Atomstreitkräfte in Russland in Alarmbereitschaft

Außenminister Lawrow: "Das Gespräch über einen Atomkrieg ist jetzt im Gange"

 MOSCOW, RUSSIA - FEBRUARY 25, 2022: Russia s Foreign Minister Sergei Lavrov looks on during a meeting with Vladislav Deinego, foreign minister of the Lugansk People s Republic LPR, and Sergei Peresada, first deputy foreign minister of the Donetsk People s Republic DPR, at the Russian Foreign Ministry s Reception House. Mikhail Metzel/TASS PUBLICATIONxINxGERxAUTxONLY TS125599
MOSCOW, RUSSIA - FEBRUARY 25, 2022: Russia s Foreign Minister Sergei Lavrov looks on during a meeting with Vladislav De
www.imago-images.de, imago images/ITAR-TASS, Mikhail Metzel via www.imago-images.de

„Ich versichere Ihnen, dass wir keine Provokationen zulassen werden, die uns das Gleichgewicht verlieren lassen“, sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow in einem vom Staatsfernsehen übertragenen Gespräch mit russischen und internationalen Medien. „Aber wenn (der Westen) anfängt, einen echten Krieg gegen uns zu entfesseln, sollten diejenigen, die solche Pläne aushecken, darüber nachdenken, und sie denken meiner Ansicht darüber nach.“
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit im Liveticker

Lawrow kritisiert USA scharf

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte vor einigen Tagen angeordnet, die Abschreckungswaffen der Atommacht in erhöhte Alarmbereitschaft zu setzen. Dazu gehören auch Atomwaffen. Angesichts von Warnungen vor einem Atomkrieg hat Russland dem Westen nun Panikmache vorgeworfen. „Alle wissen, dass ein Dritter Weltkrieg nur ein nuklearer sein kann“, sagte der russische Außenminister am Donnerstag. Diese Frage stelle sich aber nur in den Köpfen westlicher Politiker und nicht in denen der Russen. Lawrow betonte: „Wir haben eine Militärdoktrin, die die Parameter und Bedingungen für den Einsatz von Atomwaffen beschreibt.“ Eine „Eskalation um der Deeskalation willen“ werde es nicht geben, sagte er. „Aber das Gespräch über einen Atomkrieg ist jetzt im Gange.“ Das liege allein am Westen. Er warf westlichen Staaten auch „Hysterie“ vor.

Lese-Tipp: Joachim Weber, Experte für Sicherheitspolitik: Das bedeutet die Atombereitschaft der Russen!

Der Minister kritisierte vor allem die USA scharf. „Die folgenden Vergleiche drängen sich für mich auf: Sowohl Napoleon als auch Hitler wollten einst Europa unterjochen. Jetzt haben die Amerikaner es unterjocht“, sagte Lawrow. Der russische Außenminister wirft der Ukraine vor, sie erhalte Befehle von der US-Regierung. Warum sollte der Westen entscheiden, was wichtig für Russlands Sicherheit sei, sagt Lawrow.

Er gehe davon aus, dass die Hysterie des Westens abebbe und dass man eine Lösung der Ukraine-Krise finden werde. Russland sei bereit für Dialog auf der Basis gegenseitigen Respekts. Die Verhandlungen mit der Ukraine sollten am Donnerstag fortgesetzt werden. Russland könne aber nicht zulassen, dass die Ukraine für eine militärische Gefahr für Russland sorge, betont Lawrow.

Russischer Friedensnobelpreisträger warnt vor Atomkrieg

ARCHIV - 11.12.2021, Norwegen, Oslo: Dmitri Muratow, Chefredakteur der Moskauer Zeitung Nowaja Gaseta, nimmt an einer Pressekonferenz in der Residenz des Ministerpräsidenten teil. Muratow warnt vor der Gefahr eines Atomkriegs nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. (zu dpa «Russischer Friedensnobelpreisträger warnt vor Atomkrieg») Foto: Hakon Mosvold Larsen/NTB Scanpix/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Dmitri Muratow, Chefredakteur der Moskauer Zeitung Nowaja Gaseta, wurde 2021 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet (Archiv).
rac sb, dpa, Hakon Mosvold Larsen

„Es gibt hier tatsächlich die Gefahr eines Nuklearkriegs“, sagte der regierungskritische Journalist Dmitri Muratow nach den Worten einer Übersetzerin am Donnerstag in einer Anhörung des Europaparlaments im Hinblick auf die Gefahr eines Atomkriegs. „Das wäre natürlich ein Albtraum, aber ich schließe nicht aus, dass es irgendwann tatsächlich Versuchungen geben könnte, auf den nuklearen Knopf zu drücken.“

Er begründete diese Furcht mit Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Außenminister Sergej Lawrow. „Für mich ist das extrem beunruhigend“, sagte Muratow. Vor einigen Wochen hätte sich auch niemand vorstellen können, dass Russland die Ukraine attackieren würde.

Lese-Tipp: Wer ist eigentlich Wladimir Putin? Der Weg des russischen Präsidenten an die Macht

Er wiederholte scharfe Kritik an dem von Putin begonnenen Krieg auf die Ukraine. „Es gab keine Entschuldigung für diesen Befehl“, sagte Muratow der Simultanübersetzung zufolge. Viele Russen wollten diesen Krieg nicht, selbst wenn sie Putin unterstützten. „Die Zukunft unserer Kinder wurde hier kaputt gemacht“, gab die Übersetzerin Muratows Worte wieder. Widerstand der Eliten um Putin erwartet er jedoch nicht. Sie seien untrennbar mit dem Präsidenten verbunden und auf ihn angewiesen.

Der Journalist kritisierte auch die Schließung des Radiosenders Echo Moskwy, der ebenso wie seine Zeitung den Krieg kritisiert habe. Das sei der Grund, warum der Sender geschlossen worden sei. „Jede Aussage gegen den Krieg wird behandelt als Hochverrat“, sagte Muratow.

Lese-Tipp: Warum gibt es diesen Konflikt eigentlich? RTL-Politikchef Nikolaus Blome beantwortet Ihre Fragen

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Russland will Einsatz in der Ukraine fortsetzen

Das russische Militär wird nach den Worten von Außenminister Sergej Lawrow den Einsatz in der Ukraine bis zum Ende fortsetzen. Der russische Präsident Wladimir Putin telefonierte am Donnerstagmorgen mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron, sagt Lawrow weiter. Russland würde es begrüßen, wenn Frankreich dabei helfen würde, Vereinbarungen zu erreichen. (dpa/reuters/lha)

Unsere Reporter vor Ort, Interviews und Analysen - in unserer Videoplaylist

Playlist 50 Videos

So können Sie den Menschen in der Ukraine helfen

Helfen Sie Familien in der Ukraine! Der RTL-Spendenmarathon garantiert: Jeder Cent kommt an Alle Infos und Spendenmöglichkeiten hier!