Ehepaar gesteht Doppelmord und Baby-Entführung
„Wir wollten unbedingt eine gemeinsame Tochter haben“
„Ich bereue alles“
Sie sollen zwei Frauen getötet haben, um das Baby der Jüngeren zu stehlen: Ein Ehepaar steht deshalb seit Montag (7. Januar) in Mannheim vor Gericht. Zu Beginn äußern sich beide zu der Tat – und sprechen von Reue. RTL hat den ersten Prozesstag verfolgt.
Angeklagte gestehen die Taten
Das Ehepaar soll erst die ukrainische Großmutter, dann die Mutter erschlagen haben, um das wenige Wochen alte Baby der Jüngeren als das eigene auszugeben: Beim Prozessauftakt am Landgericht Mannheim zeigen sich die Angeklagten nach außen emotionslos. Der 43-Jährige tritt mit schwarzgrauen kurzen Haaren und im beigen Oberteil auf. Seine Ehefrau (45) hat ihre rotbraunen Haare mit einer Haarklammer zurückgesteckt. Im pinken Nikkipullover und Jeans nimmt sie auf der Anklagebank Platz. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen Mordes erhoben. Zum Prozessauftakt gestehen die beiden Angeklagten die Taten in Erklärungen, die von ihren Anwälten verlesen werden – und sprechen von Reue.
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Ehepaar plante seit 2023 ein Baby zu entführen
Das Motiv für die Tat ist laut Staatsanwaltschaft, dass die 45-Jährige und ihr 43 Jahre alter Mann aus Sandhausen bei Heidelberg seit Längerem den unerfüllten Wunsch nach einer gemeinsamen Tochter hatten. Der Angeklagte sagt laut der Erklärung: „Wir wollten unbedingt eine gemeinsame Tochter haben, das war der sehnlichste Wunsch meiner Frau.“ Spätestens im März 2023 hätten sich die beiden Deutschen damit befasst, ein neugeborenes Mädchen zu entführen und als ihres auszugeben.

Zuvor habe die Frau eine Fehlgeburt erlitten. Die beiden hätten zunächst in Tschechien und der Schweiz gezielt nach Babys gesucht, die sie entführen könnten. Parallel habe das Paar in seinem Umfeld von einer Schwangerschaft der Angeklagten oder von einer kurz bevorstehenden Adoption erzählt. Die Ehefrau habe dann vermutlich Ende 2023 Kontakt zu ukrainischen Geflüchteten gesucht und sei einer Telegram-Gruppe zu deren Unterstützung beigetreten, teilt die Staatsanwaltschaft mit.
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Hilfe für die bevorstehende Geburt der Tochter gesucht
Dabei habe sie die 27-Jährige kennengelernt, die dort nach Hilfe beim Übersetzen für die bevorstehende Geburt ihrer Tochter gesucht habe. Die Mutter, die Großmutter und das Baby waren zum Tatzeitpunkt in einer Flüchtlingsunterkunft in Wiesloch im Rhein-Neckar-Kreis untergebracht.
Zeitgleich beantragt die Angeklagte beim Standesamt Sandhausen eine Geburtsurkunde für eine angeblich Anfang Februar zu Hause geborene Tochter, die sie auch erhielt. Dazu legt sie demnach auch eine falsche Bescheinigung ihrer Frauenärztin vor.
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Der Angeklagte, gelernter Metzger und Koch, sagt laut der Erklärung: „Ich bereue alles, was ich getan habe.“ Er könne nicht verstehen, wie es so weit habe kommen können. „Ich erwarte meine gerechte Strafe.“ Die Frau, zuletzt tätig als Fußpflegerin und gelernte Bürokauffrau, sagt laut ihrer Anwältin: „Ich habe einen großen Fehler gemacht.“ Wenn sie könnte, würde sie die Zeit zurückdrehen. „Meine Kinder haben auch keine Mutter mehr.“ Das Paar hat laut Staatsanwaltschaft insgesamt vier Kinder – darunter einen gemeinsamen Sohn. (mit dpa)