Wie wir durch die vierte Corona-Welle kommen

Virologe Streeck: Warum wir jetzt KEINE bundesweiten Maßnahmen brauchen

28.01.2021, Nordrhein-Westfalen, Bonn: Hendrik Streeck, Virologe an der Uniklinik Bonn steht in einem Labor. Auf der berühmten Karnevalssitzung von Gangelt am Anfang der Corona-Pandemie feierten nach Erkenntnissen des Virologen Hendrik Streeck wohl m
Virologe Streeck macht bei den Corona-Maßnahmen, die jetzt greifen sollten, regionale Unterschiede.
obe gfh, dpa, Oliver Berg

Corona-Situation in Deutschland: Virologe hat klaren Rat

Rekord-Inzidenzen, volle Krankenhäuser inklusive Intensivstationen und eine allgemeine Unsicherheit darüber, wie die Corona-Lage an Weihnachten aussehen wird. Viele Menschen stellen sich zudem die Frage: Wie konnten wir so von der vierten Welle überrollt werden? Wie kommen wir da jetzt wieder raus? Der Direktor des Virologie-Institus der Universität Bonn, Hendrik Streeck hat dazu eine klare Meinung.

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Maßnahmen sollten von Region zu Region variieren

Auch wenn es einige Menschen vermutlich nicht mehr hören können: Sich impfen zu lassen ist das A und O: „Der Hauptweg im Moment ist natürlich das Impfen. Und wir müssen vor allem die Impflücke bei den Über-60-Jährigen schließen. Wir müssen aber auch die Boosterung, vor allem in Alten- und Pflegeheimen und vulnerablen Gruppen weiter schließen. Also das ist wirklich der Hauptpunkt im Moment“, erklärt Prof. Dr. Hendrik Streeck im RTL-Nachtjournal.

Außerdem müsse man – je nach Inzidenz und Infektionsgeschehen – unterschiedlich vorgehen. Damit meint der Virologe, dass man die Bundesländer einzeln bewerten sollte: „In Bereichen wie in Sachsen und Bayern, wo wir eine sehr hohe Inzidenz haben, da muss man wahrscheinlich auch über Kontaktbeschränkungen nachdenken, weil da sieht man eben auch auf den Intensivstationen die deutliche Belastung. Auf der anderen Seite, im Norden oder in Nordrhein-Westfalen, ist es im Verhältnis ‘relativ entspannt’, sodass man hier vielleicht über 2G+-Regeln nachdenken kann.“ Damit schließt er aus, dass bundesweit dieselben Maßnahmen greifen sollten.

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Erneut Kontaktbeschränkungen?

Sollte es in Bundesländern wie Sachsen und Bayern wirklich erneut zu Kontaktbeschränkungen kommen, sei das vor allem eine politische Entscheidung, so der Virologe. Man müsse allerdings vordergründig auf die Intensivmediziner hören. „Aber wenn man dann wirklich auch Kontaktbeschränkungen macht, in der Weise, dass man auch Großveranstaltungen absagt oder gegebenenfalls bestimmte Einrichtungen schließt – dann ist das eigentlich ein Eingeständnis der Politik, dass wir uns zu schlecht vorbereitet haben auf die vierte Welle. Weil wir haben ja gewusst, das sie anrollen wird.“ Der Virologe betont, dass wir eigentlich einen „prall gefüllten Werkzeugkasten“ zur Verfügung gehabt hätten, den wir nicht richtig angewendet haben.

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Sollte es wieder flächendeckend Impfzentren geben?

Auch hier betont Dr. Hendrik Streeck, dass es auf die jeweilige Region ankomme. Impfzentren wieder deutschlandweit hochzuziehen, mache für ihn nicht allzu viel Sinn: „In einigen Regionen wird es sinnvoll sein, auch Impfzentren wieder zu öffnen. Impfzentren und Testzentren brauchen wir jetzt, damit wir mit unseren Werkzeugen gut weiter machen können.“ Trotzdem sei das nicht überall von Nöten, da die Hausärzte die Lage in einigen Regionen gut im Griff hätten. „In anderen Regionen mangelt es wirklich an der Logisitk und an dem Personal – und da wäre es dann wichtig, Impfzentren wieder hochzuziehen.“

Heißt also: Menschen, die sich bisher gegen eine Corona-Impfung entschieden haben, sollten es sich vielleicht nochmal überlegen, ob der Piks nicht doch für sie in Frage kommt. Zudem sollten wir uns an die Regeln halten, um das Infektionsrisiko senken zu können. (vdü)

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