Verurteilter Straftäter stellt sich als Opfer dar„Hexenjagd” – Christian B. gibt erstes Interview in Freiheit

von Johanna Werning und Laura Küsel

Jetzt ist ER es, der von den Behörden geschützt werden will!
Seit zwei Wochen ist Christian B., der weiterhin als Hauptverdächtiger im Fall Madeleine McCann gilt, auf freiem Fuß. Seine Haftstrafe wegen Vergewaltigung einer 72-Jährigen in Portugal hat er verbüßt. Doch ein freier Mann ist er nicht, findet er selbst. Das zumindest sagt er jetzt in seinem ersten Interview nach der Entlassung.

Maddie-Verdächtiger mit schweren Vorwürfen: „Ich möchte, dass er die Verantwortung dafür übernimmt“

Erst wenige Tage ist Christian B. nach seiner Freilassung in Neumünster (Schleswig-Holstein) als er unter Polizeischutz fliehen muss. Videos zeigen, wie er in einem Streifenwagen gebracht wird. „Ekelhaft“, „Schäm dich“, und „Raus mit dir“ rufen Menschen ihm auf der Straße hinterher. Der Maddie-Verdächtige taucht ab – bis jetzt. Denn nur kurz nach dem Vorfall macht sich Christian B. offenbar auf den Weg nach Braunschweig – genau dort, wo gegen ihn weiter ermittelt wird.

Am Montag (29. September) taucht B. ausgerechnet bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig auf. Er will Oberstaatsanwalt Christian Wolters aufgrund der Ermittlungen im Fall Maddie konfrontieren, wie er im ersten Interview nach seiner Freilassung mit Sky News erklärt. „Ich werde von den Medien verfolgt, und das ist seine Schuld. Ich möchte, dass er die Verantwortung dafür übernimmt“, so B.: „Ich möchte, dass sie diese Hexenjagd gegen mich beenden und mir mein Leben zurückgeben.“

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Christian B. nach seiner Haftstrafe: „Ich fühle mich nicht frei“

Doch Wolters verweigert das Gespräch. „Bei seinem Vorbringen handelte es sich ausnahmslos um persönliche Belange, die nicht in die Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft Braunschweig fallen“, erklärt der Oberstaatsanwalt auf Nachfrage von RTL. „Nachdem er darauf hingewiesen worden war, hat er das Dienstgebäude nach wenigen Minuten verlassen.“

Doch für B. ist es das offenbar nicht gewesen. Nur kurze Zeit später gibt er dem britischen Sender Sky News ein Interview. Darin erklärt sich der verurteilte Sexualstraftäter zum Opfer. „Der Staatsanwalt hat sich geweigert, mich zu treffen, aber ich habe seinem Vertreter gesagt, dass ich seine Hilfe brauche, um mein Leben zurückzubekommen.“ Weiter sagt er: „Ich fühle mich nicht frei. Ich trage diese Fußfessel und werde rund um die Uhr von der Polizei überwacht, daher fühle ich mich nicht frei.“

Seit seiner Freilassung muss Christian B. unter anderem eine Fußfessel tragen – als Sicherheitsauflage
Seit seiner Freilassung muss Christian B. unter anderem eine Fußfessel tragen – als Sicherheitsauflage
Sky News

Schon vor seiner Freilassung war bekannt, dass die Staatsanwaltschaft strenge Auflagen fordert: Führungsaufsicht, Meldepflichten – und eine elektronische Fußfessel. „Das ist bei verurteilten Sexualstraftätern, die auch schwerere Straftaten begangen haben, durchaus üblich“, so Wolters wenige Tage vor B.s Freilassung. Denn laut psychiatrischem Gutachten gilt der 48-Jährige als hochgefährlicher Sexualstraftäter mit erheblichem Rückfallrisiko. Seine früheren Taten: schwere Vergewaltigung, sexueller Missbrauch von Kindern.

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Das sagt Christian B. zum Verschwinden der kleinen Maddie

Dass es nun B. selbst ist, der von den Behörden Hilfe erwartet und sich als Opfer inszeniert, dürfte für seine Opfer und die Angehörigen der kleinen Maddie wohl nur schwer zu ertragen sein.

Obwohl B. im Fall Maddie bislang noch nicht angeklagt ist, gilt er als Hauptverdächtiger. Das Mädchen verschwand 2007 aus einer Ferienanlage im portugiesischen Praia da Luz. Dort soll zur Tatzeit auch das Handy von Christian B. eingewählt gewesen sein, so die Auswertung der Handy-Daten. Direkt auf den Fall angesprochen erklärt B. im Interview nach seiner Freilassung: „Meine Verteidiger haben mir geraten, mich zu diesem Thema nicht zu äußern, und leider muss ich mich daran halten.“ Bis zu einer Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Verwendete Quellen: SkyNews, NDR & eigene RTL-Recherche