Schrecklicher Straßenbahn-Unfall in Essen
Mohamad (25) verlor seinen Vater, weil Frau (83) in Menschenmenge raste
"Wir sind aus Syrien nach Deutschland gekommen, um Sicherheit zu finden. Aber leider hat die Frau unser Leben zur Hölle gemacht", klagt Mohamad Badr Abo Ghalon (25). Vor zwei Jahren verlor der Medizinstudent bei einem Verkehrsunfall seinen Vater. Verursacht von Antonie E. (83), die eine Straßenbahn überholte und dabei über den Gehweg fuhr. Wie tief der Schmerz sitzt, versucht Mohamad im Video in Worte zu fassen.
Straßenbahn-Unfall in Essen: Frau überholte auf Gehweg
"Wir leiden jeden Tag, seit unser Vater gestorben ist", sagt der Student beim Prozessauftakt gegen Antoine E. in Essen am Montag. Der Unfall hat sein Leben und das seiner Familie zerstört.
Am 29. Februar 2020 stand Antonie E. in Essen mit ihrem Auto hinter einer Straßenbahn, die gerade an einer Haltestelle hielt. Laut Anklage überholte die 83-Jährige ein vor ihr wartendes Auto rechts und fuhr mit mindestens 50 km/h mit zwei Reifen über den Gehweg. Sie überfuhr mehrere Menschen, die gerade ein- und ausstiegen.
Augenzeugin sah bei Unfall Menschen durch die Luft fliegen

"Es war eine Sekundensache. Es war eine Schocksituation", erinnert sich Augenzeugin Funda Simsek. "Ich kam von der Arbeit und habe nur gesehen, wie Menschen geflogen sind. Oder wie ein Gegenstand quasi geflogen ist."
Neun Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, darunter Kinder. Der 66-jährige Walid Abo Ghalon erlag rund drei Wochen später seinen Verletzungen: am selben Tag, an dem Mohamads Schwester ihr Kind bekam.
Angeklagte schweigt zum Prozessauftakt in Essen
Zum Prozessauftakt am Essener Landgericht schwieg die Angeklagte. Bei der Polizei hatte sie kurz nach dem Unfall ausgesagt, sie habe das Gas- mit dem Bremspedal verwechselt. "Meiner Mandantin tut das Ganze natürlich unendlich leid, eine absolute Tragödie", sagt ihr Verteidiger Andreas Wieser.
Gutachter schließen aus, dass das Auto der 83-Jährigen einen technischen Defekt hatte. Laut Gericht drohen ihr bei einer Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung bis zu fünf Jahre Haft. (bst)