Versteckspiel in Charkiw
Putin-Soldat versteckt sich sechs Monate lang in befreiter ukrainischer Stadt
Als eine Einheit der ukrainischen Polizei bei einer Patrouille durch die befreite Stadt Charkiw auf einen Mann trifft, staunt sie nicht schlecht. Denn der Mann, der sich in den Trümmern der zerstörten Stadt aufgehalten hat, ist russischer Soldat. Dabei ist die Stadt schon seit fast sechs Monaten nicht mehr in russischer Hand, die russischen Truppen eigentlich alle abgezogen. Der Mann hatte sich seit dem wohl in verlassenen Gebäuden versteckt.
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Versteck in verlassenen Gebäuden
In Turnschuhen und in zu groß geratener Regenjacke steht ein Mann inmitten von Trümmern eines zerstörten Gebäudes. Zwei ukrainische Soldaten halten den Mann an beiden Armen fest. Das sieht man jedenfalls auf dem Foto, das die ukrainische Polizei der Stadt Charkiw von der etwas skurrilen Situation gemacht hat.
In ihrem Bericht dazu schreibt sie: Man habe einen 42-Jährigen Mann im Dorf Kupiansk-Vuzlovyi aufgegriffen. Wie er den ukrainischen Truppen selbst erzählt hat, soll er sich dort seit der Befreiung der Stadt durch die ukrainischen Streitkräfte aufgehalten haben. Das war allerdings bereits vor ungefähr sechs Monaten. Der Mann, ein Angehöriger der 27. russischen motorisierten Gewehrbrigade, hat sich seit dem in verlassenen Gebäuden der Stadt versteckt. Unglaublich, dass ihm das auf eigene Faust gelungen ist, ohne schon früher entdeckt zu werden. Und dazu noch in den kalten ukrainischen Wintermonaten!
Um die Umstände seines Aufenthalts genauer zu untersuchen, hat die Polizei ihn deshalb zunächst in die Polizeidienststelle in Kupiansk gebracht.
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25 Folterlager in befreitem Charkiw entdeckt
Nach sieben Monaten Besatzung wurde Charkiw im September von den ukrainischen Truppen befreit. Seit der Befreiung der Umgebung der ostukrainischen Stadt aus russischer Besatzung hat die Polizei dort nach eigenen Angaben 25 Folterlager entdeckt.
In den Lagern hätten russische Truppen unter anderem Zivilisten unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und gefoltert, teilte der regionale Polizeichef Wolodymyr Tymoschko auf Facebook mit. Die Gefangenen seien teils mit Elektroschocks misshandelt worden, anderen seien die Finger gebrochen worden.
Die Umgebung von Charkiw war monatelang von russischen Truppen besetzt worden. Sie zogen sich erst Anfang September nach einer ukrainischen Gegenoffensive zurück. Seitdem seien in der befreiten Region 920 Leichen von Zivilisten, unter ihnen 25 Kinder, entdeckt worden, teilte Tymoschko weiter mit. Sie seien von russischen Soldaten getötet worden.
Russische Streitkräfte haben nach bisherigen Ermittlungen der ukrainischen Behörden auch in anderen besetzten Gebieten Kriegsverbrechen begangen. Nach dem Abzug russischer Einheiten aus dem Kiewer Vorort Butscha wurden dort die Leichen von mehr als 400 Menschen entdeckt. Die meisten von ihnen waren eines gewaltsamen Todes gestorben. Die Ermittlungen dauern an. (khe/mit dpa)
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