Eva Gilles: „Wir sind alle einzigartig“ Weil sie kurze Haare hat? Zuschauer finden neue Miss Frankreich zu „woke"

Sie wird im Netz beschimpft und übel beleidigt – weil sie kurze Haare trägt!
Der Sieg der 20-jährigen Eve Gilles spaltet ganz Frankreich. Der irre Grund: die neue Miss France sei zu androgyn, weise also männliche und weibliche Merkmale auf. Im Zentrum der Kritik: die Kurzhaarfrisur der jungen Frau.
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7,5 Millionen sehen wie Eve Gilles neue „Miss France" wird
„Miss Germany“ kann davon nur träumen: In Frankreich hat die Wahl der diesjährigen „Miss France“ sage und schreibe 7,5 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer vor die Fernsehbildschirme gebannt. Am Ende hatte die 20-jährige Eve Gilles aus der französischen Region Nord-Pas-de-Calais, deren Eltern von der Insel Réunion im Indischen Ozean stammen, die Nase vorn. Doch Teile des Millionenpublikums sind mit der Wahl nicht einverstanden.
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Neue Miss Frankreich nur bei Jury beliebt - Zuschauer finden sie zu „woke"

Denn die 20-Jährige gewann nur dank der Stimmen der Juroren. So entscheidet bei der Miss-Wahl in Frankreich je zur Hälfte eine Jury und eine öffentliche Abstimmung über die Platzierungen der Kandidatinnen. Wäre es nur nach den Zuschauern gegangen, dann hätte sich Gilles mit dem dritten Platz begnügen müssen. Das sorgte nun dafür, dass eine heftige Diskussion über die Siegerin entbrannt ist. Und nicht nur das.
Schließlich trägt Gilles ja einen Kurzhaarschnitt. Und tatsächlich hat mit einer derartigen Frisur in 103 Jahren „Miss France“-Geschichte noch keine Frau den Titel gewonnen. In den sozialen Netzwerken regten sich deshalb alsbald unzufriedene Stimmen, die Gilles und der Jury vorwarfen, „der Gesellschaft woke Werte einflößen“ zu wollen. Von anderer Seite hieß es, die Gewinnerin sehe „kein bisschen aus wie 'Miss France'“. Und weiter: „Die Frisur ist egal, aber der androgyne Körper ist definitiv eine woke Botschaft.“
Was bedeutet eigentlich „woke“?
„Woke“ kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „aufgewacht“ bzw. „wachsam“. Der Begriff wird heute umgangssprachlich für die Feinfühligkeit für politisch und für sozial relevante Themen verwendet. Im Fokus der Woke-Bewegung stehen vor allem Themen wie Rassismus, Sexismus sowie Diskriminierung von Minderheiten.
Fans sauer über neue „Miss France" - Politikerinnen melden sich zu Wort
Natürlich blieben derartige Anmerkungen nicht lange unwidersprochen. „Möglicherweise ist die neue 'Miss France' in deinen Augen nicht wunderschön. Aber sie mit Wokeness zu verknüpfen, weil sie kurze Haare hat … das ist einfach nur lächerlich“, lautete etwa eine Replik. Und eine andere: „Eve Gilles ist die neue 'Miss France' 2024. Eure bösartigen und nutzlosen Kommentare werden daran nichts ändern, sie ist großartig.“
Sogar mehrere Politikerinnen schalteten sich inzwischen in die Debatte ein. Die französische Grünen-Politikerin Sandrine Rousseau etwa schrieb auf X: „Ich bin schockiert über die Kommentare zur 'Miss France'.“ Mit Unverständnis fügte sie hinzu: „Also messen wir in Frankreich 2023 den Fortschritt des Respekts gegenüber Frauen an ihrer Haarlänge?“ Karima Delli, Europaabgeordnete der französischen Grünen, wiederum erklärte, angesichts der „hasserfüllten Tweets in den sozialen Netzwerken“ wolle sie Gilles ihre volle Unterstützung zusichern.
Die Schöne und der Sturz! Miss-Wahl-Königin fällt plötzlich von der Bühne
Rechtpopulistische Marine Le Pen gratuliert der neuen „Miss France"
Sogar Marine Le Pen von der rechtspopulistischen Partei „Rassemblement National“ wollte in die Nörgelei an der offiziellen Siegerin des Schönheitswettbewerbs nicht einstimmen. „Glückwünsche an Eve Gilles, 'Miss Nord-Pas-de-Calais', die unsere neue 'Miss France' geworden ist“, äußerte sie sich diplomatisch.
Gilles selbst, die in Lille Mathematik und Informatik studiert, zeigte sich bereits während der Miss-Wahl selbstbewusst. „Ich möchte zeigen, dass sich der Wettbewerb und auch die Gesellschaft weiterentwickelt, dass die Darstellung von Frauen vielfältig ist. Schönheit hängt meiner Meinung nach nicht von einer Frisur oder Figur ab“, sagte sie da etwa. Und weiter: „Wir sind daran gewöhnt, schöne Missen mit langen Haaren zu sehen. Ich habe mich aber für einen androgynen Look mit kurzen Haaren entschieden. Niemand sollte dir vorschreiben, wer du bist.“ Jede Frau sei nun mal anders. „Wir sind alle einzigartig.“ Das scheinen einige jedoch nicht so ganz begriffen zu haben. (ntv.de, vpr)
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei ntv.de
































