„Wie Kriminelle behandelt” Louise hilft ihrem Mann „in Würde zu sterben”

Louise Shackleton und ihr Ehemann Anthony
Louise Shackleton und ihr Ehemann Anthony
Louise Shackleton

„Ich hätte ihn aufhalten können”
Louise Shackleton half ihrem Mann zu sterben. Seitdem ermittelt die Polizei wegen Beihilfe zum Suizid. Doch wie nun bekannt wurde, wird keine Anklage gegen die Witwe erhoben – obwohl Sterbehilfe in Großbritannien eigentlich verboten ist. Trotz der Entscheidung übt die Britin Kritik.

Louise akzeptiert, eine Straftat begangen zu haben

Jahrelang kämpfte Anthony Shackleton gegen eine Motoneuron-Krankheit. Im Dezember 2024 begeht der 59-Jährige in der Dignitas-Klinik in der Schweiz Suizid. Diese ist dafür bekannt, dass sie Nicht-Schweizern die Nutzung ihrer Kliniken ermöglicht. Anthony stirbt in Begleitung seiner Frau Louise. Ausführlich hätte das Ehepaar über die Entscheidung des 59-Jährigem, sein Leben zu beenden, gesprochen, wie die Witwe bereits im April im Interview mit Sky News erklärt.

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Demnach akzeptiere sie, ein Verbrechen begangen zu haben, bereue es jedoch nicht, ihren Mann unterstützt zu haben. Denn bislang gilt Beihilfe zum Suizid in Großbritannien als Straftat.

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„Komplexe und sensible Untersuchung”

Nach dem Tod ihres Mannes stellte sich Louise Shackleton der Polizei. Diese ermittelte wegen Beihilfe zum Suizid. Nun gaben die Beamten aber bekannt, dass keine Strafanzeige gegen sie erstattet werde. „Dies war eindeutig eine komplexe und sensible Untersuchung, die einer detaillierten Prüfung durch die Staatsanwaltschaft bedurfte”, heißt es in einer Erklärung der Polizei von North Yorkshire.

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Demnach seien die Ermittler zwar zu dem Schluss gekommen, dass die Beweislage bezüglich der Beihilfe zum Suizid erfüllt sei, entschieden jedoch, dass eine Strafverfolgung nicht im öffentlichen Interesse liege. „Unsere Gedanken sind bei Mr. Shackletons Familie”, heißt es. Doch ausgerechnet von Louise Shackleton gibt es nun Kritik.

„Das ist einfach unfair” – Witwe übt Kritik

Denn bei Sky News erklärt die Witwe nun in einem neuen Interview, dass sie von der Entscheidung nicht überrascht sei, kritisiert jedoch die Zeit, die sie in Anspruch genommen habe. „In den dunkelsten Tagen unseres Lebens werden wir wie Kriminelle behandelt und das ist einfach unfair”, so die Witwe. „Ich hätte ihn aufhalten können, aber warum sollte ich das tun? Warum sollte ich seinen Willen aufhalten? Er starb, wie er gelebt hat, in Würde.”

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„Es macht mich schrecklich traurig und es schmerzt mich im Herzen, dass jede Woche mindestens eine Person aus England diese Reise auf sich nehmen muss”, erklärt Louise. „Und dass ihre Angehörigen in der dunkelsten Phase ihres Lebens einer polizeilichen Untersuchung unterzogen werden müssen (...) Die Leute sollten das nicht durchmachen müssen.”

In der Schweiz ist Sterbehilfe seit 1942 unter Umständen legalisiert. Im britischen Parlament wird aktuell ein Gesetzentwurf zur Legalisierung der Sterbehilfe diskutiert. Kritiker äußern Bedenken hinsichtlich der Sicherheit schutzbedürftiger Menschen. Louise Shackleton befürwortet eine mögliche Legalisierung. (dbr)

Verwendete Quellen: Sky News

Hier findet ihr Hilfe in schwierigen Situationen

Solltet ihr selbst von Depressionen oder Suizidgedanken betroffen sein, sucht euch bitte umgehend Hilfe! Versucht, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über eure Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.

Wenn ihr schnell Hilfe braucht, dann findet ihr unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die euch Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.