Seit fünf Jahren vermisst
Kriminalexperten machen Rebecca Reuschs Familie Vorwürfe

Wird Deutschlands bekanntester Vermisstenfall noch aufgeklärt?
Seit fünf Jahren ermittelt die Polizei im Fall Rebecca Reusch, hat unzählige Hinweise geprüft, Dutzende Theorien aufgestellt und das damals 15-jährige Mädchen dennoch nicht gefunden. Dass den Ermittlern bis heute nicht der entscheidende Durchbruch gelungen ist, könnte an Rebeccas Familie liegen. Das meint der renommierte Profiler Axel Petermann.
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Vermisste Rebecca Reusch aus Berlin: Kritik am Fahndungsfoto

In der „Frankfurter Rundschau“ (FR) prangert er an, dass Familie Reusch der Polizei seinerzeit ein völlig unrealistisches, bearbeitetes Foto zur Verfügung gestellt habe. Er wundere sich, dass öffentlich nach einem Mädchen gesucht wurde, „das es mit einem solchen Aussehen gar nicht gibt“. Petermann erklärt: „Rebecca entspricht auf dem Foto dem sogenannten Lolita-Typ, die mit ihrem Aussehen Aufmerksamkeit erzeugt.“
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Der Polizei macht Petermann dem Bericht zufolge ausdrücklich keine Vorwürfe. „Wieso sollten die Ermittler dann ein anderes Bild nehmen, wenn sie dieses für Fahndungszwecke erhalten?“, fragt er. Und gibt selbst die Antwort: „Sie können ja nicht wissen, dass Rebecca tatsächlich so nicht wirklich aussieht.“
Ermittler gehen davon aus, dass Rebecca das Haus ihrer Schwester nicht lebend verließ
Der Berliner Kriminalwissenschaftler Christian Matzdorf pflichtet dem bei. „Die Polizei konnte nur mit dem arbeiten, was ihr die Familie zur Verfügung stellte“, sagt er der FR. Das gelte für sämtliche Informationen. „Die Rolle der Familie ist zentral und in diesem Fall aus verschiedenen Perspektiven nicht immer optimal gewesen“, kritisiert er die Angehörigen von Rebecca Reusch.
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Die Kritik zielt darauf ab, dass Familie Reusch den Hauptverdächtigen in dem Fall vehement verteidigt: ihren Schwager Florian R., der zum Zeitpunkt ihres Verschwindens allein mit Rebecca war. Das Mädchen hatte im Haus ihrer Schwester und deren Mannes übernachtet. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie das Haus nicht lebend verließ.
Rebeccas Schwager Florian R. gilt als Hauptverdächtiger

Matzdorf geht davon aus, dass das Verbrechen eines Tages aufgeklärt wird. Der Fall sei „wie ein Puzzle, das sich neu zusammenfügt“, sagt er im Mai 2023 in einem RTL-Interview. „Wir können mit einer immer noch großen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass dieser Fall aufgeklärt wird und dass man möglicherweise dann auch sterbliche Überreste finden kann“, so der Experte.
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Axel Petermann weist in der FR auf viele Merkwürdigkeiten hin. Die Tatsache, dass sie im Haus der Schwester, also einem geschützten Raum war. Dass sie allein mit dem Schwager war, obwohl sie zu Schule musste. Dass Florian R. nach „Strangulationspraktiken beim Geschlechtsverkehr“ gegoogelt hatte. Dass R. nach Rebeccas Verschwinden an für die Ermittler nicht nachvollziehbaren Orten mit seinem Auto unterwegs war, listet Petermann auf.
Petermann glaubt an Aufklärung: „Ich bin optimistisch“

Dass Rebeccas Schwager kurz vor ihrem Verschwinden Pornoseiten aufgesucht haben soll, deckt sich mit RTL-Informationen aus Ermittlerkreisen. Auffällig: seine Vorliebe für Fessel-Praktiken. Das hatte Spekulationen hervorgerufen, nachdem bekannt wurde, dass bei einer Hausdurchsuchung der Gürtel an einem Bademantel R.‘s fehlte. Rebeccas Mutter Brigitte Reusch hatte das seinerzeit so erklärt: Man habe den Gürtel für das Ziehen und Schleppen eines Bobby-Cars verwendet und entsorgt, als er schmutzig war.
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Zweimal steckte die Polizei R. in den vergangenen Jahren Untersuchungshaft, musste ihn jedoch aus Mangel an Beweisen wieder laufen lassen. Axel Petermann glaubt, dass der Fall eines Tages gelöst wird. „Ich halte die Chancen für eine späte Aufklärung immer für gegeben“, so der Kriminalist vor wenigen Tagen. „Ich bin optimistisch.“
Doku „Rebecca - Was geschah mit unserer Tochter?“ bei RTL+
Die dreiteilige True-Crime-Dokumentation auf RTL+ befasst sich mit dem Fall Rebecca. Darin werden die Besonderheiten des Vermisstenfalls aufgegriffen und aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Familie Reusch gewährt exklusive, bisher nie gezeigte Einblicke in ihr Seelenleben und schaut auf die emotionalen Geschehnisse zurück. Zudem ist ein Ermittler Teil der Dokumentation, der die Lage des Vermisstenfalls professionell bewertet. Neben ihm kommt ein Profiler zu Wort, der eine Analyse der bisherigen Ermittlungsergebnisse im Fall Rebecca Reusch vornimmt.