monaten bei Google Suchbegriffe wie „Rundfunk Bankverbindung ändern“ oder „Adresse Rundfunkbeitrag ändern“ eingegeben hat, landete nicht nur bei dem offiziellen Anbieter, sondern auch bei dem Unternehmen SSS-Software Special Service und dessen Webseite service-rundfunkbeitrag.de. Das ist fatal.

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Denn der Anbieter hat seinen Kunden für jedes ausgefülltes Formular 29,99 Euro abgeknöpft. Und das ist noch nicht alles. Wie die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) auf ihrer Webseite schreibt, habe das Unternehmen nicht ausreichend kenntlich gemacht, „dass sie Geld für einen normalerweise kostenlosen Service verlangt“.

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Verbraucherzentrale prüft Sammelklage

Als Konsequenz mahnt die vzbv das Unternehmen zuerst ab. Da auf der Webseite aber auch weiterhin keine Kenntlichmachung der Preise ersichtlich ist, versucht man nun eine Sammelklage durchzusetzen. „Für die Verbraucherinnen und Verbraucher, gegenüber denen das Unternehmen weiterhin auf die Bezahlung der Rechnung besteht, prüft der vzbv eine Sammelklage und ruft Betroffene auf, sich mit ihren Erfahrungen zu melden“, schreibt die vzbv.

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Schätzungen zufolge sind bisher mindestens 90.000 Menschen auf die den Service hereingefallen und haben einen Anspruch, ihr Geld zurückzubekommen.

Ihr auch? Dann erklären wir euch jetzt, wie das funktioniert.

Seid ihr auf die Abzocker-Webseite hereingefallen?

So bekommt ihr euer Geld zurück

Wenn ihr euer Geld zurückfordern wollt oder zumindest prüfen wollt, ob es möglich, gibt es drei Möglichkeiten. Sebastian Reiling, aus dem Team Sammelklagen der Verbraucherzentrale Bundesverband, erklärt im RTL-Gespräch, welche das sind.

1. Widerrufen
„Wer bis zu einem bestimmten Zeitpunkt einen solchen Vertrag abgeschlossen und bezahlt hat oder bezahlen soll, der kann einfach widerrufen“, so Reiling. Dieser Stichtag war der 27. Juni 2024. Bis zu diesem Tag sei die Widerrufserklärung des Unternehmens fehlerhaft gewesen. „Das heißt, man kann einfach den Widerruf erklären und dann muss das Unternehmen das Geld zurückzahlen.“

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2. Musterbrief der vzbv nutzen
„Wer nach diesem Tag so ein Formular ausgefüllt hat, kann einen Musterbrief von uns benutzen und damit das Geld zurückverlangen“, sagt Reiling. Die vzbv halte es nämlich auch weiterhin nicht klar und transparent genug, wie das Unternehmen sein Vorgehen auf der Webseite erkläre.

3. An der Umfrage teilnehmen
Wenn weder das Widerrufsrecht noch der Musterbrief von dem Anbieter anerkannt werden, empfiehlt Reiling an einer Umfrage der vzbv teilzunehmen. Damit wolle man auf das Unternehmen noch mehr Druck ausüben: „Wir prüfen, ob wir eine Sammelklage erheben, falls das Unternehmen solche Beiträge nicht zurückzahlt.“ Verbraucher können sich mit ihren Erfahrungen einfach bei der vzbv melden.

Die Abzocker-Webseite ist noch aktiv, aber ...

Laut Reiling sei die Webseite zwar weiterhin aktiv, tauche bei Google-Suchanfragen aber nicht mehr auf. „Im Prinzip findet niemand mehr diese Seite“, sagt er. Im Gegenteil: Wer jetzt nach Begriffen wie „Rundfunk Bankverbindung ändern“ suche, lande direkt auf der offiziellen Beitragsseite von ARD, ZDF und Deutschlandradio – rundfunkbeitrag.de. Und die ist, da könnt ihr sicher sein, zu 100 Prozent kostenfrei.