Sie hat die Filialen trotz Lockdown öffnen lassenDas ist Douglas-Chefin Tina Müller

Riesenwirbel um die Parfümeriekette Douglas: Am ersten Tag des Dezember-Lockdowns hatte rund jede vierte Filiale geöffnet. Begründung: Ein Teil der Douglas-Filialen sind ja eigentlich Drogerien – und die dürfen trotz Lockdown geöffnet bleiben. Nur einen Tag später und nach heftiger Kritik der spektakuläre Rückzieher von Douglas: Alle Filialen bleiben geschlossen. Und jedes Mal vorne dabei: Douglas-Chefin Tina Müller. Wer ist die Frau an der Douglas-Spitze, die diesen irren Zickzack-Kurs fährt?
Douglas-Chefin Tina Müller: Nach erstem Corona-Lockdown schwer erkrankt
Die 51-Jährige ist seit November 2017 Vorsitzende der Geschäftsführung der Einzelhandelskette Parfümerie Douglas GmbH mit Sitz in Düsseldorf. Bereits vor Douglas hat Tina Müller ordentlich Erfahrung in der Konsumgüterindustrie gesammelt: Nach Stationen bei L’Oreal und Wella war sie beim Konsumgüterriesen Henkel unter anderem für die Marke Schwarzkopf verantwortlich.
Für die Managerin ging es mit der Karriere steil bergauf – bis zum Mai 2020: Eine schwere Erkrankung bremste die Managerin voll aus. Nach dem Lockdown im März und der zwangsweisen Schließung von 2.400 Filialen stand Tina Müller plötzlich auch noch vor einer persönlichen Herausforderung. “Von Mitte Mai an war ich für rund sechs Wochen krankheitsbedingt gezwungen, mich von heute auf morgen aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen. Es gibt Momente, da muss die Gesundheit vorgehen“, schreibt sie in ihrem persönlichen LinkedIn-Blog.
Woran Tina Müller erkrankt ist, das behält sie für sich. Bekannt ist: Nach einer Notoperation musste sich die 51-Jährige in medizinische Rehabilitation begeben. Mitte Juni war sie fit genug, die Geschäfte wieder führen zu können.
Douglas-Chefin wies Mitarbeiter an, Filialen trotz Lockdown zu öffnen
Es stellt sich aber gerade jetzt die Frage: Welcher Corona-Teufel hat die Geschäftsleitung geritten, die Filialen der Parfümeriekette zu öffnen? Immerhin verzeichnet Douglas gerade in diesem Jahr einen deutlichen Schub im Onlinehandel. Douglas erzielt inzwischen 40 Prozent des Umsatzes im Onlinehandel.
Erst im November sagte sie in einem Interview mit der „WirtschaftsWoche“: „Bislang gilt Douglas vorwiegend als Einzelhändler mit vielen Filialen. Künftig drehen wir das Ganze bewusst um und sagen: Douglas ist ein Onlinehändler, der auch ein erfolgreiches stationäres Geschäft hat.“
Woher kommt dann der plötzliche Sinneswandel, mit Tricks den Lockdown zu umgehen und sogar die Gewerkschaft gegen sich aufzubringen? Trotz der heutigen Entschuldigung hat sie noch gestern persönlich in einer Mitteilung, die RTL vorliegt, das Douglaspersonal angewiesen: „Bitte räumt folgende Artikel vor Öffnung eures Stores von der Verkaufsfläche weg: Dekoartikel und Schmuck. Im Eingangsbereich sollte primär unser Drogeriesortiment präsentiert werden.“ Und auch für eine vorhersehbare Konfrontation mit dem Ordnungsamt gab sie ihren Mitarbeitern klare Handlungsanweisungen.
„Ob das die Marke beschädigt, bleibt abzuwarten“, sagt Unternehmensberater Jon Christoph Berndt gegenüber RTL. Der Experte sagt aber auch: „Zulassen ist gut. Denn eine Marke muss auch solidarisch sein. Wenn sich gerade jetzt alle zurückziehen, dann sollte das die Marke Douglas auch tun.“
Vielleicht sollte Tina Müller ihr eigenes Buch aus dem Jahr 2013 während der Weihnachtstage noch einmal selbst lesen: „Die 10 Todsünden des Marketings“.