Forscher studieren Schimpansen
Nicht nur Gähnen! Auch Pinkeln ist ansteckend

Oh – ich muss auch mal ganz doll dringend!
Japanische Wissenschaftler haben bei Schimpansen ein überraschendes Verhalten beobachtet: Offenbar ist nicht nur das Gähnen ansteckend, sondern auch der Harndrang. Forscher haben in einer neuen Studie herausgefunden, dass die Tiere dazu neigen, gemeinsam zu urinieren. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht.
Wenn sich ein Affe erleichtert, folgen ihm die anderen oft
Mehr als 600 Stunden lang beobachtete das Team um Ena Onishi von der Universität Kyoto 20 Schimpansen in einem Schutzgebiet in Japan und dokumentierte dabei mehr als 1.300 „Pinkelpausen“. Dabei fiel ihnen auf: Wenn sich ein Affe erleichtert, folgen ihm die anderen oft. Und: Je enger sie beieinander stehen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für ein regelrechtes „Pinkelkonzert“. Wissenschaftler vermuten, dass dieses Verhalten tiefe evolutionäre Wurzeln hat – vielleicht auch bei uns Menschen.

Denn schon die alten Römer trafen sich auf ihren öffentlichen Toiletten zum Plaudern, fast Po an Po auf langen Toilettenbänken.
Und ein italienisches Sprichwort sagt sogar: „Wer nicht in Gesellschaft pinkelt, ist entweder ein Dieb oder ein Spion“. Wenn das kein Argument für den nächsten gemeinsamen Toilettengang mit Plausch ist! Im Japanischen gibt es übrigens sogar ein eigenes Wort für das Urinieren in der Gruppe: „Tsureshon“.
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Vor allem Chef-Pinkeln ist ansteckend
Interessanterweise gibt es beim „Gruppenpinkeln“ der Schimpansen eine Besonderheit: Während wir Menschen eher von Freunden zum Gähnen animiert werden, lassen sich die Affen vor allem vom Ranghöheren zum gemeinsamen Urinieren anstecken.
„Wir waren überrascht, als wir entdeckten, dass das Ansteckungsmuster durch den sozialen Rang beeinflusst wurde”, sagt Onishi. Vielleicht ist das ja die subtile Art des Chefs, die Gruppe vor dem nächsten Ausflug an die rechtzeitige Blasenentleerung zu erinnern? Nach dem Motto: „Bevor es losgeht, alle noch mal pinkeln!” Mitautor Shinya Yamamoto von der Universität Kyoto vermutet, dass dieses Verhalten die Führungsrolle bei der Synchronisierung von Gruppenaktivitäten widerspiegelt oder der Stärkung sozialer Bindungen dient.
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Wie ist das bei euch?
Steckt auch bei uns Menschen mehr dahinter?
Die Forscher wollen nun in weiteren Studien die genauen sozialen Funktionen des „Gruppenpinkelns“ bei Schimpansen und anderen Tierarten untersuchen. Die Ergebnisse könnten wichtige Erkenntnisse über die Evolution des Sozialverhaltens liefern und uns Menschen vielleicht sogar helfen, unsere eigenen „Toilettengewohnheiten“ besser zu verstehen.
Wer weiß, vielleicht steckt ja beim nächsten gemeinsamen Toilettengang mit Freunden mehr dahinter als nur ein dringendes Bedürfnis und ein netter Plausch? (ija)