Regensburg: Polizei gibt nach Festnahme erste Details bekannt

So konnte Raubmörder Rachid C. aus dem Gericht entkommen und fliehen

Rachid C. wurde von französischen Polizisten geschnappt.
Rachid C. wurde von französischen Polizisten gefasst.
Polizei Oberpfalz

Nach der Festnahme des geflohenen Mörders Rachid C. in Frankreich nannte jetzt das zuständige Polizeipräsidium Oberpfalz erste Details. Allerdings wiesen die Ermittler darauf hin, dass viele Details noch geklärt werden müssten. Bei der Fahndung nach dem Killer hätten seine schnelle Ergreifung und die Sicherheit der Bevölkerung im Vordergrund gestanden, so der Regensburger Vize-Polizeichef Thomas Schöniger. Er hob besonders hervor, dass zwischen Flucht und Festnahme weniger als 100 Stunden lagen.

Richterin erlaubte, dass Rachid C. die Handschellen abgenommen werden

Regensburg
Michael Danninger (l.) und Thomas Schöniger vom Polizeipräsdium Oberpfalz

Der Mörder sei am Freitag vergangener Woche aus der JVA Würzburg für eine Haftverhandlung nach Regensburg gebracht worden, erklärter der Polizist. Bei dem Termin ging es um einen Vorfall in der JVA Straubing, bei dem der verurteilte Mörder Justizbeamte angegriffen haben soll. C. habe Handschellen getragen, bis die Richterin erlaubte, dass sie ihm während der Verhandlung abgenommen werden.

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Beamter, der draußen Wache halten sollte, war noch im Gebäude

08.01.2023, Bayern, Regensburg: Das Amts- und Landgericht. Die Polizei hat am Wochenende intensiv nach einem in Regensburg entflohenen Häftling gesucht, der eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes absaß. Der verurteilte Mann war am 05.01.2023 während einer Prozesspause aus dem Amtsgericht geflüchtet. Foto: Armin Weigel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Amts- und Landgericht in Regensburg
awe kde, dpa, Armin Weigel

Als der Verteidiger um ein Gespräch unter vier Augen mit seinem Mandanten gebeten habe, seien die Männer zu einem Raum im Erdgeschoss gebracht worden. Die beiden Justizbeamten, die C. bewachten, hätten die Gefahr des ungesicherten Fensters in dem Raum erkannt, betonte Schöniger.

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Als der Verteidiger um ein Gespräch unter vier Augen mit seinem Mandanten gebeten habe, seien die Männer zu einem Raum im Erdgeschoss gebracht worden. Die beiden Justizbeamten, die C. bewachten, hätten die Gefahr des ungesicherten Fensters in dem Raum erkannt, betonte Schöniger.

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Rachid C. veränderte auf der Flucht sein Aussehen

Bereits einen Tag nach der Flucht hätten sich Hinweise verdichtet, dass C. sich ins Ausland abgesetzt haben könnte. Er habe Kontakte nach Frankreich gehabt. Die deutschen Ermittler informierten ihre französischen Kollegen, die Rachid C. schließlich im Auto seiner Schwester entdeckten und verfolgten. Einsatzleiter Michael Danninger lobte die „hervorragende Zusammenarbeit“ mit den Franzosen. Die schlugen in Farébersviller zu, einem kleinen Dorf nur etwa 25 Kilometer südwestlich von Saarbrücken. Rachid C. habe sich widerstandslos festnehmen lassen, so Danninger.

Viele Details müssten noch ermittelt werden, so die Polizisten. Möglicherweise habe C. Fluchthelfer gehabt. Aufschluss darüber soll eine Rekonstruktion des genauen Fluchtweges geben. Noch sitzt der gefasste Verbrecher in einem französischen Gefängnis, weswegen man ihn die deutsche Polizei noch nicht vernehmen konnte. Die Auslieferung wird beantragt. Was die Ermittler erfuhren: Rachid C. veränderte auf der Flucht sein Aussehen, „insbesondere sein Haar und seinen Bart“, so Thomas Schöniger.

Raubmörder kann nicht nach 15 Jahren aus dem Gefängnis entlassen werden

08.01.2023, Bayern, Regensburg: Polizeifahrzeuge stehen in der Innenstadt. Die Polizei hat am Wochenende intensiv nach einem am 05.01.2023 in Regensburg entflohenen Häftling gesucht, der eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes absaß. Foto: Armin Weigel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Spur des Mörders verlor sich in Regensburg, gefasst wurde er in Frankreich.
awe kde, dpa, Armin Weigel

Wann C. wieder nach Deutschland kommt, ist noch unklar. Für seine Flucht kann er nicht bestraft werden. Eine Verlängerung seiner Haft drohe ihm nur, wenn sich herausstellen sollte, dass er während der Flucht neue Straftaten begangen hat.

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Der Algerier verbüßt eine lebenslange Haftstrafe für den Mord an einer Kioskbesitzerin in Nürnberg im Jahr 2011. Er hatte die 76-jährige Besitzerin erwürgt, um 100 Stangen Zigaretten zu stehlen. Weil das Gericht zudem eine besondere Schwere der Tat feststellte, kann C. nicht bereits nach 15 Jahren aus dem Gefängnis entlassen werden.