„Man kann nur davor warnen”
Zweifachmutter überlebt Krebserkrankung – dann macht sie einen tödlichen Fehler

Brachten ihre Diätpillen Sarah Thompson um?
Die 34-Jährige kämpft vor ein paar Jahren gegen einen Tumor in ihrem Hals. Während der Krebsbehandlung nimmt sie stetig zu, versucht das überschüssige Gewicht später mit Abnehmpillen wieder loszuwerden. Ein fataler Fehler, wie sich jetzt herausstellt.
Sarah nimmt mit Diätpillen ab – doch das hat Konsequenzen
Gabriella Thompson kann den Tod ihrer Schwester Sarah noch immer nicht begreifen. „Keine Familie sollte den Schmerz erleben, den wir grad erleben“, erzählt sie im Interview mit ITV. Im September findet Sarahs Tochter ihre Mutter tot im Bett. Während andere noch rätseln, woran die 34-Jährige gestorben ist, hat Gabriella Thompson sofort einen Verdacht: die Diätpillen, mit denen Sarah abnehmen wollte.
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Die Zweifachmutter habe laut Gabriella endlich wieder am Leben teilhaben wollen, nachdem sie 2018 mit Kehlkopfkrebs diagnostiziert wurde. Sarah übersteht die Therapien und die OP, bei der ihr der Kehlkopf entfernt wird, allerdings legt sie in der Zeit deutlich Gewicht zu. „Sie wollte all das erreichen, wovon sie die vergangenen Jahre abgehalten wurde“, erklärt Gabriella. Und sie hat Verständnis für den Wunsch ihrer Schwester und auch für die Entscheidung, mit den Tabletten ihre Diät zu unterstützen. Denn sie selbst hat ebenfalls versucht, mit ihnen abzunehmen.
Aber: „Als ich sie genommen habe, habe ich am ganzen Körper gezittert und mein Herz hat gerast“, erinnert Gabriella sich. Ihre Schwester habe ihr gesagt, da müsse sie durch, am Ende sei sie dankbar dafür. Doch während Gabriella aufhört, die Tabletten einzunehmen – zu gefährlich erscheinen ihr die Nebenwirkungen – nimmt Sarah sie weiter, über Monate hinweg. Dabei leidet auch sie immer wieder unter Übelkeit und Herzrasen. Für Gabriella steht fest: Ihre Schwester hatte wegen der Tabletten einen Herzinfarkt und ist daran gestorben.
Experte deutlich: Finger weg von Clenbuterol!
Und das kann durchaus sein, wie Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht im Interview mit RTL erklärt. Denn das Medikament Clenbuterol, das Sarah laut Gabriella und ITV eingenommen habe, sei durchaus „brandgefährlich“. Das Medikament werde vor allem bei Asthma-Patienten eingesetzt, erklärt er, und habe eine ähnliche Wirkung wie ein Asthmaspray. Es erweitere nämlich die Muskulatur um die Bronchien.
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Aber es kann auch zum Abnehmen genutzt werden, so Specht und das in zweierlei Hinsicht: „Es reduziert tatsächlich Fett und verstärkt den Aufbau bestimmter Muskulatur“, sagt er. Deshalb werde Clenbuterol auch häufig in der Bodybuilder-Szene genutzt oder in manchen Fällen eben zum Abnehmen.
„Das ist brandgefährlich“, sagt Specht jedoch deutlich, „das sollte man nicht machen, weil die Nebenwirkungen auf das Herz erheblich sind.“ Das Medikament erhöhe nämlich den Blutdruck und könne durchaus zu Herzrhythmusstörungen führen. „Dass Sarah daran gestorben ist, ist gut möglich, auch wenn das noch nicht klar zu sagen ist. Aber sie wäre absolut nicht die Erste, die daran stirbt.“ Seine Vermutung deckt sich mit der von Gabriella. Sarah hatte möglicherweise eine Herzkomplikation, vielleicht einen Infarkt, und ist daran gestorben.
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In Deutschland ist das Medikament zwar zugelassen, unterliegt allerdings starken Regularien und ist rezeptpflichtig. Zurecht, wie Specht findet: „Man kann nur davor warnen. Das ist auch für gesunde Menschen gefährlich.“ Statt mit Clenbuterol der Diät nachzuhelfen, solle man lieber langfristig und gesund abnehmen, und zwar über ein Kaloriendefizit.
Todesursache von Sarah weiterhin ungeklärt
Gabriella wünscht sich wiederum, dass ihre Schwester auf sie und ihren Körper gehört und die Pillen abgesetzt hätte. Da das Medikament in Großbritannien für Menschen keine Zulassung habe, haben sie es auf dem Schwarzmarkt besorgt, gesteht sie. Aber weder sie noch Sarah haben über die Nebenwirkungen Bescheid gewusst.
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„So sehr sie auch dünn sein wollte, ich glaube nicht, dass sie sie genommen hätte, wenn sie genau gewusst hätte, was da drin war und dieses Risiko bestand“, sagt sie. „Hätte sie gewusst, dass sie ihre Kinder nie wieder sehen würde, hätte sie das nicht getan. Das weiß ich.“
Die Polizei in Nord-Wales hat die Todesursache von Sarah bisher nicht bekannt gegeben. Doch egal, was dabei herauskommt, Gabriella will nie wieder eine Diätpille anrühren. Sie hofft, dass sie mit der Geschichte ihrer Schwester andere vor einem ähnlichen Schicksal bewahren kann.