Zwei von drei Betroffenen sind Frauen
Histaminintoleranz? Auf diese Lebensmittel solltet ihr verzichten!

Hautausschlag, Juckreiz, oder Magen-Darm-Probleme?
Viele Symptome können auf eine Histaminintoleranz hindeuten. Doch nicht immer steckt wirklich eine Unverträglichkeit dahinter. Ihr wollt Klarheit? Wir verraten, welche Tests bei der Diagnose helfen und welche Lebensmittel Patienten bei einer histaminarmen Ernährung meiden sollten.
Was ist Histamin?
Histamin nehmen wir zum einen über die Nahrung auf, zum anderen bildet es unser Körper selbst. Es zählt zu den sogenannten Gewebshormonen und erfüllt im Körper zahlreiche Funktionen: Es wirkt blutdrucksenkend, regt die Verdauung an und steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Aber auch auf unsere Gedächtnisfunktion, unseren Gemütszustand und das Zellwachstum hat Histamin großen Einfluss.
Eine entscheidende Rolle kommt dem körpereigene Eiweiß zudem als Botenstoff bei Entzündungsreaktionen zu. So vermittelt es Allergien und löst die damit einhergehenden Entzündungsprozesse aus. Kommen wir mit einem Allergen in Berührung, wird das in den Mastzellen gespeicherte Histamin freigesetzt und es kommt zur allergischen Reaktion. Diese kann sich beispielsweise in Form von Hautausschlag, Juckreiz oder tränenden Augen äußern.
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Diese Ursache steckt hinter der Histaminintoleranz
Etwa zwei Prozent aller Menschen in Deutschland leiden an einer Histaminintoleranz. Dabei sind zwei von drei Betroffenen Frauen. Zudem sind etwa 80 Prozent der Menschen mit einer Histaminintoleranz älter als 40 Jahre alt.
Zu einer Histaminintoleranz kommt es, wenn das Verhältnis zwischen dem Abbau und der Produktion von Histamin im Körper aus dem Gleichgewicht gerät. Dies kann auch durch eine übermäßige Histaminaufnahme über die Nahrung passieren. Folglich fällt mehr Histamin an, als unser Körper abbauen kann. Verantwortlich dafür ist eine erworbene Störung des Histaminabbaus im Dünndarm. Die Betroffenen produzieren oft zu wenig des Enzyms Diaminoxidase (DAO), das für den Histaminabbau verantwortlich ist.
Die körpereigene Bildung von DAO kann dabei durch Alkohol, grünen Tee oder auch Energy Drinks beeinträchtigt werden. aber auch eine Schädigung der Darmzellen kann dazu führen, dass unser Körper zu wenig des Enzyms produziert und sich Histamin folglich anreichert.
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Diese Lebensmittel enthalten besonders viel Histamin
Nahezu alle Lebensmittel enthalten Histamin. Der Gehalt in den einzelnen Nahrungsmitteln variiert aber stark. Dabei gilt: Je frischer und unverarbeiteter ein Lebensmittel ist, umso geringer sein Histamingehalt. Denn im Zuge der Fermentation, Gärung oder Reifung setzen die dafür nötigen Bakterien oder Hefen Histidin frei. Aus dieser Aminosäure bildet sich folglich Histamin.
Das erklärt, warum alter Gouda deutlich mehr Histamin enthält als junger. Auch geräucherter Schinken enthält mehr Histamin als gekochter. Auch Rotwein oder Sauerkraut enthalten aufgrund der langen Reifung oder Fermentation eine hohe Konzentration an Histamin.
Diese Lebensmittel sollten Menschen mit Histaminintoleranz nur in Maßen verzehren:
Fisch wie Hering, Makrele oder Thunfisch
Käse wie Camembert, Emmentaler, mittelalter oder alter Gouda oder Parmesan
Wurst wie geräucherter Schinken oder Salami
eingelegtes oder fermentiertes Gemüse wie Kimchi oder Sauerkraut
Rotwein
Sojasoße
Obst wie Ananas, Bananen und Erdbeeren sowie Zitrusfrüchte wie Apfelsinen, Kiwis und Zitronen
Gemüse wie Linsen, Bohnen oder Soja
Ein generelles Verbot dieser Lebensmittel macht deswegen keinen Sinn, weil jeder Patient unterschiedlich reagiert. Was bei dem einen Beschwerden auslöst, verträgt der andere – und umgekehrt. Deswegen gilt: Probiert aus, welche und wie viel der entsprechenden Lebensmittel ihr vertragt.
Übrigens: Wenn ihr histaminreiche Lebensmittel mit Vitamin-C-haltigen Nahrungsmitteln wie Brokkoli, schwarzen Johannisbeeren oder roter Paprika kombiniert, mindert ihr die Histaminaufnahme. Denn Vitamin beschleunigt den Abbau des biogenen Amins.
Welche Symptome auf eine Histaminintoleranz hindeuten können
Hat sich eine bestimmte Menge Histamin im Körper angesammelt, kann dies zu unterschiedlichen Beschwerden führen. Die Höhe des Histamin-Grenzwerts ist dabei individuell, genauso wie die Intensität der Symptome. Auch das Auftreten der Beschwerden nach dem Verzehr histaminreicher Nahrungsmittel variiert stark: So treten die Beschwerden bei einigen Menschen bereits nach wenigen Minuten, bei anderen erst nach mehreren Stunden auf.
Das sind die häufigsten Symptome einer Histaminintoleranz:
Blähungen (Meteorismus)
Chronische Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
Dünn- und Dickdarmentzündungen (Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa)
Herzrasen
Juckreiz
Kopfschmerzen
Rötung
Schwellung der Haut
Schwindel
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Warum ein Ernährungstagebuch bei der Diagnose helfen kann
Derzeit gibt es keinen verlässlichen Labortest, um eine Histaminunverträglichkeit nachzuweisen. Die Vielfalt der Symptome erschwert die Diagnose zusätzlich. Daher solltet ihr in einem ersten Schritt andere Erkrankungen und Unverträglichkeiten ausschließen. Das funktioniert am besten durch ein ausführliches Beratungsgespräch und entsprechende Untersuchungen bei eurem Hausarzt. Dieser kann beispielsweise mit entsprechenden Tests prüfen, ob eine Unverträglichkeit gegen Fruktose (Fruchtzucker) oder Laktose (Milchzucker) vorliegt, die teils ähnliche Symptome hervorrufen. Außerdem könnt ihr eure Blutwerte bestimmen lassen, um beispielsweise einen Mineralstoff- oder Vitaminmangel auszuschließen.
Wenn nichts auf eine andere Erkrankung hindeutet, kann ein Ernährungs- und Symptomtagebuch dabei helfen, den Verdacht auf eine Histaminintoleranz zu verfestigen. In dem Tagebuch solltet ihr möglichst detailliert all das eintragen, was ihr den Tag über zu euch nehmt. Das betrifft nicht nur die Hauptmahlzeiten, sondern auch Snacks und Getränke. Dort könnt ihr auch eintragen, wann welche Symptome aufgetreten sind. Auf diese Weise lassen sich Zusammenhänge oft schnell erkennen.
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Warum sich eine Ernährungsumstellung bei einer Histaminintoleranz doppelt lohnt
Um die Symptome zu lindern, empfehlen Ärzte eine dreistufige Ernährungsumstellung. Diese wirkt zum einen therapeutisch, hilft aber gleichzeitig, die Hauptursache der Unverträglichkeit zu identifizieren:
Karenz-Phase: In der sogenannten Karenzphase sollet ihr auf alle histaminhaltigen und insgesamt aminhaltigen Lebensmittel so gut wie möglich verzichten. Dazu zählen Tomaten, reifer Käse und Rotwein, aber auch dunkle Schokolade. Auf diese Weise lassen sich die Beschwerden weitestgehend reduzieren. Außerdem kann sich dadurch auch die Verdauung wieder normalisieren. Diese Phase sollte etwa zehn bis 14 Tage lang dauern.
Test-Phase: Im zweiten Schritt werden über einen Zeitraum von etwa sechs bis acht Woche versuchsweise wieder einzelne histaminhaltige Lebensmittel in den Speiseplan eingebaut. Somit könnt ihr testen, welche verdächtigen Nahrungsmittel tatsächlich Symptome auslösen. Außerdem könnt ihr überprüfen, ob ihr einige davon in geringen Mengen vertragt. In eurem Ernährungs- und Symptomtagebuch solltet ihr parallel mögliche Beschwerden dokumentieren.
Dauer-Ernährung: In der dritten und letzten Phase sollte der zukünftige Speiseplan und mit ihm die verträgliche Histamin-Menge festgelegt werden. Wichtig ist, dass ihr gemeinsam mit eurem Hausarzt oder einem Ernährungsberater einen bedarfsdeckenden, ausgewogenen und praktikablen Ernährungsplan. Dieser sollte eure Geschmacksvorlieben berücksichtigen und gleichzeitig eine hohe Lebensqualität gewährleisten. Verzichten müsst ihr lediglich auf die Lebensmittel, die für euch problematisch sind. Ob ihr sie ganz streichen oder lediglich die Aufnahmemenge reduzieren solltet, hängt von eurer individuellen Reaktion auf das entsprechende Lebensmittel ab.
Gegebenenfalls kann auch die orale Einnahme des Enzyms Diaminoxidase (DAO) sinnvoll sein. Es unterstützt den Körper, das über die Nahrung aufgenommene Histamin im Darm abzubauen. Wichtig: Die Einnahme von DAO solltet ihr im Vorfeld mit eurem Arzt besprechen.
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Warum sich bei einer Histaminintoleranz auch der Blick in den Medikamentenschrank lohnt
Nicht nur eine histaminreiche Ernährung oder die mangelhafte Bildung des Enzyms Diaminoxidase können dazu führen, dass es zu einem Überschuss an Histamin mitsamt der typischen Symptome kommt. Auch viele Medikamente lösen eine vermehrte Freisetzung oder einen verminderten Abbau von Histamin aus. Dazu zählen beispielsweise folgende Arzneimittel:
bestimmte Antibiotika wie Neomycin oder Vancomycin
bestimmte Antidepressiva wie Amitriptylin
bestimmte Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Metamizol
bestimmte Mittel gegen Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen wie Alprenolol, Dihydralazin oder Verapamil
bestimmte muskelentspannende Mittel wie Suxamethonium
bestimmte Schleimlöser wie Ambroxol
Röntgenkontrastmittel
Daher solltet ihr gegenüber eurem Arzt auch immer erwähnen, dass und welche Medikamente ihr einnehmt. Manchmal können sich die Symptome allein durch den Wechsel des Medikaments deutlich bessern oder sogar ganz verschwinden.
Gleichzeitig solltet ihr eurem Arzt sagen, dass ihr an einer Histaminintoleranz leidet, wenn er euch ein neues Medikament verschreibt.
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