Mutter war zweifach angeschossen und Sohn ermordet

Serkan Eren rettete verletzte Mutter mit ihrer Tochter aus der Nähe von Butscha

von Vivian Bahlmann und Katrin Engler

Die ganze Welt hat die fürchterlichen Bilder aus Butscha gesehen, welche die mutmaßlichen Kriegsverbrechen zeigen, die die russischen Streitkräfte an der Bevölkerung der Stadt verübt haben. Bereits vor zwei Wochen wurde in der Nähe von Butscha eine Mutter und ihre beiden Kinder angegriffen, als sie mit dem Auto aus der Region fliehen wollten. Die Frau wurde dabei zweifach angeschossen, ihr Sohn ermordet.
Serkan Eren, Gründer der Hilfsorganisation STELP, konnte die Familie nach Deutschland evakuieren und in ein Krankenhaus bringen. Im Gespräch mit Vivian Bahlmann berichtet der Stuttgarter von seiner Zeit in der Ukraine und der "schlimmsten Woche seines Lebens."
Hier geht es zu dem letzten Gespräch mit Serkan Eren: "Ganz viele Gebiete sind kaum noch zu erreichen"
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"Nicht gedacht, dass nach dem Jugoslawienkrieg so etwas in Europa nochmal möglich sein könnte”

Serkan Eren war bei seiner Einsatzfahrt in der letzten Woche in Kiew und so auch in der Nähe der Stadt Butscha, in der sich die mutmaßlichen Kriegsverbrechen angespielt haben. Was er von den Vorkommnissen mitbekommen hat, kann er kaum fassen: “Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass nach dem Jugoslawienkrieg so etwas in Europa nochmal möglich sein könnte.”

Von dort hat er eine schwer verletzte Frau mit nach Deutschland evakuieren können. Die Mutter „hat zwei Schüsse abbekommen, ihr Sohn wurde ermordet. Die Frau konnte ich zum Glück nach Stuttgart bringen, wird heute operiert.“ Später sagt der Stuttgarter, dass auch die Tochter der Frau gerettet werden konnte.

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Angst vor einem “flächendeckendem Bombardement”

Die Bilder von den Verbrechen und der Angst der Menschen gehen Serkan Eren nicht mehr aus dem Kopf: “Bilder von Kindern, die seit Tagen, Wochen im Keller sitzen. Menschen, die darum betteln, evakuiert zu werden. Traumatisierte Menschen, gestresste Menschen.”

Die Menschen in Kiew blicken – so seine Beobachtung – entweder mit Hoffnung oder Angst in die Zukunft. Die einen sagen: ”Wir haben jetzt das Gröbste hinter uns, wir sind da durch. Man konzentriert sich nicht mehr auf Kiew, man hat Kiew aufgegeben von russischer Seite.” Doch bei anderen herrscht “die große Angst, dass so etwas wie ein flächendeckendes Bombardement folgen soll, oder eben Chemie-Waffen zum Einsatz kommen sollen und nur deshalb, Putin seine Truppen zurückgezogen hat.”

Video-Tipp: "Das Risiko, in Kiew zu sterben, ist ziemlich hoch! Bitte lasst Euch ein bisschen länger Zeit!"

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