RWE-Chef rechnet mit hohen Preisen - Habeck spricht von "angespannter, ernster Lage"
Gasspeicher nicht ausreichend gefüllt - Preise werden wohl Jahre hoch bleiben
Die Preise für Gas und Strom werden auch in den nächsten drei bis fünf Jahren hoch bleiben. Davon geht der Chef des Energiekonzerns RWE aus. Bundeswirtschaftsminister Habeck spricht von einer "angespannten, ernsten Lage". Werden wir also im Winter frieren müssen? Noch sind die Gas-Speicher schließlich nicht voll gefüllt.
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Werden behördliche Anordnungen nötig sein - "Werden wir sehen"
Robert Habeck lässt offen, wie Deutschland auf eine etwaige Notfallsituation bei der Gasversorgung reagieren würde. Ob neben Appellen auch Anordnungen und Verbote nötig würden, "werden wir sehen", so der Bundeswirtschaftsminister im ZDF. Entscheidend sei, dass die Gasspeicher zum Winter hin wie im Gesetz vorgesehen zu 90 Prozent gefüllt seien. Dies könne man durch Einkäufe, aber auch durch Sparsamkeit erreichen. Die Füllstände reichten für etwa zweieinhalb Monate, gemessen am Verbrauch der letzten Jahre. Das gelte aber nur, solange kein neues Gas geliefert würde. Doch solche Lieferungen gebe es weiterhin. Gleichwohl sei die Lage angespannt und ernst.
Ob es im Winter zu einer Notfallsituation komme, sei Spekulation. Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin scheibchenweise die Gaszufuhr nach Europa reduziere, auch um den Preis hochzutreiben. "Und wir müssen mit unseren Maßnahmen darauf antworten."
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RWE: „Auch wir bekommen deutlich weniger als die vereinbarten Mengen“
Doch eins scheint schon jetzt klar: Billiger wird es für uns Verbraucher nicht:
Der Vorstandschef des Essener Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, rechnet nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine noch jahrelang mit hohen Gas- und Strompreisen. „Es wird vermutlich drei bis fünf Jahre dauern“, sagte der Manager der „Süddeutschen Zeitung“ zu den Energie-Engpässen in Deutschland. „Denn es braucht Zeit, bis neue Kapazitäten geschaffen sind und andere Staaten zusätzliche Energie liefern können.“ Krebber begrüßte die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Kohlekraftwerke wieder hochzufahren, um dadurch Erdgas zu sparen. „Überall, wo man auf andere Energieträger umstellen kann, sollte das erfolgen.“
Die Drosselung von Gaslieferungen aus Russland wirke sich bereits aus. „Auch wir bekommen deutlich weniger als die vereinbarten Mengen“, sagt der RWE-Chef. Der Konzern, der Gas- und Kohlekraftwerke in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden betreibt, müsse den Brennstoff nun „zu deutlich höheren und weiter steigenden Preisen kaufen“. Ein Weiterbetrieb der letzten Atomkraftwerke in Deutschland über Ende 2022 hinaus schloss Krebber aus. Allerdings setze RWE wie geplant auf die Erweiterung des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler II im Rheinland. „Der planmäßige Tagebaufortschritt ist wichtig - vor allem, wenn wir uns auf Szenarien vorbereiten, in denen Gas gespart werden soll.“
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Söder fordert Verlängerung der AKW-Laufzeiten
Doch nicht nur das Thema Kohle erlebt eine Renaissance in der Diskussion: CSU-Chef Markus Söder fordert Laufzeitverlängerung verbliebener AKW: „Man sollte nach einer Gaslücke nicht noch eine Stromlücke produzieren“, sagt er im RTL/ntv-Gespräch.
Die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geplanten Maßnahmen zur Bewältigung der abnehmender russischer Gaslieferungen kritisiert Söder als widersprüchlich und „zum Teil ideologisch“. Kohle zu reaktivieren mache sicher Sinn, ist aber klimaschädlich, so Söder. Zugleich räumte er ein, Atomkraft sei „nicht einfach für die Dauer“. Söder weiter: „Aber sie ist aus jetziger Sicht für das Klima besser, billiger und in dem Fall schnell aktivierbar.“
Industrie stützt Habeck: "Müssen Verbrauch reduzieren - jede Kilowattstunde zählt"
Die Industrie unterstützt Pläne von Habeck, angesichts der Drosselung russischer Gaslieferungen den Gasverbrauch zu senken. „Wir müssen den Verbrauch von Gas so stark wie möglich reduzieren, jede Kilowattstunde zählt“, sagte Industriepräsident Siegfried Russwurm der Deutschen Presse-Agentur: „Priorität muss sein, die Gasspeicher zu füllen für den kommenden Winter.“
Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sagte dem „Tagesspiegel“ zum Plan, bei der Stromerzeugung übergangsweise verstärkt auf Kohlekraftwerke zu setzen, dies sei klimapolitisch keine leichte Entscheidung: „Um den Gasverbrauch bei der Stromerzeugung zu reduzieren, ist das aber notwendig.“ (dpa/eku)
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