Er lebte im Heim für schwer erziehbare KinderVerdächtiger im Fall Madeleine McCann: Die kaputte Jugend des Christian B.
Sexueller Missbrauch von Minderjährigen, Vergewaltigung, Diebstahl – und womöglich sogar die Ermordung von Madeleine „Maddie“ McCann und der seit 2015 vermissten Inga Schönebeck. Christian B. hat ein Leben hinter sich, das man nur als gescheitert beschreiben kann, wie auch unser Video zeigt. Laut"Spiegel" fantasierte B. in Privatchats über die Entführung und den Missbrauch eines Kindes, schrieb 2013 an einen Bekannten, er wolle „etwas Kleines einfangen und tagelang benutzen“. Wie gerät das Leben eines Menschen so aus der Bahn? Ein Recherche zur Jugend des Christian B.
Immer wieder brannten Sofas und Mülltonnen
Die Adresse in Würzburg, wo Christian B. in seiner Jugend gelebt haben soll, ist keine typische Gegend für den Start einer kriminellen Karriere. Statt Plattenbauten und grauen Asphaltplätzen stehen hier Einfamilien- und Reihenhäuser. Wer ein paar Minuten mit dem Auto stadtauswärts fährt, ist umgeben von Wiesen und Äckern. Hier steht auch das Haus eines Mannes, der seinen Namen nicht öffentlich lesen will. Er erzählt, er habe es früher an die Diakonie vermietet. Die nutzte es für eine Wohngemeinschaft für schwer erziehbare Kinder mit mindestens zwei Erziehern.
Schon damals zeichneten sich schwere Probleme ab. Die Kinder seien zu Jugendlichen herangewachsen, die sich nicht unter Kontrolle hatten. Die Türen seien eingetreten gewesen, Fenster eingeworfen worden. Immer wieder hätten Sofas oder auch Mülltonnen gebrannt. Sollten die Jugendlichen im Haus bleiben, seien sie über das Dach abgehauen. Eine weitere Familie, die damals ein Reihenhaus im selben Block bewohnte, habe ihr Haus aus Angst vor Übergriffen verkauft. Schließlich habe ihm die Diakonie um das Jahr 98/99 herum den Zutritt verwehrt. Als die Miete beendet wurde, sei das Haus kaum noch bewohnbar gewesen und habe bis auf die Grundmauern saniert werden müssen, erzählt der Besitzer. Christian B. oder auch die anderen Jugendlichen habe er nicht gekannt.
Die Jugendlichen weinten sich bei Kaffee und Kuchen aus
Frau T. wohnt zwei Häuser weiter. Sie hat damals geputzt und erzählt, dass sie sich an Christian B. und auch an andere Jugendliche erinnern kann. Wenn sie mit den Erziehern nicht klarkamen, wären sie zu ihr gekommen und hätten sich bei ihr ausgeweint. Bei Kaffee und Kuchen. Ab und zu mal seien auch die leiblichen Mütter vorbeigekommen. Die Frauen seien entweder betrunken oder unter Drogen gewesen. An die Mutter von Christian B. kann sich Frau T. aber nicht erinnern. Sie denkt trotz der Probleme gern an die Zeit zurück, denn sie habe immer gehofft, den Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Umso schockierter ist sie, dass das zumindest bei Christian B. offensichtlich nicht geklappt hat.