„Alles verschlafen”Chaos um Maddie-Verdächtigen Christian B. (48) – Staranwalt wirft Behörden Versagen vor

von Klaus Felder und Sebastian Stöckmann

Wäre das Chaos zu verhindern gewesen?
Am Samstagabend holt die Polizei Christian B. (48) aus einem Haus in Neumünster: Der Verdächtige im Fall Madeleine McCann, kurz zuvor aus der Haft entlassen, soll geschützt werden – wütende Nachbarn hatten ihn bepöbelt und bedroht. Staranwalt Burkhard Benecken wirft den Behörden vor, bei B.s Freilassung versagt zu haben - oben im Video.

Burkhard Benecken: Behörden waren auf Christian B.s Freilassung schlecht vorbereitet

„Wir haben ja in Deutschland das sogenannte Zeugenschutzprogramm, und das hätte man hier als Vorbild nehmen können”, sagt der Jurist. „Natürlich ist Christian B. kein Zeuge in dem Sinne. Er ist Beschuldigter und jetzt entlassener ehemaliger Häftling. Aber die Maßnahmen, die es da gibt – eine neue Identität, ihn anonym irgendwo unterzubringen, die hätte man frühzeitig vorbereiten können. Und genau das hat man aus meiner Sicht völlig verschlafen.”

Wäre ein Wohnprojekt im Fall Christian B. der bessere Weg gewesen?

Christian B. hätte auch in einem Wohnprojekt für entlassene Straftäter untergebracht werden können, erklärt Benecken. Es gebe in Deutschland „ganz hervorragende Projekte” dieser Art. Auch viele seiner Mandanten, die in der Sicherungsverwahrung waren, seien „erst mal einige Jahre” in einem solchen Wohnprojekt untergekommen. „Völlig anonym, auf dem Lande, noch weitestgehend isoliert von der normalen Gesellschaft, werden sie aber noch nachbetreut.” Sozialarbeiter würden die ehemaligen Häftlinge „noch mehrere Jahre wieder an die Gesellschaft langsam heranführen”, erläutert der Anwalt. „Und das wäre meines Erachtens auch für Christian B. ein ganz hervorragender Weg gewesen. Aber man muss natürlich eins sagen: Es setzt natürlich entsprechende Mitwirkungsbereitschaft bei den Betroffenen voraus.”

Lese-Tipp: Jetzt hilft Polizei dem Maddie-Verdächtigen Christian B.

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Video-Tipp: Hier wird Christian B. aus dem Gefängnis entlassen!

Maddie-Verdächtiger muss elektronische Fußfessel tragen

Christian B. wurde am 15. September unter Auflagen aus dem Knast in Sehnde (Niedersachsen) entlassen. Dort hatte er mehrere Jahre wegen der Vergewaltigung an einer 72-jährigen Frau abgesessen. Die Tat hatte er 2005 im portugiesischen Praia da Luz begangen – dort, wo Madeleine McCann im Jahr 2007 spurlos verschwand. Nach derzeitigem Stand ist B. der einzige konkrete Verdächtige in dem Fall.

Nach seiner Freilassung meldete sich der 48-Jährige in Neumünster obdachlos, und die Polizei brachte ihn in der schleswig-holsteinischen Stadt unter. Christian B. muss unter anderem eine elektronische Fußfessel tragen und mindestens einmal im Monat Kontakt zu seinem Bewährungshelfer haben.

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherchen