Prozessbeginn nach Drama bei der Maibaumwache Feuerwehrmann von eigenen Kameraden angezündet?

„Mein Sohn hat lichterloh gebrannt und sie haben ihn nicht gelöscht“
Was Wolfgangs Mutter Edith B. (63) erzählt, ist kaum zu ertragen. Zwei Kameraden aus der Jugendfeuerwehr Niederpöring sollen den heute 42-Jährigen bei der Maibaumwache angezündet, fünf andere kaum geholfen haben. Auch als er schrie: „Ich brenne, ich brenne“, sollen die meisten von ihnen weggeschaut haben, sagt seine Mutter. Junge Männer, die ausgebildet sind, bei einem Feuer Menschen zu retten, stehen jetzt vor Gericht.
Sieben Männer in Deggendorf vor Gericht
„Sein Gesicht, seine Hand, sein Bauch, seine Lippe, alles kaputt”, schildert Mutter Edith. Schwerste Verbrennungen zweiten und dritten Grades habe ihr „Wolferl“ erlitten. Drei Wochen Intensivstation, vier Wochen Antibiotikum, Blutvergiftung. Bauch und Oberschenkel mit Haut von den Füßen geflickt.“ Die Tat passierte in der Nacht zum 30. April 2023 gegen 1.30 Uhr im niederbayerischen Dorf Oberpöring bei der Maibaumwache. Die Feuerwehrleute müssen sich deshalb am Amtsgericht Deggendorf verantworten.
Sieben Angeklagte stehen vor Gericht. Als sie den Gerichtssaal betreten, verstecken sie ihre Gesichter hinter dunklen Sonnenbrillen und schwarzen Masken. Auch ihre Eltern und Angehörigen wollen nicht erkannt werden. Das Dorf ist seit der Tat geteilt, sagt Edith B. Es gibt die, die zu ihrer Familie und Wolfgang halten. Es gäbe aber auch die, die sagen, der Ruf der Feuerwehr sei jetzt beschmutzt. Was bei Opfer Wolfgang und seiner Familie tief sitzt: Wolfgang soll gedrängt worden sein zu lügen, von einem Unfall zu erzählen.
Flammen breiten sich blitzschnell auf gesamten Körper aus
Schwere Körperverletzung wirft die Staatsanwaltschaft den Angeklagten vor. Weil einige von ihnen Jugendliche sind, findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. So wird es noch schwerer, die Wahrheit zu finden, ist die Mutter von Wolfgang überzeugt. Deshalb erzählt sie, was sie von dieser furchtbaren Nacht gehört hat. Die Tat soll sich folgendermaßen zugetragen haben: Lucas O. (16) und Daniel M. (15) sollen „Kapo“, wie sie Wolfgang in der Feuerwehr wegen seiner Cap immer genannt haben, mit Bremsflüssigkeit bespritzt und angezündet haben.
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Die Flammen wären blitzschnell am ganzen Körper gewesen. Markus H. (44), Jugendwart, Nachbar und Freund seit Kindertagen, sei ihm zu Hilfe gekommen, habe ihn gelöscht. Allerdings nur mit Wasserflaschen. Einen Rettungswagen rief keiner, auch sein Freund nicht. Stattdessen sollen er und die anderen Kameraden versucht haben, Wolfgang davon zu überzeugen, er soll lügen und sagen, er habe die Flammen selbst zu verantworten. Er habe die Bänke geputzt und danach den Reinigungslappen in den Ofen geworfen.
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Schon Wochen vor der Tat hat es Vorfälle gegeben
Das habe zu einer Verpuffung und den Brandverletzungen geführt. Am Morgen nach der Tat hätten sie Wolfgang nochmal zum Festplatz am Maibaum bestellt, um ihm die erfundene Geschichte der Verpuffung erneut einzureden. Dort brach er dann zusammen. Seine Verletzungen waren zu schwer. Die Männer, die ihn die Nacht zuvor gequält haben sollen, haben ihn nach Hause gefahren. Seine Mutter fuhr sofort mit ihm in die Klinik. Von dort kam er in ein Zentrum für Brandverletzte nach München. Er war lebensgefährlich verletzt.
Unfassbar: Schon sechs Wochen vor der Tat sollen Kameraden brennende Kohleanzünder in die Feuerwehrjacke von Wolfgang gesteckt haben. Die Konsequenz für diese Tat sollen zwei Wochen Feuerwehrverbot gewesen sein, erinnert sich seine Mutter. Auch als Wolfgang eine Kopfplatzwunde hatte, habe man ihn nur an eine Bushaltestelle im Ort gesetzt, ohne ihm zu helfen. „Die Feuerwehr war sein Leben“, sagt seine Mutter. „Seit seinem 15. Lebensjahr war er Mitglied, ein Vereinsmensch. Er wollte dazugehören. Die Freundschaft ging ihm über alles.“
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Als Kind war Wolfgang oft schwer erkrankt, deshalb leide er bis heute unter einer Entwicklungsverzögerung, sei „sehr gutmütig.“ Für die Täter wünscht sich seine Mutter, dass sie „gerecht bestraft werden“. Retten-Löschen-Bergen-Schützen. Das ist der Leitspruch der Feuerwehren. In Niederpöring könnte es Anzünden-Löschen-zum Schweigen bringen gewesen sein. Kurz vor Weihnachten soll ein Urteil fallen.