Junge (6) lag tot im Gebüsch
Leon-Lukas half bei verzweifelter Suche nach Joel: „Ganze Dörfer mit Rad abgefahren“
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von Sandra Blösch
„Ich bin mit meinem Onkel sofort losgefahren!“
Der 19-jährige Leon-Lukas Kalisch ist mit der Familie des mutmaßlich getöteten Joel befreundet. Als er erfährt, dass der Sechsjährige vermisst wird, überlegt er nicht lange. Mit seinem Onkel radelt er sofort los. Sie klappern die Nachbardörfer von Pragsdorf ab, rufen immer wieder den Namen des Sechsjährigen. Allen ist klar, dass etwas Schlimmes passiert sein muss.
Pragsdorf: Freunde und Nachbarn helfen bei Suche nach Joel
Am Donnerstagnachmittag hatten Joels Eltern den Jungen als vermisst gemeldet, als er vom Spielen nicht wie verabredet nach Hause gekommen war. In dem 580-Einwohner-Ort in Neubrandenburg sprach sich das schnell rum. Viele beteiligten sich an der Suche. Selbst Bürgermeister Ralf Opitz half mit.
Leon-Lukas Kalisch erzählte, dass es für ihn selbstverständlich war, etwas zu tun: „Wir leben seit drei Jahren hier im Dorf. Das gehört ja zur Gemeinschaft dazu“, sagte er. Zunächst radelte er mit seinem Onkel bestimmte Plätze in Pragsdorf ab, an denen noch nicht gesucht worden war. Dann fuhren sie auch in die Nachbargemeinden Sponholz, Cölpin und Georgendorf – ohne Erfolg.
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Joel aus Pragsdorf tot in Gebüsch gefunden
„Wir haben nichts gefunden“, erinnerte sich der 19-Jährige an den Abend der Suche. „Wir sind dann irgendwann nachhause. Dann haben wir herausgefunden, dass sie ihn gefunden haben“, so Kalisch. Sein Onkel und er seien sofort zur Familie gefahren. Die war seinen Aussagen zufolge aber schon mit der Polizei unterwegs zum Fundort.
Feuerwehrleute waren es, die den Jungen schließlich in der Nähe eines Bolzplatzes im Gebüsch fanden. Laut der Polizei hatte Joel „massive Verletzungen am Oberkörper“. Die Rettungskräfte versuchten noch ihn wiederzubeleben. Aber es war bereits zu spät.
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Obduktion liefert erschütterndes Ergebnis: Joel wahrscheinlich erstochen
Am Freitagmittag wurde die Obduktion des Sechsjährigen abgeschlossen. Demnach sei Joel „in Folge von scharfer Gewalt“ ums Leben gekommen, dem Jungen wurden also tödliche Schnitt- und Stichverletzungen zugefügt, gab die Polizei bekannt. Ermittelt wird zunächst wegen Totschlags. Aktuell sucht die Polizei nach dem mutmaßlichen Tatwerkzeug und natürlich dem oder den Tätern.
„Die Gemeinde Pragsdorf ist bestürzt und tieftraurig, dass sowas in unserem Ort passieren kann. Wir wollen jetzt die Ermittlungsergebnisse abwarten“, sagte Bürgermeister Opitz zu RTL. Psychologen sollen die Mitschülerinnen und Mitschüler sowie das Lehrpersonal des Jungen unterstützen. Zudem sei ein Trauerort in der Schule eingerichtet worden, teilte das Schweriner Bildungsministerium mit. Ab Montag werde an der betroffenen Schule für eine gesamte Woche auf Leistungskontrollen verzichtet.
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Gewaltsamer Tod des kleinen Joel: "betroffen und sprachlos"
„Während uns der Todesfall höchst betroffen und sprachlos zurücklässt, ist es unsere Aufgabe und Pflicht, nun die Familien und Freunde, Mitschülerinnen und Mitschüler sowie Lehrkräfte dabei zu unterstützen, mit der unfassbaren Situation umzugehen“, wurde Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) zitiert. „Ihnen gilt mein tief empfundenes Mitgefühl“.
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