So verdreht verkaufen Putin und Lawrow den Russen ihren Krieg
"Die Ukrainer zerstören ihre Städte selber"
Der Westen habe Russland den „echten hybriden und totalen Krieg“ erklärt. Harte Worte des russischen Außenministers Lawrow über die neuen Sanktionen der USA, der G7 und der Europäischen Union. Moskau verschärft seine Rhetorik. Dem eigenen Volk stellt der Kreml seine Soldaten dagegen als freundliche Helfer der Zivilisten dar und wirft den Ukrainern vor, ihr Hab und Gut selbst zu zerstören.
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Rainzer Munz in Moskau: Die Rhetorik von Russland verschärft sich!
Die Rhetorik der Russen wird immer härter, stellt unser Moskau-Korrespondent Rainer Munz fest. „Wir hatten heute eine Ansprache im Fernsehen von Wladimir Putin und da hat er davon gesprochen, dass die russische Kultur im Westen angegriffen werde und hat es mit dem verglichen, was im Nazideutschland passiert sei in den dreißiger Jahren“.
Auch die Aussagen des russischen Außenministers Sergej Lawrow spitzen sich immer weiter zu. „Man denkt immer, es kann gar nicht noch härter werden in der Rhetorik. Und dann stellt man fest: Doch! Es gibt noch mal eine Umdrehung mehr, so Munz in Moskau.
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Lawrow über die Entscheidungen des Westens: „Heute haben sie uns einen echten hybriden Krieg erklärt, den totalen Krieg!“

Wie sich der Ton verschärft, machen Lawrows Aussagen deutlich! „Heute haben sie uns einen echten hybriden Krieg erklärt, den totalen Krieg“, sagte Lawrow am Freitag bei einer Sitzung mit Vertretern einer Diplomatie-Stiftung nacvh Agenturangaben über die Sanktionen des Westens. „Diesen Begriff, der in Hitler-Deutschland verwendet wurde, sprechen jetzt europäische Politiker aus, wenn sie davon sprechen, was sie mit der Russischen Föderation tun wollen.“
Die tatsächliche Verwendung des Begriffs durch namhafte EU-Politiker in den vergangenen Wochen ist nicht bekannt. Im Jahr 1943 hatte NS-Propagandachef Joseph Goebbels in seiner berüchtigten Sportpalastrede zum „totalen Krieg“ aufgerufen. Lawrow sagte weiter, Europas Politiker wollten Russland „zerstören, brechen, vernichten, erdrosseln“. „Wenn wir diese Gesetzlosigkeit der Sanktionen sehen, ist natürlich klar, dass all diese Werte, die uns unsere westlichen Kollegen ständig gepredigt haben - nämlich Meinungsfreiheit, Marktwirtschaft und die Unverletzlichkeit des Privateigentums, die Unschuldsvermutung - wertlos sind.“
Aber nicht nur die Rhetorik Richtung Westen hat sich bei Putin und Lawrow verschärft, Moskau versucht auch den Russen den Krieg so zu verkaufen, als seien die Ukrainer es selbst, die ihre Städte zerstörten und Zivilisten angriffen und nicht die russische Armee, so Moskau-Korrespondent Munz.
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"Die Ukrainer zerstören ihre Städte selbst" - Mit diesen Aussagen werden zwei Drittel der Russen konfrontiert!
Klar sei allerdings auch, dass trotz der Konsequenzen und der sich verschärfenden Sanktionen, Russland nicht zurückziehen werde, so der RTL-Reporterin in Moskau. Im Gegenteil: „Nach den russischen Angaben, die man auch hier im Fernsehen sehen kann, läuft – und so heißt es ja hier bei der speziellen militärischen Operation – alles nach Plan“. Das sei für uns im Westen kaum nachvollziehbar, wenn man das alles sehe, wisse und erfahre, erklärt Munz.
„Die russischen Zuschauer, die erleben da ein ganz anderes Bild. Bei denen wird berichtet, dass russisches Militär Zivilisten schützt, humanitäre Hilfe leistet, keine zivilen Ziele angreift“.
Über die ukrainische Seite wird genau das Gegenteil berichtet, so „dass die Ukrainer selber diejenigen sind, die die Städte zerstören, zivile Ziele“. Das alles mache einen natürlich fassungslos, wenn man es höre, so Munz. Aber auf der anderen Seite sei klar: „Das ist die Welt, mit der zwei Drittel der Russen konfrontiert werden. 70 bis 75 Prozent nutzen russisches Fernsehen – und das ist ihre Wirklichkeit“, erklärt RTL-Reporter Munz über seine Beobachtungen in Russland.
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Putin-Vertrauter Dmitri Medwedew: "Töricht" zu glauben, die Sanktionen können etwas bewirken

Auch der Putin-Vertraute und ehemalige russische Präsident, Dmitri Medwedew, verschärfte den Ton Richtung Westen. Er machte als Reaktion auf weitere Sanktionen und Beschränkungen für die russische Zentralbank in einem TV-Interview der russischen Nachrichtenagentur RIA deutlich: Es sei "töricht" zu glauben, die Sanktionen könnten etwas bewirken. Sanktionen haben keinerlei Auswirkungen auf die russische Regierung. Sie würden die russische Gesellschaft nur festigen und nicht zu Unmut in der Bevölkerung über die Behörden führen. (dpa/lwe)
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