Ließen ihre Eltern Pauline (†16) absichtlich verhungern?
„Sehe eine 16-jährige Tochter selten nackt”

Wie groß ist die Schuld der Eltern?
Vor knapp zwei Jahren verliert Pauline (16) völlig abgemagert ihr Leben. 19 Kilogramm wiegt sie in ihren letzten Stunden. Ihre Eltern stehen nun vor Gericht, verteidigen sich gegen den Vorwurf, sie hätten ihr Kind absichtlich verhungern lassen. Der Anwalt der Mutter rechtfertigt nun, wieso die Eltern die extreme Abmagerung ihrer Tochter übersehen hätten.
Anwalt der Mutter von der Obduktion ergriffen
Das Ehepaar Sabrina und Werner D. erlebt den Gewichtsverlust ihrer Tochter mit, entscheidet sich aber dagegen, medizinische Unterstützung einzuholen. Vor ihrem Tod sei Paulina auch am Coronavirus erkrankt, klagt zudem über einen Magen-Darm-Infekt. Nun müssen sie sich vor dem Landgericht Schweinfurt wegen versuchten Totschlags, Aussetzung und gefährlicher Körperverletzung verantworten.
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Rechtsanwalt Norman Jacob vertritt die Mutter des Opfers. Er beschreibt gegenüber RTL, wie die Eltern den Blick auf die extreme Abmagerung von Pauline verlieren: „Also, wenn ich als Vater spreche, dann ist es so, dass ich eine 16-jährige Tochter selten nackt sehe.“ Im Sommer sei sie in „weiten Kleidern“ herumgelaufen. In solchen Momenten greife bei Eltern oft „dieses Prinzip, das wird schon werden.“ Der Vergleich von Fotos aus dem Sommer mit der Obduktion habe auch ihn „ergriffen.“
Denn die Fotos zeigen ein grauenvolles Bild. Der am 19. Dezember 2022 gerufene Notarzt versucht nach eigenen Angaben 20 Minuten lang, Pauline ins Leben zurückzuholen. Doch das Kind besteht nur noch aus „Haut und Knochen“, beschreibt er. Der Notarzt alarmiert die Polizei.
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Mutter fühle sich schuldig, so der Anwalt
Vor Gericht lässt die Mutter über ihren Anwalt verlauten, dass Pauline an einer Angststörung leide, nicht in ein Krankenhaus gewollt habe. Die Eltern seien diesem Wunsch nachgegangen, haben ihr Kind zuhause gesund pflegen wollen. Nun mache sie sich deswegen die größten denkbaren Vorwürfe. „Natürlich bewerte ich mein Verhalten im Nachhinein völlig anders.“ Sie sei sehr traurig und fühle sich „Pauline gegenüber sehr schuldig“.
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Rechtsanwalt Jacob hofft, dass das Verfahren zwar eine Fahrlässigkeit feststellt, keinesfalls aber eine Haftstrafe für die Eltern. Ihr großer Wunsch sei es, das Bild einer „ganz normalen Familie zu vermitteln”, erklärt Norman Jacob jun. der den Vater vertritt.
In drei Verhandlungstagen möchte das Gericht den Schuldanteil der Eltern klären, am 26. November soll das Urteil folgen.