Zu viel Vorsicht ist kontraproduktiv

Vielfalt statt Verzicht: Wie ihr eure Kinder vor Nahrungsmittelallergien schützt

Mutter füttert ihr Baby
Ein abwechslungsreicher Speiseplan mit vielen nährstoffreichen Lebensmitteln schon bei den Kleinsten, reduziert die spätere Entwicklung einer Nahrungsmittelallergie.

Durchfall, Erbrechen oder Hautausschlag: Diese Symptome können auf eine Allergie hindeuten.
Vor allem Nahrungsmittel können bei Kindern Unverträglichkeiten auslösen. Doch Eltern können frühzeitig einiges dafür tun, dass sich Allergien gar nicht erst entwickeln.

Das sind die bekanntesten Allergie-Auslöser

Etwa sechs bis zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen in den Industrieländern haben eine Nahrungsmittelallergie. Stuft der Körper an sich ungefährliche Nahrungsbestandteile als riskant ein, bildet er Antikörper dagegen. Im Zuge dieser Abwehrreaktion schüttet unser Körper auch den Botenstoff Histamin aus, der Entzündungen fördert und für die entsprechenden allergischen Reaktionen wie Hautausschlag, Übelkeit oder Asthma verantwortlich ist.

Bis heute sind 160 Lebensmittel bekannt, die eine Allergie auslösen können. Zu den bekanntesten Auslösern einer Nahrungsmittelallergie zählen:

  • Fisch

  • Hühner-Ei

  • Kuhmilch

  • Soja

  • Weizen

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Jetzt ist eure Meinung gefragt

Warum Allergieprävention bereits in der Schwangerschaft beginnt

Lange Zeit galt die Empfehlung, in der Schwangerschaft auf möglicherweise allergieauslösende Lebensmittel zu verzichten. Heute weiß man, dass eine allergenarme Kost der Mutter in der Schwangerschaft nicht automatisch zu einer Verminderung des Allergierisikos beim Kind führt. Stattdessen erhöhen Einschränkungen in der Ernährung das Risiko einer unzureichenden Nährstoffzufuhr.

Auf Lebensmittel, auf welche die Schwangere selbst allergisch reagiert, sollte sie hingegen auch in der Schwangerschaft verzichten. Ansonsten sollten Frauen in der Schwangerschaft möglichst abwechslungsreich und vielseitig essen. Auf diese Weise beugen sie der Entstehung von Allergien beim Ungeborenen am besten vor.

Wichtig dabei: Werdende Mütter sollten nicht das Doppelte, sondern für zwei essen. Wichtiger als die Menge der zugeführten Nahrung ist nämlich deren Qualität: Schwangere sollten auf frische, nährstoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte setzen. Auch fettarme Eiweißlieferanten wie mageres Fleisch, Fisch und Eier sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.

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Warum fetter Fisch in der Schwangerschaft gut ist, ihr von Thunfisch aber die Finger lassen solltet

Vor allem der regelmäßige Verzehr von fettreichem Fisch wie Hering, Lachs oder Makrele kann das Allergierisiko deutlich senken, wie in einer Studie nachgewiesen werden konnte. Denn die darin enthaltenen langkettigen Omega-3-Fettsäuren beugen atopischen Erkrankungen wie Heuschnupfen, allergischem Asthma oder Neurodermitis beim Kind vor. Auf Thunfisch sollten Schwangere jedoch verzichten: Dieser ist oft mit Schwermetallen wie Quecksilber belastet, das die Hirnentwicklung des Ungeborenen beeinträchtigen kann.

Einen großen Effekt auf das Allergierisiko hat auch das Rauchen. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass Kinder rauchender Eltern ein höheres Risiko haben, an Asthma zu erkranken. Daher sollten Schwangere und Stillende nicht rauchen. Das gilt laut Gesellschaft für pädiatrische Allergologie übrigens auch fürs „Draußenrauchen“: Denn über die Ausatemluft und die Kleidung kommen die Kinder ebenfalls mit den Schadstoffen in Berührung.

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Warum Stillen das Risiko für Allergien senkt

Doch nicht nur in der Schwangerschaft können werdende Mütter Allergien bei den Kleinen vorbeugen. Vor allem die Ernährung in den ersten beiden Lebensjahren hat großen Einfluss auf das spätere Allergierisiko. In den ersten vier Lebensmonaten sollte nach Möglichkeit ausschließlich gestillt werden. Muttermilch ist in ihrer Zusammensetzung nicht nur perfekt an die Nährstoffbedürfnisse des Säuglings angepasst. Stillkinder erkranken später auch seltener und weisen einen besseren Schutz vor Allergien auf, da Mütter ihre Infektabwehr durch die Muttermilch auf das Baby übertragen.

Nach Einführung der Beikost zwischen dem fünften und siebten Lebensmonat sollten Babys nach Möglichkeit weiter gestillt werden. Denn über die Muttermilch erhält das Baby die mütterlichen Immunzellen sowie probiotische und antientzündliche Stoffe. Diese unterstützen sein noch nicht vollständig entwickeltes Abwehrsystem. Das verbessert unter anderem die Akzeptanz und Verträglichkeit neuer Lebensmittel. Zudem erkranken länger gestillte Kinder weniger oft an Atemwegsinfekten, Typ-2-Diabetes und werden seltener übergewichtig.

Solltet ihr nicht stillen können oder wollen, solltet ihr auf eine Säuglingsanfangsnahrung zurückgreifen. Ist euer Kind nicht familiär vorbelastet, empfiehlt sich eine Pre- oder 1er-Milch. Für Kinder, deren Eltern oder Geschwister eine Allergie haben, ist eine sogenannte HA-Nahrung (HypoAllergen) sinnvoll.

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Warum Vielfalt in der Beikost Trumpf ist

Die Beikost an sich sollte vielfältig sein. Selbst bei Kindern, die familiär vorbelastet sind, muss und sollte nicht auf potentielle Allergieauslöser wie Kuhmilch, Fisch oder Ei verzichtet werden. Ganz im Gegenteil. Ein breitgefächerter Speiseplan erleichtert dem Darm die Gewöhnung und erhöht die Toleranz gegenüber verschiedenen Lebensmitteln. Besonders gut von Babys vertragen werden übrigens Möhren, Kartoffeln, Birnen und Äpfel.

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Neben der Ernährung haben auch andere, äußere Faktoren Einfluss auf das Allergierisiko. So wird vor allem bei familärer Vorbelastung von Katzen im Haushalt abgeraten. In Studien hat sich gezeigt, dass bei vorbelasteten Kindern das Neurodermitis-Risiko steigt, wenn sie in einem Haushalt mit Katzen leben. Hunde hingegen haben keinen Einfluss auf das Allergierisiko.

Das zeigt: Eltern haben großen Einfluss darauf, ob ihre Kinder eine Allergie entwickeln oder nicht. Wer die Tipps beherzigt und auf Vielfalt setzt, kann einen wertvollen Beitrag zur Vorbeugung von Nahrungsmittelallergien leisten.