Vater des ertrunkenen Jungen (6) ab heute vor Gericht
Warum Leons Mutter von der Unschuld ihres Mannes überzeugt ist

Wurde Leons Vater überfallen oder hat er selbst sein Kind ermordet?
Diese Frage klärt ab Mittwoch (17. Juli) ein Geschworenengericht im österreichischen Innsbruck. Im August 2022 wird der Sechsjährige tot in der Kitzbühler Ache gefunden. Die Staatsanwaltschaft wirft Florian A. vor: Der 39-Jährige hat Leon in den Fluss geworfen, weil er mit der Betreuung des schwerkranken Kindes überfordert war. Doch der angeklagte Vater bestreitet den Tatvorwurf und präsentiert eine eigene Version der Horror-Nacht. Am Ende werden acht Bürger darüber entscheiden, ob der Vater schuldig ist oder nicht.
Kitzbühl: Hat Leons Vater einen Überfall vorgetäuscht?
Ursprünglich ging die Polizei in dem Fall, der auch international Schlagzeilen machte, von einem Raubüberfall auf den Vater aus: Florian A. sei mit seinem Sohn in dieser Augustnacht spazieren gegangen, mit der einen Hand habe er den Kinderwagen geschoben, in der anderen habe er einen Regenschirm gehalten. Auf einer Promenade neben dem Fluss Ache habe ihn ein Unbekannter mit einer Flasche bewusstlos geschlagen und ausgeraubt. Danach soll der Sechsjährige selbstständig aus dem Kinderwagen gestiegen, in die Ache gestürzt und dort ertrunken sein.
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Doch nach monatelangen, intensiven Ermittlungen, bei denen sich keine heiße Spur nach dem angeblichen Räuber herauskristallisierte, geriet Florian A. selbst ins Visier der Ermittler. Am 27. Februar 2023 wurde er festgenommen. Hat der Deutsche den Raubüberfall nur vorgetäuscht und den Jungen selbst getötet? Konkrete Ermittlungsergebnisse sollen ihn schwer belasten. Noch immer befindet sich der 39-Jährige in Untersuchungshaft.

Im Video: Nach Tod von Leon (6) - Vater festgenommen!
Staatsanwaltschaft erhebt Mord-Anklage
Leon hatte seit seiner Geburt das sogenannte Syngap-Syndrom. Bei dem Syndrom handelt es sich um einen Gendefekt, der durch Mutationen im SYNGAP1-Gen verursacht wird. Infolgedessen können Entwicklungsverzögerungen, geistige Behinderungen, Sprach- und Kommunikationsstörungen, epileptische Anfälle und motorische Probleme einschließlich Spastizität und Ataxie auftreten.
Das Gericht will nun klären, ob der Angeklagte mit der Erziehung des Sechsjährigen überfordert war.

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Im Zuge der Ermittlungen wurden über 60 Personen befragt
Mehrere Sachverständigengutachten aus den Bereichen Gerichtsmedizin, Neurologie und Psychiatrie sowie Datenforensik wurden eingeholt. Rund 100 DNA-Spuren wurden analysiert und mit verschiedenen Personen abgeglichen. Die Aufnahmen von Überwachungskameras gesichtet und ausgewertet. Mehrere Datenträger der Familie, wie Mobiltelefon und Laptop, wurden untersucht. Telefondaten wurden ausgewertet und es wurde überprüft, welche Mobiltelefone zur Tatzeit in der Gegend des Tatortes eingeloggt waren.
Leons Mutter verteidigt ihren Mann
Die Ehefrau des angeklagten Vaters ist jedoch überzeugt: „Er hätte das Leon und der Familie nie angetan!“ Leons Mutter steht voll und ganz hinter ihrem Mann. „Die vorgeworfene Tatbegehung ist für die Ehefrau völlig auszuschließen, der Gedanke ist für sie absurd. Er ist mit dem bisher Erlebten keinesfalls in Einklang zu bringen, die Mutter Leons hat nicht irgendeinen Zweifel an der Unschuld des Vaters“, so Florian A.s Verteidiger Mathias Kapferer. Leons Vater sei „schon immer der Ruhepuls der Familie“ gewesen. Der 39-Jährige habe sich „großartig für die Kinder eingesetzt, wie man es sich nur wünschen kann“. Das Verhältnis zu Leon sei sehr innig gewesen.
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Hat Florian A. seinen eigenen Sohn getötet oder beschuldigt ihn die Staatsanwaltschaft zu Unrecht? Ab Mittwoch (17. Juli) entscheiden acht Geschworene am Landesgericht Innsbruck über Freispruch oder lebenslange Haft wegen Mordes. Der Prozess ist für drei Tage angesetzt. Das Urteil soll am 1. August fallen.