Er drohte: „Du wirst bis zum Ende deines Lebens weinen“ Mord an Valeriia (†9): Ex der Mutter vor Gericht
Wie schwer muss dieser Gang für Valeriias Mutter gewesen sein!
Sieben Monate nach dem Mord an dem kleinen Mädchen aus Döbeln hat Nadiia H. vor Gericht ausgesagt. Angeklagt ist ihr Ex-Freund, er soll die Neunjährige auf dem Schulweg abgefangen und in einem Wald getötet haben.
Valeriia erstickt in einem Schlammloch
Das Schicksal des Mädchens hatte bundesweit Trauer und Entsetzen ausgelöst. Am 3. Juni vergangenen Jahres macht sich Valeriia in Döbeln auf den Weg zur Schule, doch dort kommt sie nie an. Während neben der Polizei und ihrer Mutter viele Menschen tagelang nach ihr suchen, ist Valeriia längst tot. Sie liegt im Unterholz eines Waldes. Zuvor wurde sie mit dem Kopf gewaltsam in ein Schlammloch gepresst, bis sie durch den eingeatmeten Schlamm erstickte.

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Laut Anklage ist das Mädchen unbekümmert in das Auto des Täters gestiegen. Weil sie ihn kannte, ist sei sie arg- und wehrlos gewesen. P. habe das Kind „heimtückisch“ angegriffen, aus niederen Beweggründen. Er sei verärgert und krankhaft eifersüchtig gewesen, weil „Valeriias Mutter relativ kurz nach ihrem Aus einen neuen Lebenspartner hatte”, so Gerichtssprecherin Marika Lang. Die Umstände ihres Todes sind furchtbar: P. soll den Kopf des Mädchens brutal in ein Schlammloch gedrückt haben. Es erstickt.
Mutmaßlicher Mörder wirkt teilnahmslos
Der mutmaßliche Mörder Andrei P. wirkt teilnahmslos, als Justizbeamte ihn in den Gerichtssaal des Landgerichts Chemnitz führen. Das Interesse der Öffentlichkeit an dem Prozess ist groß, viele Kameras sind auf P. gerichtet, doch er blockt weder zur Seite noch versucht er, sein Gesicht zu verdecken.

Seine Ex-Freundin Nadiia H. sagt als Erste in dem Prozess aus. Sie wirkt erstaunlich gefasst, als sie die kurze Zeit ihrer Beziehung zu dem Angeklagten und den Tag von Valeriias Verschwinden beschreibt. Die junge Frau aus der Ukraine spricht russisch, ihre Aussage wird übersetzt.
Beim Streit wird er handgreiflich, da trennt sie sich von ihm
Kennengelernt hat sie den aus Moldawien stammenden P. auf der Plattform Telegram. „Wir hatten eine gute Zeit, bis sich fremde Menschen in unsere Beziehung eingemischt haben“, erzählt sie dem Gericht. P. habe im 70 Kilometern entfernten Leipzig gelebt, sei aber zu ihr gezogen, als er in seinem Job gefeuert wurde. Knapp zwei Monate lang leben sie zusammen.
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Mitte Mai 2024 will sich Nadiia H. nach einem Streit von ihm trennen. Anlass der Auseinandersetzung: P. ist eifersüchtig, will ihr Handy kontrollieren. Sie habe Kontakt zu einem anderen Mann, behauptet er. Sie will ihm das Handy nicht geben, weil es nur um eine harmlose Verabredung mit ihrem Deutschkurs gehe, der eine Abschlussparty feiern möchte.
„So einen Umgang mit mir kann ich nicht verzeihen“
P. sei handgreiflich geworden. „Er hat mich am Hals gepackt und aufs Bett geworfen“, beschreibt Nadiia H. die für sie beklemmende Situation. Es ist der Moment, in dem sie beschließt, sich zu trennen. „So einen Umgang mit mir kann ich nicht verzeihen!“ Bei diesem „Großen Streit“, wie sie beschreibt, habe Andrei P. sie bedroht. „Wenn du mich verlässt, werde ich dir wehtun und du wirst bis zum Ende deines Lebens weinen“, soll er gesagt haben. Nadiia H. lässt sich nicht einschüchtern, P. muss ausziehen.

Danach haben sie anfangs nur sporadisch nur Kontakt. Nach kurzer Zeit beginnt er, sie zu belästigen, schickt ihr Nachrichten, sagt sie. Als sie seine Nummer sperrt, meldet er sich von anderen Anschlüssen aus, schreibt, versucht, mit ihr zu telefonieren. Ihr wird das bald zu viel, sie beschließt, ihren Ex-Freund anzuzeigen.
Valeriia kommt nie in der Schule an
Am 3. Juni vergangenen Jahres geht es Nadiia H. nicht gut, wie ihre jüngere Tochter hat sie Fieber. Trotzdem macht sie die ältere Valeriia morgens wie immer fertig für die Schule und schickt sie allein los. Das ist nicht ungewöhnlich, das Kind kennt den Weg, sie sei „sehr kommunikativ“ gewesen, habe für ihr Alter auch sehr gut Deutsch gesprochen, sagt ihre Mutter.
Als Mittags Nadiias Freundin Olga anruft und fragt, ob Valeriia später zusammen mit ihrer Tochter zum Judo möchte, habe sie nicht verstanden, dass ihr Kind nicht in der Schule angekommen ist. An jenem Tag ist ein Ersatzlehrer im Dienst, dem Valeriias Fehlen nicht auffällt, er nimmt an, das Kind sei in der Betreuung im Hort, so Nadiia N..
„Ich hatte das Gefühl, er könnte etwas damit zu tun haben“
Erst als ihre Tochter nicht wie sonst um 16 Uhr nach Hause kommt, bemerkt sie, dass etwas passiert sein muss. „Ich war sehr beunruhigt“, erklärt sie dem Gericht. Vom Olgas Kindern erfährt sie schließlich, dass Valeriia nicht in der Schule war. Aufgeregt meldet sie ihr Kind als vermisst, benachrichtigt Freunde und Bekannte. Viele helfen aktiv bei der Suche nach dem Mädchen, vergeblich. Nadia H. ruft auch ihren Ex an. Sie ist misstrauisch. „Ich hatte das Gefühl, er könnte etwas damit zu tun haben.“ Er bestreitet das.
Anschließend beginnt eine aufwendige Suche, die Polizei setzt Hubschrauber, Drohnen, Taucher, Spezialhunde und Hunderten Beamte ein. Nach gut einer Woche wird Valeriias Leiche gefunden. Einige Tage später wird Andrei P. nach einer länderübergreifenden Fahndung in Prag festgenommen und später nach Deutschland ausgeliefert.
Das Schicksal des Mädchens hatte bundesweit Trauer und Entsetzen ausgelöst. Das aus der Ukraine stammende Mädchen war mit seiner Mutter vor dem Krieg nach Deutschland geflüchtet.