Heinrich K. hatte Angst um seine Bienen - und starb fast selbst

Streit um verbotene Autowäsche: Nachbar sticht Imker Messer in den Rücken

von Judith Radermacher und Sebastian Stöckmann

Alles, weil er seine Bienen vor der giftigen Brühe schützen wollte: Imker Heinrich K. (72) beschwert sich bei seinem Nachbarn Lothar R., weil der sein Auto verbotenerweise auf der Straße wäscht. Der Streit eskaliert; schließlich rammt Lothar R. dem Imker ein Messer in den Rücken. Doch der Täter bleibt auf freiem Fuß.

Dreckiges Abwasser aus Autowäsche soll Bienen bedrohen

Zehn Jahre lang liegen Heinrich K. und Lothar R. immer wieder über Kreuz. Hauptgrund für den Nachbarschaftszoff in der Kleinstadt Wanzleben (Sachsen-Anhalt): Hobby-Imker Heinrich hat Angst um seine Bienen, weil Lothar R. von Waschstraßen offenbar nichts hält. Seinen Wagen schrubbt er dem Imker zufolge immer wieder außerhalb seines Grundstücks.

Das Waschmittel verunreinige das Abwasser, was für die Insekten lebensbedrohlich sei, klagt Heinrich K.: „Die nehmen das kurz auf und verbreiten das im Stock. Und dann geht die ganze Brut, wenn sie anfängt zu brüten, kaputt. Dann sterben sie aus." Ob durch die Brühe tatsächlich Bienen gestorben sind, ist unklar.

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Wanzleben: Nachbar geht mit Messer auf Imker los

Im Juli 2021 eskaliert der Streit: Heinrich K. ist auf dem Weg zum Einkaufen, als er seinen Nachbarn erneut beim Waschen ertappt. Mit seinem Handy will der 72-Jährige die Aktion filmen, um einen Beweis für die verbotene Autowäsche zu haben.

Lothar R. zückt angeblich ein Messer und bedroht den Imker. Als der fliehen will, sticht sein Nachbar ihm in dem Rücken. Heinrich K. rettet sich ins Haus. Im Krankenhaus habe er tagelang um sein Leben gekämpft, erzählt der Imker. Die Folgen des Angriffs spürt er noch heute. „Mein Leben hat noch mal einen richtigen Knacks gekriegt", berichtet er. „Sie werden nervös, wenn was ist und können nicht richtig schlafen, weil Sie aufschrecken."

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Ein Jahr Haft auf Bewährung für Messerangreifer

Vor Gericht hofft der 72-Jährige auf eine harte Strafe für Lothar R. Doch das Gericht verurteilt den Messerangreifer nur zu einem Jahr Haft auf Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung. „Insbesondere deswegen, weil auch nicht ausgeschlossen werden konnte, dass der Geschädigte den Angeklagten vorher provoziert hat", erläutert ein Gerichtssprecher.

Lothar R. behauptet, der Imker habe ihn bei dem Streit ebenfalls angegriffen – mit Pfefferspray. Einen Beweis dafür gibt es nicht. Schwacher Trost für Heinrich K.: Sein Nachbar ist inzwischen umgezogen. Doch die Angst, dass der bizarre Nachbarschaftsstreit damit noch nicht zu Ende ist, bleibt.