Adrian B. (26) verlor bei Unfall beide Beine
Mähdrescher-Opfer zeigt vor Gericht Größe: „Das Leben geht weiter”

Der Unfall hat sein Leben für immer verändert.
Adrian B. (26) verlor beide Beine, als er bei der Arbeit auf einem Feld in einen Mähdrescher geriet. Doch er blickt nicht zurück, sondern nach vorn, wie RTL beim Prozess um das Unglück erlebt. Seinem angeklagten Kollegen macht er keinen Vorwurf.
Adrian B. rutschte mit beiden Beinen in den Mähdrescher
Im Rollstuhl kommt Adrian B. am Mittwoch in den Saal des Amtsgerichts Rostock. Er trägt ein gestreiftes, langes Hemd. Schwarze Prothesen ersetzten seine Beine, die ihm nach dem Unfall amputiert werden mussten. Die Staatsanwaltschaft hat Jannik L. (26) wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Er soll Adrian B. am 19. August 2023 aufgefordert haben, eine Verstopfung im Kornspeicher des Mähdreschers zu beseitigen.
Mithilfe einer Schaufel wollte Adrian B. die Maschine wieder freikriegen. Doch er rutschte ab und wurde mit beiden Beinen in den Mähdrescher hineingezogen. In einer mehrstündigen Notoperation auf dem Feld in Hohen Luckow (Mecklenburg-Vorpommern) retteten Ärzte Adrian B. das Leben. Um ihn aus der schweren Maschine zu befreien, blieb ihnen keine andere Wahl, als dem Verunglückten beide Beine zu amputieren.
Prozess um Mähdrescher-Unfall in Hohen Luckow eingestellt

Kann man dem Menschen, der für den tragischen Unfall mitverantwortlich sein soll, genauso in die Augen sehen wie zuvor? Adrian B. gibt im Prozess eine klare Antwort: „Unser Verhältnis ist gut. Das war es auch vorher – es hat sich nichts geändert.” Einen Strafantrag gegen seinen Kollegen hat er nicht gestellt, will auch kein Schmerzensgeld. „Ich habe kein Interesse daran, dass für irgendjemanden im Nachgang Schaden entsteht”, sagt Adrian B.
Im Prozess stellt sich heraus: Die Annahme der Staatsanwaltschaft, Jannik L. habe Adrian B. zur Beseitigung der Störung angewiesen, war falsch. Tatsächlich beschlossen die Männer gemeinsam, so vorzugehen.
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Mähdrescher-Opfer will „den Kopf nicht in den Sand stecken”
Die Staatsanwaltschaft beantragt, das Verfahren einzustellen; der Richter folgt dem Antrag. „Hier haben zwei Menschen etwas getan, was hochgefährlich ist. Dann ist es zu dem Unfall gekommen”, resümiert der Staatsanwalt. „Der Rechtsfriede ist hergestellt.”
Adrian B. geht es „gut, auch psychisch”, wie er während der Verhandlung erklärt. „Es ist passiert, und ich kann ja den Kopf nicht in den Sand stecken. Es ist schrecklich und schlimm, aber das Leben geht weiter.”
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