Seid ihr auch betroffen?Raynaud-Syndrom: Wenn kalte Hände krankhaft werden

Habt ihr ständig kalte, schmerzende Hände?
Dann könntet auch ihr das Raynaud-Syndrom haben. Vor allem Frauen leiden häufig unter der sogenannten Weißfingerkrankheit. Doch woran erkennt man die Erkrankung? Und noch wichtiger: Was hilft dagegen?
Woran ihr das Raynaud-Syndrom erkennt
Kalte Hände gehören für viele genauso zum Winter wie frostige Temperaturen und dicke Pullis. Bei den meisten Menschen schützen warme Handschuhe davor, dass die Hände auskühlen. Und ist man wieder im Warmen, sind auch die Hände im Nu wieder warm. Bei etwa sieben Prozent der Bevölkerung jedoch schützt warme Kleidung nicht davor, dass die Finger auskühlen. Und nicht nur das: Bei Menschen, die unter dem sogenannten Raynaud-Syndrom leiden, verfärben sich einzelne oder mehrere Finger weiß bis bläulich, weswegen man auch von der Weißfingerkrankheit spricht. Oft fühlen sich die entsprechenden Finger auch taub an.
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Bei der nach dem französischen Arzt Maurice Raynaud benannten Krankheit handelt es sich um eine Durchblutungsstörung. Während es normal ist, wenn sich die Gefäße bei Kälte zusammenziehen, schießt diese Reaktion bei Menschen mit dem Raynaud-Syndrom über das normale Maß hinaus: Die feinen Arterien in den Fingern verengen sich – meist unter Kälteeinwirkung – stärker als normal und führen zu einem Gefäßkrampf. Während sich die Finger in der ersten Phase wegen der mangelnden Durchblutung weiß färben, nehmen sie anschließend aufgrund des Sauerstoffmangels im Gewebe eine blaue Farbe an. Löst sich der Krampf, werden die Finger anschließend besonders stark durchblutet, was zu einer Rotfärbung der Glieder führt.
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Viele Betroffenen empfinden dies als sehr schmerzhaft oder verspüren ein Kribbeln. Wegen der typischen Verfärbung der Finger von weiß über blau bis hin zu rot sprechen Mediziner auch vom sogenannten Trikolore-Phänomen. In der Regel dauern die Attacken nicht länger als eine halbe Stunde.
Nicht immer ist Kälte der Auslöser eines solchen Gefäßkrampfes. Manchmal führt schon das Halten einer eiskalten Getränkeflasche dazu, dass sich die Fingerarterien abrupt zusammenziehen und das Blut entweicht. Aber auch Stress oder emotionale Belastungssituationen sind typische Auslöser.
Ursachen des Raynaud-Syndroms sind vielfältig
Treten die Symptome eigenständig und ohne weitere Begleiterkrankungen auf, spricht man vom primären Raynaud-Syndrom. Darunter leiden größtenteils Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Viele von ihnen haben gleichzeitig niedrigen Blutdruck. Auch wenn die Durchblutungsstörung in dem Fall sehr unangenehm und auch schmerzhaft sein kann, ist sie wenigstens nicht bedrohlich. Zudem lassen die Symptome mit zunehmendem Alter meist nach.
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Anders sieht es beim sekundären Raynaud-Syndrom aus: Hier treten die Gefäßkrämpfe infolge einer anderen Erkrankung auf. In diesem Fall sind Männer und Frauen, aber auch ältere Menschen gleichermaßen betroffen. Auslöser können dann beispielsweise Rheuma, Arteriosklerose oder Multiple Sklerose, aber auch Nervenschäden im Bereich der Hände wie das Karpaltunnelsyndrom beispielsweise sein. Aber auch Medikamente wie Betablocker oder Mittel gegen Migräne kommen als Auslöser infrage.
Schutz vor Kälte und Nikotinverzicht können Häufigkeit der Gefäßkrämpfen reduzieren
Wenn ihr regelmäßig unter den oben genannten Symptomen wie kalten, blassen und tauben Fingern leidet, solltet ihr die Ursache beim Arzt abklären lassen. Mithilfe verschiedener Tests an Fingern und Händen, wie beispielsweise dem Faustschlusstest oder einem Kälteprovokationstest, lässt sich das Raynaud-Syndrom diagnostizieren. Aber auch eine Pulsschlagmessung in den Fingern oder eine Kapillarmikroskopie helfen bei einer sicheren Diagnose.
Wer unter dem Raynaud-Syndrom leidet, kann einiges tun, um die Zahl der Attacken zu reduzieren:
Schützt euch vor Nässe und Kälte!
Wer unter dem Raynaud-Syndrom leidet, sollte sich so gut es geht vor Kälte und Nässe schützen. Neben dicken, gut isolierten Handschuhen können Taschenwärmer eine gute Hilfe sein. Bei der Wahl der Handschuhe solltet ihr Fäustlinge Fingerhandschuhen vorziehen, da sich die Finger darin gegenseitig wärmen können. Besonders warm halten Fleece- oder Wollhandschuhe.
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Auch beim Putzen sollten Betroffene Haushaltshandschuhe tragen. Denn wenn die Hände nass und kalt werden, kann das Raynaud-Attacken provozieren.
Verzichtet auf Zigaretten!
Betroffene sollten nach Möglichkeit auf das Rauchen verzichten. Denn Zigarettenrauch schädigt und verengt die Gefäße. Gleichzeitig sorgt der Nikotinkonsum dafür, dass das Blut zähflüssiger wird und die Organe folglich schlechter mit Sauerstoff versorgt werden. Dadurch verschlechtert sich die Durchblutung und die Häufigkeit sowie die Schwere der Raynaud-Attacken nehmen zu.
Entspannung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Omega-3-Fettsäuren beugen Raynaud-Attacken vor
Sorgt für Entspannung!
Da sich innere Anspannung, Stress und Hektik negativ auf die Blutgefäße auswirken, solltet ihr auf regelmäßige Entspannungspausen achten. Autogenes Training, Yoga oder progressive Muskelentspannung können dabei helfen, abzuschalten. Aber auch Sport kann dafür sorgen, dass wir den Kopf frei bekommen.

Trinkt mindestens 1,5 Liter Wasser am Tag!
Regelmäßiges Trinken sorgt dafür, dass das Blut dünnflüssig bleibt. Dadurch werden die Organe nicht nur besser und schneller versorgt, sondern wir können uns auch besser konzentrieren und unser Herz muss weniger arbeiten. Gleichzeitig werden die Gefäße entlastet. Trinkt am besten sechs Gläser à 0,25 Liter pro Tag über den Tag verteilt. Das schafft ihr am besten, indem ihr zu jeder Haupt- und Zwischenmahlzeit auch etwas trinkt. Am besten eignen sich Wasser, ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees und im Verhältnis 1:3 (ein Teil Saft, drei Teile Wasser) gemischte Schorlen.
Setzt auf gute Fette!
Vor allem die ungesättigten Omega-3-Fettsäuren können die Fließeigenschaft des Blutes verbessern. Außerdem sind sie wertvoller Bestandteil der Zellwände und halten die Gefäße elastisch. Reich an Omega-3-Fettsäuren sind pflanzliche Öle wie Raps-, Lein-, Walnussöl. Aber auch fetter Fisch wie Lachs, Makrele oder Hering liefert viele der essenziellen Fettsäuren. Vegetarier können auch zu Algen oder Algenöl greifen.
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Auch wenn es für das Raynaud-Syndrom keine klassische Heilung gibt, lässt sich die Häufigkeit der Attacken auf diese Weise immerhin deutlich reduzieren.