Aus Fenster des Anwaltszimmers entkommen
Mörder flieht aus Gericht – Augenzeuge: Rachid Chouakri rannte "in halsbrecherischer Geschwindigkeit"
Ein verurteilter Mörder soll wegen einer im Gefängnis verübten Straftat vor Gericht erscheinen. Dort wird er offenbar nicht ausreichend überwacht – Rachid Chouakri (40) nutzt am Donnerstag die Gunst der Stunde und entkommt aus einem Fenster des Anwaltszimmers. Daniel N. wurde Zeuge und schildert der "Mittelbayerischen Zeitung", wie er die Flucht des gefährlichen Straftäters erlebte. Wo sich Chouakri aufhält, weiß die Polizei noch immer nicht.
So erlebte der Augenzeuge die Flucht des Mörders aus dem Gericht
"Ich saß im Auto mit Blickrichtung zur Ampel, als mir im Rückspiegel etwas aufgefallen ist", berichtet Daniel N. Vor dem Gericht sei es sonst sehr ruhig, aber plötzlich habe sich etwas schnell genähert. "Dann lief er in halsbrecherischer Geschwindigkeit an mir vorbei." Dass dieser "Er" ein Mann ist, der 2011 gemeinsam mit seinem Bruder die Besitzerin eines Lottoladens brutal ermordete, konnte er nicht ahnen.
"Ich dachte mir nur: Wenn jemand den Bus erwischen will, dann rennt der zwar auch, aber nicht so schnell", erzählt der Augenzeuge der Zeitung. Erst als er zehn bis 15 Sekunden später einen einzelnen Polizisten hinterherrennen sah, "wusste ich: Da war einer bei Gericht in Gewahrsam und ist entkommen." Daniel N. fuhr noch einmal um den Block und sah dabei erneut den Polizisten, aber nicht den geflohenen Mörder. Dieser sei "wie vom Erdboden verschluckt" gewesen.
Regensburg: Polizist konnte Rachid Chouakri nicht mehr einholen

Die Polizei sagte der "Mittelbayerischen Zeitung", ein Beamter sei gerade auf dem Weg nach draußen gewesen, um am Fenster des Anwaltszimmers Wache zu halten. Doch er sei wenige Sekunden zu spät gekommen und habe Chouakri nicht mehr einholen können.
Der 40-Jährige nutzte offenbar die fehlende Sicherheit am Amtsgericht zur Flucht, wie der "Stern" berichtet. Demnach war das Fenster des Anwaltszimmers, durch das Chouakri entkam, kaum gesichert und offenbar nicht einmal abgeschlossen. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz bestätigte dies der Zeitung. Wegen des Anwaltsgeheimnisses dürfen bei Beratungen in Anwaltszimmern an Gerichten keine Beamten im Raum sein.
Lottoladen-Besitzerin in Nürnberg überfallen und erwürgt

Rachid Chouakri sitzt eine lebenslange Haftstrafe für ein brutales Verbrechen an Ostern 2011 ab: Gemeinsam mit seinem Bruder überfiel er den Lottoladen von Frieda Hoose (76) in Nürnberg und erwürgte sie – um dort rund 100 Stangen Zigaretten zu klauen.
Ob sich der geflohene Häftling noch in Regensburg befindet, ist nach Angaben der Polizei vom Samstagmorgen völlig unklar. Weder der Einsatz von Polizeihubschraubern und Suchhunden noch die intensiven Ermittlungen im Umfeld des Gesuchten hatten bisher zum Erfolg geführt. Inzwischen wird international nach dem Mörder gefahndet.
Die Polizei bittet Zeugen um Hinweise und warnt gleichzeitig warnt sie davor, den Mörder anzusprechen: Er gilt als gewalttätig.
So sieht der geflohene Häftling Rachid Chouakri aus
Rachid Chouakri ist laut Polizei 1,76 Meter groß und 63 Kilo schwer, hat eine schlanke Figur und spricht Deutsch mit Akzent sowie Französisch, Englisch, Arabisch und Italienisch. Er hat schulter- bis ellenbogenlange, dunkle Haare und einen Vollbart. Gekleidet ist er mit einem karierten Hemd mit roten Merkmalen, einer dunklen Hose sowie dunklen Sneakern mit weißer Sohle. Der Algerier hat eine Brandnarbe am linken Oberarm.
Hinweise über den Polizeinotruf unter der Telefonnummer 110. (bst)