„Jetzt kommen wir endlich mal ein bisschen zur Ruhe”Christian B. hat Neumünster verlassen – warum das gemischte Gefühle auslöst

von Nele Hasselbusch und Julia Lübbersmeyer

Aufregung, Hetze, Polizeieinsatz!
Nach seiner Entlassung aus der JVA Sehnde zog der Hauptverdächtige im Fall der vermissten Madeleine McCann ins schleswig-holsteinische Neumünster. Das passte vielen Bewohnern der 80.000-Einwohner-Stadt nicht, sie ängstigten sich vor dem 48-Jährigen. Am Samstag eskalierte die Situation: Nach nur etwa einer Woche musste die Polizei ihn aus seiner Wohnung holen. Jetzt ist Christian B. weg. Zurück bleiben Anwohner, die zwischen Angst, Wut und Erleichterung schwanken. RTL hat mit Menschen vor Ort gesprochen. Wo er jetzt unterkommen könnte, seht ihr im Video.

Polizei holt Christian B. aus Unterkunft

Der Einsatz am Samstag (27. September) sorgt für Aufsehen: Mit zwei Streifenwagen holt die Polizei den mehrfach verurteilten Sexualstraftäter aus seiner Unterkunft in Neumünster. Videoaufnahmen, die RTL vorliegen, zeigen, wie Anwohner ihn beschimpfen und ausbuhen. Hintergrund: Die Adresse von Christian B. sei in sozialen Medien veröffentlicht worden, unter anderem soll seine Anschrift in WhatsApp-Gruppen geteilt worden sein.

Am Sonntag bestätigt die Polizei, dass sich B. nicht mehr im Stadtgebiet aufhalte. Wo er hingebracht wurde und wie es für ihn weitergeht, ist unklar.

Aus diesem Haus muss die Polizei Christian B. in Sicherheit bringen.
Aus diesem Haus muss die Polizei Christian B. in Sicherheit bringen.
RTL

„Man hatte schon ein mulmiges Gefühl”

Viele Menschen in Neumünster sind erleichtert, dass der Hauptverdächtige im Fall Maddie McCann nicht länger unter ihnen lebt. „So einer gehört nicht hier her. Man muss ja schon Angst um Frau und Kind haben. Der gehört weggesperrt, für immer”, sagt ein Anwohner im Interview mit RTL. Eine Frau gesteht: „Man hatte schon ein mulmiges Gefühl. Aber man muss ja auch sagen, das klingt jetzt blöd, aber er ist nicht der einzige schlechte Mensch, der in Neumünster rumläuft.“

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Doch nicht alle finden die Aufregung gerechtfertigt. Eine Anwohnerin meint: „Irgendwo muss der Mensch doch hin. Die Menschenwürde ist unantastbar. Auch für ihn gilt das. Ich finde das eine totale Hetze, was hier in Neumünster passiert, gegen diesen Menschen. Er ist Straftäter, ja klar. Aber das, was jetzt hier passiert... Wir werden von der Hetze von der Presse total verunsichert.“ Trotzdem könne auch sie jetzt aufatmen: „Der Mann ist nicht mehr in Neumünster und das ist auch gut so! Jetzt kommen wir endlich mal ein bisschen zur Ruhe.“ Neben Angst und Wut gibt es auch Stimmen, die Mäßigung fordern: „Jeder hat eine zweite Chance verdient. Wie auch immer. Das andere ist nicht bewiesen und nicht erwiesen.“

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche