"Immer damit beschäftigt, was ihr stehlen könnt und woher“

Russischer Minister Lawrow zieht nach Reporterfrage über alle Ukrainer her

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat sich bei einem Besuch in der Türkei abfällig gegen alle Ukrainer geäußert. „Ihr Ukrainer seid immer damit beschäftigt, was ihr stehlen könnt und woher“, ätzte er bei einer Pressekonferenz. Zuvor hatte ihm ein ukrainischer Journalist eine unangenehme Frage gestellt. Die Konfrontation zeigen wir im Video.
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Lawrow reagiert mit Beleidigung auf Reporterfrage

„Was hat Russland von all dem, was in der Ukraine bereits gestohlen wurde, bereits verkaufen können, abgesehen von Getreide?“, fragte der Journalist bei der Pressekonferenz. Lawrow geriet darüber offenbar so in Erklärungsnot, dass er zum Gegenschlag ausholte und allen Ukrainern vorwarf, selbst nur mit Stehlen beschäftigt zu sein. Darum würden sie auch annehmen, dass alle anderen genauso denken würden, behauptete der russische Minister.

Auch zum Streit um die Blockade von ukrainischem Getreide in Häfen am Schwarzen Meer äußerte er sich und bestritt, dass Russland irgendeine Schuld treffe. „Wir haben heute erklärt, dass Getreide frei an seinen Bestimmungsort transportiert werden kann. Russland stellt dem keine Hindernisse in den Weg“, so Lawrow. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj müsse ausländischen Schiffen nur erlauben, ins Schwarze Meer einzufahren, „falls er noch etwas zu sagen hat“. Den höhnischen Kommentar in Bezug auf Selenskyj konnte sich Lawrow offenbar nicht verkneifen.

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Streit um Getreide-Blockade: Lawrow schiebt die Schuld auf Ukraine

Bei seinem Türkei-Besuch gab Lawrow der Ukraine selbst die Schuld daran, dass das Getreide im Land nicht ausgeschifft werden könne. Die Ukraine weigere sich, ihre Häfen zu entminen oder anderweitig Durchfahrten von Frachtschiffen zu gewährleisten, sagte Lawrow nach einem Treffen mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Ankara.

Faktisch blockiert die russische Marine seit Beginn des Angriffskriegs auf das Nachbarland vor mehr als drei Monaten die ukrainischen Schwarzmeer-Häfen. Die Ukraine, weltweit der fünftgrößte Getreide-Exporteur, sitzt deshalb auf den eigenen Vorräten fest.

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Tonnenweise Getreide steckt in der Ukraine fest

Nach ukrainischen Angaben können mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten nicht exportiert werden. Vor dem Krieg gingen 90 Prozent des Exports über die Häfen hinaus. Drei davon - Mariupol, Berdjansk und Cherson - sind unter russischer Kontrolle. Der Hafen in Mykolajiw ist schwer beschädigt, daher laufen nun die Verhandlungen in erster Linie über die Freigabe von Odessa.

Russland fordert die Entschärfung von Seeminen in den Gewässern vor der Schwarzmeer-Küste, damit der Schiffsverkehr sicher sei. Dabei könnten türkische Experten helfen. Die Ukraine befürchtet im Falle der Einrichtung von Durchfahrtskorridoren allerdings neue Angriffe von der russischen Kriegsmarine - was Lawrow in Ankara zurückwies. Russland wiederum will verhindern, dass Schiffe verdeckt Kriegsgerät in die Ukraine bringen. Das russische Verteidigungsministerium schlug vor, den Hafen der besetzten ukrainischen Stadt Mariuopol am Asowschen Meer für den Getreideexport zu nutzen. (jgr, mit dpa)