Trotzdem fliegen noch Raketen
Trump verkündet Waffenruhe und Ende des „Zwölftagekriegs”
Plötzlich ist von Frieden die Rede.
In der Nacht zu Dienstag kündigte US-Präsident Donald Trump überraschend eine Waffenruhe zwischen Israel und Iran an. Doch kurz vor Inkrafttreten des neuen Abkommens fliegen wieder die Raketen.
Letzter Angriff vor der Feuerpause – vier Tote in Israel

Noch in den Morgenstunden feuerte der Iran Salven auf Israel ab, darunter auf die Stadt Beerscheba. Nach lokalen Berichten starben mindestens vier Menschen, mehrere wurden verletzt. Und das, obwohl Teheran zuvor seine grundsätzliche Zustimmung zur Feuerpause erklärt hatte.
Trump verkündet überraschend das Ende des „Zwölftagekriegs”

Laut Trump sollen die Kämpfe gestaffelt enden: Der Iran werde ab 4 Uhr morgens Teheraner Zeit für zwölf Stunden die Waffen ruhen lassen, Israel solle folgen. Danach sei Schluss, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Der Präsident sprach vom Ende des „Zwölftagekriegs” – in Anlehnung an den Sechstagekrieg von 1967.
Irans Außenminister Abbas Aragchi schrieb in der Nacht, man werde die Angriffe nur dann einstellen, wenn Israel seine „illegale Aggression” ebenfalls stoppt. Kurz darauf bestätigte er, dass die eigenen Operationen bis exakt 4 Uhr weiterliefen. Gleichzeitig meldeten Israels Behörden Evakuierungen in Tel Aviv und Angriffe in Beerscheba.
Das iranische Staatsfernsehen erklärte die Waffenruhe dennoch für erfolgreich. Sie sei dem Feind „aufgezwungen” worden. Seit 7.30 Uhr Teheraner Zeit (6 Uhr/MESZ) greife die Waffenruhe und es werde nicht mehr gefeuert. Das israelische Militär hebt den Luftalarm auf. Es teilt mit, dass die Bürger die Schutzräume verlassen können. Und: Israel öffnet seinen Luftraum wieder für ankommende Flüge.
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Symbol-Angriff auf US-Stützpunkt in Katar
Unmittelbar vor der Waffenruhe hatte der Iran als Vergeltung für US-Luftangriffe drei Raketen auf einen amerikanischen Stützpunkt in Katar abgefeuert. Die Raketen wurden abgefangen, niemand wurde verletzt. Trump zufolge hatte Teheran die USA sogar vorab gewarnt. Es sei ein „symbolischer Akt” gewesen.
Laut US-Medien soll das Emirat Katar bei der Einigung eine entscheidende Rolle gespielt haben. Trump feierte sich selbst: Der Krieg, der den nahen Osten „hätte zerstören können”, sei nun vorbei – ohne dass die USA tiefer hineingezogen wurden.
Tatsächlich hatte Israel den Krieg begonnen, um das iranische Atomprogramm zu zerstören. Die USA hielten sich zunächst zurück, griffen aber am Wochenende gezielt drei Atomanlagen an. Trump zufolge wurden die Einrichtungen vollständig zerstört, unabhängig überprüfen ließ sich das bislang nicht.
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Waffenruhe als Machtkompromiss?
Sowohl Israel als auch der Iran wollen eskalierende Folgen vermeiden. Teherans Führung unter Ajatollah Chamenei (86) steht innenpolitisch unter Druck, ein anhaltender Krieg könnte das Regime destabilisieren. Für Israel scheint das erklärte Kriegsziel – die Zerstörung des Atomprogramms – erreicht.
Ob die Waffen wirklich dauerhaft schweigen, ist noch unklar. Doch klar ist: Die Welt atmet auf. Vorerst. (kra, mit dpa)