Was wirklich hinter der Diskussion steckt - wir klären auf Kein „Last Christmas“ in diesem Jahr? Wirbel um Musik auf Weihnachtsmärkten

ARCHIV - 21.11.2022, Sachsen-Anhalt, Magdeburg: Besucher gehen über den Weihnachtsmarkt der Landeshauptstadt. Die Veranstalter in Sachsen-Anhalt hoffen in diesem Jahr wieder auf einen «normalen» Weihnachtsmarkt. (zu dpa: «Weihnachtsmarktbetreiber freuen sich auf «normalen» Betrieb») Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Traditionelle Weihnachtsmärkte wie hier in Magdeburg gehören für viele zum Advent wie das Plätzchen backen (Symbolbild)
kdg jai sab, dpa, Klaus-Dietmar Gabbert

Müssen viele Weihnachtsmarktbesucher in diesem Jahr ohne stimmungsvolle Musik ihren Glühwein schlürfen?
In einigen Städten flammt derzeit eine hitzige Diskussion um jene Songs auf, die traditionell auf Weihnachtsmärkten für die entsprechende Stimmung sorgt. Die Folge: Manche Märkte wollen auf lizensierungspflichtige Hits komplett verzichten. Das würde wiederum bedeuten: vielerorts kein „Last Christmas“ und kein „In der Weihnachtsbäckerei“ in diesem Jahr. Aber was steckt wirklich hinter der Debatte? RTL hat nachgehakt.
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Musik zu teuer? Städte wehren sich gegen GEMA-Gebühren

Musik, die auf Weihnachtsmärkten gespielt wird, gibt es nicht umsonst – so weit, so klar. Dabei wollen jedoch nicht nur die Künstler bezahlt werden, die auf der Bühne performen und beliebte Hits covern. Auch jene, denen die beliebten Songs gehören, wollen etwas vom Kuchen abhaben – auch das ist verständlich. Das Problem: Einige Städte und Kommunen wollen dafür offenbar nicht den geforderten Tarif der GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) bezahlen.

Aber was ist in diesem Jahr anders als sonst? Wurden die Lizenzkosten für beliebte Weihnachts-Hits in diesem Jahr massiv erhöht?

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Höhere Preise ohne Preiserhöhung - wie kann das sein?

Nein, erklärt Ursula Goebel. Sie ist Direktorin für Kommunikation bei der GEMA. Sie erklärt, die Gesellschaft habe den Tarif für Stadtfeste, nach dem auch Weihnachtsmärkte lizenziert werden, nicht erhöht.

Aber: „Der entscheidende Faktor für die Steigerungen in der Lizenzhöhe ist, dass die von den Märkten angemeldete Veranstaltungsfläche in der Größe bisweilen deutlich abweicht von der tatsächlichen Größe, die wir im letzten Jahr nachgemessen haben.“ Heißt: Bislang hätten Weihnachtsmärkte eine kleinere Fläche angegeben, die mit der lizensierungspflichtigen Musik beschallt werde. Ein Fehler der Märkte, denn: „Der Tarif berechnet sich ausschließlich nach der gesamten Veranstaltungsfläche – und eben nicht nach der beschallten Fläche.“ Für Städte und Kommunen sei das nicht neu.

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Dennoch: Vereinzelte Märkte scheinen die Kosten nicht zahlen zu wollen. So will Medienberichten zufolge beispielsweise der Weihnachtsmarkt in Bad Dürkheim, aber auch jener in Bayreuth künftig wohl (vermehrt) auf lizensierungsfreie Musik zurückgreifen. In Trier habe man beim Programm abgespeckt, sodass keine höheren Kosten entstehen. „Mit einigen wenigen Kunden stehen wir noch im Austausch, um eine für beide Seiten angemessene Lösung zu finden“, so Goebel gegenüber der Deutschen Presse Agentur.

Keine GEMA-Lizenz nötig: Was läuft dann noch für Musik?

Könnte es also bald still werden auf unseren Weihnachtsmärkten?

Nicht ganz! Wie Ursula Goebel erklärt, dürften in diesen Fällen aber nur noch Stücke gespielt und abgespielt werden, deren Urheber vor (mehr als) 70 Jahren gestorben sei. „Dazu zählen dann auch viele Weihnachtsklassiker, aber oftmals nur (das ist wichtig) in der Originalfassung.“ Und diese seien bei den meisten Menschen einfach nicht mehr so beliebt, wie die Weihnachtsstreaming-Hits der GEMA zeigen. „Die Menschen hören zwar noch immer gerne Klassiker, aber eben doch eher in modern bearbeiteten Versionen.“

Sprecherin kann Drama um Weihnachtsmarkt-Musik nicht nachvollziehen

Insgesamt fehlt der GEMA-Sprecherin das Verständnis für diese Debatte: „Bei den insgesamt 3350 Märkten kam es in 75 Prozent zu keiner Veränderung in der Lizenzsumme. Bei 25 Prozent hingegen schon, aber eben auch in einer Größenordnung von 100 Euro. Lediglich bei 35 Kunden kam es [...] zu im Einzelfall starken Steigerungen.“

Mahnend fügt sie an: „Die Musikschaffenden sollen ihre Leistungen, ihr geistiges Eigentum, verschenken.“ Ihre Rechnung: Rund 2,5 Cent würde jeder Besucher umgerechnet bei Weihnachtsmarktbesuch für die Musik zahlen. „Die Wurst und der Glühwein, das ist uns was wert – die Musik ist uns hingegen gar nichts mehr wert!“